Freiheit 1991
Während wir grad zuschauen müssen, wie der machistische US-Nachbar wahlkämpfend groß tut, gibt es im Kino die seltene Gelegenheit, zu sehen wie Amerika auch ticken kann.
Von Renate Mumelter
Der Trailer aus dem Jahr 1991 macht sofort wieder Lust auf diesen Film, in dem zwei unternehmungslustige Frauen von der Enge ihres Lebens Pause machen wollen.
Thelma, die Hausfrau mit despotischem Ehemann und Louise, die Kellnerin, brechen mit Louises Ford Thunderbird Cabrio zur großen Fahrt auf. Sie wollen sich befreien, Freiheit erleben. Dass das gar nicht so einfach werden dürfte, deutet schon ein Bild von der Tankstelle an, in dessen Hintergrund ein Muskelprotz mit Hanteln übt. Auf Protze treffen die Frauen immer wieder, und sie müssen sich wehren, sehr sogar.
Ihr Spaß am Leben wird gerne missverstanden, ihre Freundlichkeit auch. Schnell kommen auch jene Dinge ins Spiel, welche die Frauen bereits vor ihrer Fahrt erleben mussten, darunter eine Vergewaltigung.
Thelma&Louise
wehren sich, und das hat zur Folge, dass sie gejagt werden und sich schließlich für die Freiheit entscheiden. Derjenige, der Verständnis für sie hatte, kommt zu spät.
Ridley Scott (Blade Runner, Alien) erzählt die kluge Geschichte (Drehbuch Callie Khouri) rasant, begleitet von mitreissender Musik (Hans Zimmer) und gespielt von zwei Frauen, denen die Rollen eindeutig liegen. Susan Sarandon ist nach wie vor gesellschaftlich engagiert, Geena Davis ebenso. Dazu kommen ein paar Männer, unter anderem Harvey Keitel als verständnisvoller Polizist und ein ganz junger Brad Pitt als hübscher aber schräger Autostopper.
Callie Khouri gewann für ihr Drehbuch den Oscar. Susan Sarandon und Geena Davis wurden für den Oscar nominiert (gewonnen haben sie ihn später für andere Rollen), nominiert wurde auch Ridley Scott (Regie), Adrian Biddle (Kamera) und Thom Noble (Schnitt). Die Konkurrenz war in diesem Jahrgang mit „Schweigen der Lämmer“ und „JFK“ sehr groß.
„Thelma&Louise“ ist einer der Filme, die unbedingt auf die Leinwand müssen, und dorthin kommt er in restaurierter 4k-Fassung am 7., 8. und 14. August im Filmclub Bozen und am 12. August im OpenAir in Kaltern – ein Unbedingt-Termin.
Kino unterm freien Himmel
heißt die Open-Air-Reihe von Teßmann und Filmclub, die vor ein paar Tagen im Hof des Ansitzes Rottenbuch in der Bozner Diaz-Straße begonnen hat. Jeweils am Donnerstag um 21h gibt es eines der Kinohighlights der Saison und gleichzeitig läuft für Kinder ein Film in der Bibliothek. Nur am 15.8. ist Pause. Abgeschlossen wird die Reihe am 29.8. mit dem stillsten und besten Film der Saison, mit Wenders‘ „Perfect Days“.
Kino unterm LichtenStern
in Lichtenstern am Ritten ist aus mehreren Gründen besonders, u.a. gibt es ab 20h einen Aperitiv, bei dem Spenden für die Aktion Kinderherz gesammelt werden. Außerdem ist der Schauplatz wunderbar, und er ist auch gut zu Fuß zu erreichen.
Das Open-Air-Programm in Kaltern läuft weiter, und am Montag sind im Garten der Brixner Stadtbibliothek „Kleine schmutzige Briefe“ zu sehen, eine eher leichte, amüsante und großartig gespielte Kost.
Das traditionelle Saalkino läuft natürlich weiter, im Filmclub mit interessanten Filmen und einem Geschenk: der Eintritt kostet derzeit nur 3,50 Euro, wenn der Film zur Initiative des Kulturministeriums Cinema Revolution gehört. Meine besondere Empfehlung „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz mit Birgit Minichmayr als Maria Lassing.
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