Kampf um Schloss Maretsch
Ein Vorstoß von Landesrat Christian Bianchi sorgt im Bozner Rathaus für Irritation – das Land soll Schloss Maretsch im Zuge der übernehmen. Geschätzter Wert: 15 Millionen Euro.
von Thomas Vikoler
Das Land greift nach Schloss Maretsch, dessen lukrativen Parkplatz und die umliegenden Weingüter. Der entsprechende Vorstoß kommt von Vermögenslandesrat Christian Bianchi.
„Als zuständiger Landesrat ist es mein oberstes Ziel, die öffentlichen Güter zu schützen. Einstweilen bin ich dafür die Möglichkeit auszuloten, dass die Landesverwaltung das Schloss erwirbt, um sicherzustellen, dass das Schloss in der öffentlichen Hand bleibt“, erklärte Bianchi gestern.
Seine Aussage ist ein Reflex auf die Debatte im Landtag zum Nachtragshaushalt, wo ein Antrag des PD-Abgeordneten Sandro-Repetto, Schloss Maretsch nicht an Private zu verkaufen, letztlich – nach einem positiven Votum im Gesetzgebungsausschuss – von der Regierungsmehrheit niedergestimmt wurde.
Paul Köllensperger (Team K) warnte beispielsweise davor, dass eine neue Tourismusorganisation gegründet werden könnte, die die Liegenschaften mit Gewinn veräußern würde. Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte, dass die Regierung das öffentliche Eigentum verteidigen wolle. ES gehe lediglich darum, den Privatisierungsprozess sorgfältig zu prüfen.
Seit Jahren wird darüber gesprochen, die Verkehrsämter von Bozen und Meran, die derzeit öffentlichen Rechts sind, zu privatisieren. Der Verwaltungsrat des Bozner Verkehrsamtes hat einen Wirtschaftsberater beauftragt, alle wirtschaftlichen und juristischen Optionen für ein neues Rechtssubjekt zu prüfen. Dass vor den Gemeinderatswahlen diesbezüglich etwas Konkretes passiert ist, unwahrscheinlich. Die Gemeinde Bozen bestimmt den Präsidenten des Verwaltungsrates, aktuell Roland Buratti, dessen Mandat im Mai 2025 ausläuft. Das Land benennt einen Teil der Verwaltungsräte.
Der Bozner Vermögensstadtrat Stefano Fattor, wie Repetto ein Vertreter des PD, erteilt den Kaufgelüsten des Landes auf Schloss Maretsch eine entschiedene Absage. „In unserem Regierungsprogramm steht nichts von einer Privatisierung, sondern lediglich von einer organisatorischen Neuausrichtung des Verkehrsamtes und der Tourismuswerbung. Im Stadtrat wurde bisher nie darüber gesprochen, deshalb steht derzeit weder eine Privatisierung noch eine Abtretung von Schloss Maretsch zu Diskussion“.
Fattor gibt aber zu verstehen, dass es nicht vertretbar wäre, dass das Land eines der schönsten Schlösser der Stadt übernimmt.
Schloss Maretsch ging in den 1930iger Jahren unter dem Faschismus an das Verkehrsamt und wird derzeit von der Schlösserstiftung der Gemeinde Bozen verwaltet. Der Wert des Schlosses, des Parkplatzes und der umliegenden Weinberge wird auf zwölf bis 15 Millionen Euro geschätzt.
Es ist klar, dass die finanziellen Ressourcen des Landes im Falle einer Abtretung von Schloss Maretsch größer wären als jene der Gemeinde Bozen.
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