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Der übergangene Landesmeister

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Stunk im LVH mit dem Rücktritt eines Kastelruther Funktionärs. Einem Mitarbeiter, Landesmeister bei den Malern, wurde die Teilnahme an den World Skills verweigert.

von Christian Frank

Im LVH brodelt es. Die Ortsgruppe Kastelruth fordert den Rücktritt des LVH-Obmannes der Maler, Florian Mayr, und droht andernfalls mit dem eigenen Austritt. Der Vorsitzende der Kastelruther Ortsgruppe, Thomas Fill, hat bereits aus Protest sein Amt niedergelegt.

Anlass für den Stunk ist die Landesmeisterschaft der Maler, welche, wie für viele andere Handwerksberufe, jährlich vom LVH organisiert wird. Wer diesen Wettbewerb für sich entscheidet, beweist der Beste seines Fachs zu sein und qualifiziert sich automatisch für die Berufsweltmeisterschaft Worldskills. So wurde es zumindest bis jetzt stets gehandhabt. Als ein junger Kastelruther zum Landesmeister der Maler gekürt wurde, war die Freude auch bei seinem Arbeitgeber, Thomas Fill, groß, welcher ihn bereitwillig bei der Vorbereitung unterstützte.

„Der junge Maler musste viele Wochenenden für die Vorbereitungen auf die Meisterschaft opfern, er hat sich aber engagiert gezeigt und kein einziges Mal gefehlt“, berichtet Fill.

Während sich der Kastelruther bereits auf einen Ausflug nach Lyon freute, dem Austragungsort der diesjährigen Worldskills, erhielt er eine unerwartete Nachricht des Landesverbandes der Handwerker.

Darin wurde dem Maler aus Kastelruth angekündigt, dass für die Teilnahme an den Worldskills eine zweite Vorentscheidung notwendig sei. Der Sieger der Landesmeisterschaften bei den Malern müsse dabei gegen den Zweitplatzierten antreten. Der Gewinner darf nach Lyon.

„Es war mir völlig unverständlich, warum es dazu kommen sollte. Die Landesmeisterschaft wurde völlig rechtens ausgetragen und gewonnen“, kommentiert der Sprecher der LVH-Ortsgruppe Kastelruth, Christian Gramm.

Fill und Gramm wurden skeptisch und protestierten bei ihrem eigenen Verband.

„Von Seiten des LVH wurde eine weitere Vorausscheidung in der Berufsschule Schlanders vor einer mehrköpfigen Jury gefordert. Obwohl die Entscheidung bereits in der Messe Bozen vor über 3.000 Zuschauern und einer Jury gefallen ist. Für uns ein klarer Versuch, den Gewinner zu entthronen“, echauffiert sich Fill. Auf den Protest folgte eine forsche Antwort des LVH, dass die Entscheidung dem Verband obliege und die Ortsgruppe hierbei kein Mitspracherecht hätten.

Die Ortsgruppe Kastelruth beschloss daraufhin, den Landesmeister nicht zu dem Duell nach Schlanders zu schicken, da sie kaum mit einer fairen Beurteilung der Jury rechnete.

„Es ist eine offensichtliche Schacherei. Der Malerwettbewerb ist eine sehr subjektiv beurteilte Disziplin, welche man kaum quantitativ messen kann. Das Ergebnis war voraussehbar“, erklärt Fill.

Nachdem der amtierende Landesmeister nicht bei der zweiten Vorentscheidung antrat, kam es zur bizarren Situation, dass der Vize-Landesmeister die Quali Schlanders allein bestritt. Er darf deshalb zu den Worldskills, alle Südtiroler Teilnehmer werden am 7. August am Sitz der Handelskammer in Bozen vorgestellt.

Die LVH-Ortsgruppe Kastelruth ließ dieses Manöver nicht auf sich sitzen und forderte eine Zusammenkunft zwischen ihr, dem LVH und der Handelskammer, die am Dienstag stattfand.

Die Vertreter des LVH verwiesen auf einen Passus in der Wettbewerbssatzung, welcher besagt, dass sich der Gewinner der Landesmeisterschaft nicht automatisch für die Worldskills qualifiziert. Weiters argumentierten sie, dass der 19-jährige Landesmeister der Maler aus Kastelruth zu jung für die Teilnahme an den Worldskills sei und womöglich dem Druck einer WM nicht standhalten könnte.

Thomas Fill hält dies für einen Vorwand: „Von den zwölf Teilnehmern an der Landesmeisterschaft der Maler waren fünf Jahrgang 2004 und somit quasi gleich alt wie der Sieger. Wenn das Alter ein Problem wäre, müsste man das vorweg klarstellen.“

Für fadenscheinig halten die beiden Funktionäre der LVH-Ortsgruppe Kastelruth auch das Angebot der Verbandsspitze, den diesjährigen Landesmeister, quasi als Trostpreis, die Teilnahme an den nächstjährigen Worldskills in Shanghai zuzusichern.

„Das ergibt doch keinen Sinn. Das würde bedeuten, dass aufgrund einer solchen Abmachung der nächstjährige Landesmeister auch übergangen wird. Wir lehnten diesen Deal entschieden ab“, berichtet Gramm.

Er fordert, dass die Landesmeisterschaften in Hinkunft nicht mehr vom LVH ausgetragen werden. Und bis Freitag erwartet er die Entscheidung der Verbandsspitze zur Rücktrittsforderung aus Kastelruth. Tritt Florian Mayr nicht zurück, will die Ortsgruppe geschlossen zurücktreten.

Weder Maler-Obmann Mayr noch LVH-Präsident Martin Haller für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Kastelruther Ortsgruppe erreichbar.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • opa1950

    Und da sagt mir jemand daß es in Südtirol die sogenannte M ….a nicht gibt.Schlimmer als in Sizilien.

  • robby

    Die wenigsten Südtiroler können sich vorstellen wie intrigant und hinterfotzig in diesem Verband gearbeitet wird. Eine Schlangengrube ist nichts dagegen.

  • nochasupergscheiter

    Was meint ihr was die ganzen Leute in Verband und lvh Service den ganzen Tag machen, mit den Geldern die sie von den Handwerkern kassieren… Die müssen stunk machen und streiten, sonst hätten sie ja zu mindestens 50 Prozent keine Daseinsberechtigung…
    Schon munter und seine Frau haben gezeigt, schön in Lvh verdienen und Mercedes Ml Fahren, und dann noch beteiligt bei den Renten Privilegien der Landtagsabgeordneten und auch hier ganz vorne mitmischen

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