Nie mehr Südtirol
Der 20-jährige Neapolitaner, der in Bozen ein Ehepaar um 38.000 Euro erleichterte, ist nach einem gerichtlichen Vergleich über 26 Monate Haft wieder auf freiem Fuß.
Ein junger Mann mit kurzen Hosen, zahlreichen Tattoos und einem Schnauzbart, spaziert etwas nervös und in Begleitung seines Anwalts durch die Hallen des Bozner Gerichtspalasts. Es ist jener 20-jährige Neapolitaner, der am Dienstag unter dem Vorwurf, zusammen mit einem Komplizen ein Bozner Rentner-Paar um 38.000 Euro betrogen zu haben, festgenommen wurde.
Der Süditaliener hat gerade eine Strafverhandlung (Sofortverfahren) vor Richter Walter Pelino hinter sich gebracht, durch das er seine Freiheit wiedererlangte. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben sich darauf geeinigt, dass der Mann eine Strafe von zwei Jahren und zwei Monaten wegen erschwerten Betrugs erhalten soll. Formalisiert werden soll der Deal mit einem Urteil am 12. November.
Aber einstweilen ist der Tatverdächtige auf freiem Fuß und muss auch nicht damit rechnen, die vereinbarte Strafe abzusitzen bzw. im Sozialdienst abzuleisten – falls er nicht noch einmal straffällig wird. Eine Bestimmung aus der Strafprozessordnung sieht nämlich vor, dass Haftstrafen für Unter-21-Jährige, die unter zweieinhalb Jahren liegen, ausgesetzt werden. Die dafür notwendige Voraussetzung, nicht vorbestraft zu sein, erfüllt der 20-jährige Neapolitaner.
Er wurde am Ende der Verhandlung von Richter Pelino aufgefordert, sich kein weiteres Mal in Südtirol blicken zu lassen. Er und sein Komplize (dieser heißt mit Vornamen Ciro und ist flüchtig) waren offenbar eigens für den Betrug nach einer bekannten Masche nach Südtirol gereist. Laut Erkenntnissen der Carabinieri kannten sie – über die sozialen Medien – den Namen und einige andere Daten des Sohnes des Bozner Rentner-Paares. Es folgte ein Anruf bei seiner Mutter durch einen selbsterklärten Maresciallo der Carabinieri (später wurde in den Telefonaten mit dem Ehepaar ein Anwalt daraus), um sie über einen vom Sohn angeblich verursachten Autounfall zu informieren. Während der Ehemann der Frau in die Carabinieri-Kaserne eingeladen wurde, wurde die Ehefrau telefonisch aufgefordert, Geld und Schmuck als Anzahlung für die Entschädigung des Unfallopfers zu übergeben, was dann auch geschah. Konkret: Eine Cartier-Uhr, zwei goldene Eheringe, vier Diamantringe und 190 Euro in bar. Der Sohn des Ehepaares verständigte die echten Carabinieri, die durch einen raschen Einsatz einen der Täter mit den Preziösen im Wert von 38.000 Euro festnahmen. (tom)
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