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Das Kubatur-Geschenk

Foto: LPA/ Pixabay

Während das Land an der Wohnbau-Reform bastelt, gibt es erst einmal ein Kubatur-Geschenk für Eigentümer von älteren Gebäuden im landwirtschaftlichen Grün. Die grüne Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer kritisiert es heftig.

von Thomas Vikoler

„Der Landeshauptmann hat eine große Revolution in Sachen Wohnbau angekündigt. Herausgekommen ist nicht einmal ein Revolutiönchen. Es ist bei der Ankündigung geblieben“, konstatiert die grüne Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer.

Zuletzt war tatsächlich von Initiativen der Landesregierung zugunsten des „leistbaren Wohnens“ die Rede, das entsprechende Paket soll im September vorliegen. Die jüngste Klausurtagung zum Thema verspricht allerdings nichts Gutes.

Kürzlich wurde bekannt, dass die Landesregierung eine neue Durchführungsbestimmung zum Bauen im landwirtschaftlichen Grün beschließen will. Ein Kubaturbonus für energetische Sanierung von 200 Kubikmetern für alle bestehenden Gebäude, die vor 1973, also vor der Einführung der Bauleitpläne, bestanden haben. Diese Gebäude können demnach auf bis zu 1.200 Kubikmeter erweitert werden. Aus einem beispielsweise bescheidenen Ferienhaus kann so ein Gebäude mit drei Wohnungen werden. Mit einer Einschränkung: Laut Ankündigung sind die 200 Kubikmeter aus dem Energiebonus konventioniert sein. Die Frage ist freilich, wie das überprüft werden kann, wenn der Rest des Gebäudes freie Kubatur ist.
„Unter dem Denkmantel des leistbaren Wohnens soll es jetzt ein weiteres Kubatur-Geschenk geben. Ein weiteres Geschenk, weil es bereits 2018 ein solches gab“, kritisiert Rohrer, die dazu eine Landtagsanfrage eingebracht hat.

Sie sieht durch die Maßnahme, die Urbanistiklandesrat Peter Brunner mit einer Ungleichbehandlung von Gebäuden im landwirtschaftlichen Grün mit solchen in Wohnbauzonen begründet, die Verletzung der Grundsätze des seit Juli 2020 geltenden Gesetzes für Raum und Landschaft verletzt. Nämlich der Zersiedelung Einhalt zu gebieten.

Im landwirtschaftlichen Grün gilt eigentlich ein Bauverbot. Bei der Verabschiedung des Gesetzes für Raum und Landschaft im Jahr 2018 wurde die Möglichkeit geschaffen, seit 1973 bestehende Wohngebäude im landwirtschaftlichen Grün ab 300 Kubikmetern Baumasse auf bis zu 1.000 Kubik zu erweitern (zuvor waren es 800). Geschlossene Höfe können auf bis zu 1500 Kubikmeter erweitert werden. Für sie soll der neue Kubaturbonus laut Ankündigungen nicht gelten.
Im Jahr 2020 hat die Landesregierung die Verordnung zum Bauwesen erlassen, womit im landwirtschaftlichen Grün die Möglichkeit eröffnet wird, neue unterirdische Kubatur zu errichten. Bis 2023 gab es zwei Einschränkungen: Die unterirdische Kubatur darf lediglich 20 Prozent der oberirdischen Baumasse betragen und allein für Nebenzwecke (z. B. Garage) genutzt werden. Beide Beschränkungen sind durch eine Gesetzesänderung vor den letzten Landtagswahlen ebenfalls gefallen.
Die rechtlichen Voraussetzungen für den Kubaturbonus im landwirtschaftlichen Grün werden mit der Änderung am Landschaftsleitbild im Jahre 2023 geschaffen. Selbst die damalige Urbanistiklandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer zeigte sich skeptisch und verwies auf zusätzliche Herausforderungen für die Gemeinden (Müllabfuhr, Infrastrukturen, Schülertransport).

„Während die Südtiroler Familien auf Maßnahmen warten, damit sie sich das Wohnen endlich wieder leisten können, während alle anderen mit Ankündigungen vertröstet werden, gibt es für alle, die ein Wohnhaus im landwirtschaftlichen Grün besitzen, ein weiteres, politisch widersinniges Kubaturgeschenk“, kritisiert Rohrer.
Sie weist dazu auf Zahlen des ASTAT, wonach zwischen 2002 und 2012 die im Landwirtschaftsgebiet verbaute Fläche um 32 Prozent gestiegen ist – ein größerer Anstieg als innerhalb des Siedlungsgebiets.

Rohrer fürchtet, dass das angekündigte Kubatur-Geschenk nun einen weiteren Bauboom im Grünen auslöst.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (15)

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  • leser

    ja der brunner
    er ist der unumstrittene kubaturkönig
    er hat es sozusagen erfunden wie man konventionierte kubaturen freistellt
    seine spuren sind heute noch im pustertal sichtbar wie er zu seinen glanzzeiten als immobilienkönig gewütet hat
    heute ist er vom bick zum gärtner und alles ist spitze
    da ist widmann schon fast ein bravele

    • hermannh

      leser: jemanden schlecht nachreden ist verdammt leicht, sich in der Materie auskennen ist was anderes ….

      Was ist den ein „bick“? Vielleicht wäre es bei Dir besser die Zeit in einen Deutschkurs zu investieren, als immer alles besser zu wissen 🙂

  • opa1950

    Kompatscher und Brunner haben sich gefunden. Lassen wir uns überraschen.

  • unglaublich

    Urlaub auf dem Bauernhof x2.

  • ostern

    Frau Maier(Freiheitlichen) nicht immer ja sagen zu dem was die SVP vorbringt, oder sind Sie bereits „SVP GEIMPFT“? Bei den nächsten Wahlen sind Sie und Ihre Partei weg vom Fenster.Ihnen persönlich kann es egal sein, da Sie bei den Wahlen nicht mehr antreten dürfen.

    • opa1950

      Mair ist schon lange SVP geimpft.Sonst hätte Kompatscher sie nicht in die Regierung geholt. Da sie nicht mehr kandidieren darf braucht Sie vor ihrem Abschied aus der Politik noch einige Schlagzeilen.

  • asd

    Warum soll im landwirtschaftlichen Grün nicht gebaut werden, wenn Wasser, Strom und Anschluss für Kanalisation vorhanden sind?

    Wenn ich durch Südtirol fahre, habe ich keineswegs dass Gefühl dass alles zugebaut ist. Vielmehr sehe ich dass überall dort wo der Bauer nicht mehr mäht Stauden und Bäume wachsen und so schöne Wiesen verschwinden.

    Auf jeden Fall ist es so, dass seit den Kuenzer Zeiten bis heute mit dem ganzen hin und her keinen Planungssicherheit mehr gegeben ist und jedes Bauamt fast nur noch mit dem studieren von neuen Bestimmungen beschäftigt ist.

    Folge: Stillstand

    • morgenstern

      Mir sind Stauden und Bäume lieber als Pestizid belastete Monokulturen und überdüngte bzw. mit Planen abgedeckte Felder bis hoch zur Waldgrenze.

      • rumer

        @morgenstern
        wir haben in Südtirol keine Monokulturen. Die Definition von Monokultur ist: in großen Feldern viele Jahre nur eine einzige Kultur.
        1. wir haben in Südtirol keine großen Felder
        2. in Obst und Weinanlagen wachsen noch viele Gräser….also nix mono.

        • meintag

          @rumer
          Welche Gräser? Die man nicht einmal den Kleintieren wie Henne oder, Schaf oder Ziege füttern darf.

          • rumer

            @meintag
            1. wachsen dort Gräser, ob für Huhn oder nicht ist irrelevant
            2. gibt es in Südtirol keine großen Felder. 100 Meter weiter ist schon wieder ein Randstreifen und wieder ein anderes Feld
            Fakt ist: in Südtirol gibt es keine Monokultur.

  • nemesis

    In den letzten 60 Jahren hat sich Südtirol gewaltig geändert das ist sicher.
    Wie ich schon mehrmals angemerkt habe Urlaub auf den Bauernhof aber nicht für die Einheimische Bevölkerung das einfache Fußvolk hat Nachteile teure Lebenshaltungskosten und Kaufwohnungen sind unbezahlbar.
    Stimmt wenn es einen nicht passt kann man ja auswandern ?.
    Interessant wenn jemand eine Änderung in seiner Wohnung Kondominium machen möchte geht das nicht aber für andere Bauern macht man eine Ausnahme.
    In einer weiteren Zukunft wird es nur noch eine Handvoll reine Bauer geben da sich viele umrüsten auf Touristen und Urlaub auf den Bauernhof das bringt mehr Geld.
    Die Ausverkaufte Heimat.

  • nobodyistperfect

    Super im landwirtschaftlichen Grün, machen wir den Bauern jetzt schon ein Weihnachtsgeschenk, denn sonst müssen sie zulange warten. Was für eine Sauerei!

    • rumer

      @nobody
      warum soll jedes Haus in der Stadt einen Kubaturbonus bekommen, die Häuser am Land aber nicht? Erklär mir das mal bitte.
      P.S. es gibt nicht nur geschlossene Höfe sondern auch andere Häuser im landwirtschaftlichen Grün

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