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„In der Sackgasse enden“

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Der Transit-Streit zwischen Freiheitliche und Süd-Tiroler Freiheit geht weiter. Jetzt wehrt sich Pius Leitner gegen die Vorwürfe von Sven Knoll.

Seit einigen Tagen gibt es einen Streit zwischen den Freiheitlichen und der Süd-Tiroler Freiheit. In verschiedenen Aussendungen werfen sich Sven Knoll und Ex-Freiheitlichen-Obmann Pius Leitner gegenseitig vor, die Problematik nicht richtig zu verstehen und falsche Lösungswege vorzuschlagen. Jetzt reagiert Leitner erneut auf eine Aussendung von Knoll:

Wer die Verkehrsproblematik mit der patriotischen und/oder parteipolitischen Brille lösen will, wird in einer Sackgasse enden. Lösungen müssen realitätsbezogen sein und die Bedürfnisse der Menschen (Gesundheit, Ruhe, Umwelt) mit jenen des freien Warenverkehrs in Einklang bringen. Alle wünschen wir uns weniger Verkehr, aber alle sind wir Teil davon und alle nützen wir die persönlichen Freiheiten. Gerade als Bewohner des verkehrsgeplagten Eisacktales, wo derzeit gleich mehrere Großbaustellen in Betrieb sind, wünsche ich mir Verbesserungen. Man könnte es sich als Eisacktaler ja leicht machen und eine Verteilung des Verkehrs verlangen, so nach dem Motto: baut die Alemagna und/oder die Ulm-Mailand, warum muss alles durchs Eisacktal?

Wogegen ich mich wehre, ist der Umstand, dass der LKW immer noch zum alleinigen Sündenbock abgestempelt wird. Auf der Grundlage von Erhebungen zur Umweltbelastung durch den Verkehr Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden Maßnahmen getroffen, die zur Verbesserung der Luftqualität und zur Eindämmung des Lärms geführt haben. Die LKWs wurden nachgerüstet und es ist eine Tatsache, dass die zulässigen Werte inzwischen deutlich unterschritten werden. Zum Vergleich: den rund 2,4 Millionen LKWs, die über den Brenner fahren, stehen rund 13 Millionen Personenkraftwagen gegenüber.

Die vor bald 20 Jahren von der Tiroler Landesregierung durchgeführte „Statuserhebung Inntal“ (die Messungen wurden täglich über ein Jahr zwischen Kufstein und Haiming durchgeführt) ergab folgendes Ergebnis: der gesamte Verkehr erzeugte 38% der Schadstoffemissionen. 69% kamen von der Autobahn, entspricht 26% der Schadstoffe. Davon entfielen wiederum 63% auf die PKWs, gleich 16,4% der Schadstoffe und 37% auf die LKWs, gleich 9,6% der Schadstoffe. Rechnet man dem Transit zwei Drittel zu, verbleibt für die LKWs ein Anteil von 6,3%! Von der Tiroler Umweltlandesrätin Ingrid Felipe stammt die Aussage „Trotz des gestiegenen Verkehrs ist die Luft besser geworden“ und Fritz Gurgiser erklärte „das Problem heute sind nicht mehr die Schadstoffe“. Eine Erhebung in Südtirol dürfte ähnlich ausfallen. Das Problem sind also nicht mehr die „stinkenden“ LKWs, sondern die Anzahl der Fahrzeuge, wobei der Zuwachs der PKWs ungleich höher ist als jener der LKWs. Aus naheliegenden Gründen (Tourismus, persönliche Freiheit) bleibt der PKW eine heilige Kuh, wohingegen die Verlagerung des Warenverkehrs von der Straße auf die Schiene im wahrsten Sinn des Wortes im Stau stecken bleibt. Daher braucht es bis zur Inbetriebnahme des BBT Zwischenlösungen.

Die Begründung, der Umwegverkehr entstehe vor allem wegen der billigen Maut und des billigen Diesels, ist ganz einfach falsch. Der Diesel kostet dem Frächter in Süd- und Nordtirol mehr oder weniger gleich viel und die Maut würde der Endverbraucher berappen. Entscheidend für den LKW-Warenverkehr sind Lade- und Bestimmungsort; dies gilt auch für die Routenwahl des alpenquerenden Verkehrs. Zudem bedarf der Begriff „Umwegverkehr“ einer klaren Begriffsbestimmung. Auch ein Kilometer ist mathematisch schon ein Umweg. Die von Sven Knoll zitierte Studie, die ich selbstverständlich kenne, lässt nach seiner Rechnung den Schluss zu, dass wir sogar 75% Umwegverkehr haben. Laut Studie sind 33% der LKWs mit bis zu 60 KM Umweg unterwegs, laut Knoll kämen 42% dazu, die eine um mehr als 60 Km kürzere Strecke hätten. Noch Fragen? Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Als Patriot müsste Knoll zumindest unseren Vorschlag unterstützen, die gesamte Europaregion Tirol als Ziel- und Quellverkehr einzustufen.

Wenn dann noch ideologische Aspekte mehr zählen, als sachdienliche Diskussionen, kommt man annehmbaren Lösungen sicher nicht näher. Aus Berichten in den österreichischen Medien geht hervor, dass die grüne Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler Gespräche mit Italiens Verkehrsminister Salvini mehrfach abgelehnt habe, weil sie „nicht mit Rechtsradikalen“ spreche. Das letzte gemeinsame Treffen fand vor über einem Jahr statt und dauerte eine halbe Stunde. Bleibt zu hoffen, dass nach der österreichischen Nationalratswahl Ende September andere Kräfte ans Ruder kommen, die Lösungen mit Gesprächen suchen und verhindern, dass sich Gerichte damit befassen müssen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • rumer

    Der BBT, wenn man ihn der FS gibt, bringt nur eine Entlastung von 14%. Eine richtige Entlastung brächte nur ein System, bei dem die LKWs auf Einzelpaletten autonom durch den Tunnel fahren.

    • hermannh

      Rumer: nicht vergessen darfst Du, dass auch die neuen Antriebstechniken vor Lärm und Abgasbelastung schützt!

      Der BBt wird mehr Entlastung bringen als ein System welches es nur bei uns gibt (Einzelpaletten). Aber auch hier wird die Zukunft noch die ein oder andere Entlastung bringen.

      • rumer

        @hermann
        ja, Lärm und Abgas wird durch die E-LKWs deutlich bzw. ganz reduziert werden. Das wissen auch die Grünen, deshalb eiern sie nicht mehr wegen der Umweltverschmutzung sondern wegen der puren Präsenz der LKWs. Die größten Eiertreter sind diejenigen, welche günstigen Baugrund in Strassennähe kauften.
        Die Einzelpaletten könnten auch 50% Entlastung bringen, wenn folgendes realisiert wird.
        1. jederzeitige Zufahrt zu den Portalen möglich.
        2. Preisgünstig
        3. keine streiklustigen Angestellten
        4. Fahrer kann in der Zwischenzeit pennen

  • opa1950

    Spricht Denn Leitner von sich aus so einen Blödsinn,oder im Auftrag der Ulli. Leitner sollte seine Supervilla in Vahrn genießen, welche er mit Steuergeldern gebaut hat . Der Goldene Doppel Pensionär sollte sich nicht mehr in die Politik einmischen.

    • summer1

      So, und welches Argument steckt nun in deinem Kommentar außer Belwidigungen und Unterstellungen?
      Pfui!

      • pingoballino1955

        summer1 der begoldete Doppelpensionär ist Tatsache!

        • summer1

          Pingo
          Da ist Leitner nicht der einzige, es gibt sie in anderen Parteien genauso. Und komm jetzt ja nicht mit dem TeamK, denn Ploner ist ein so hoher Goldpensionär, dass er nicht mal die Landtagsdiät ausbezahlt bekommt, dafür aber noch immer in Privatkliniken anschafft.
          Also das ist kein Argument, denn die beiden Pensionen stehen ihm ganz legal zu!

          • pingoballino1955

            summer1 stimmt,auch Dr. Franz Ploner,dem Leitner gönnst du es dem Dr. PLONER nicht,warum???

          • summer1

            Pingo
            Ich habe nicht vo. Goldpensionär angefangen. Also neidet ihr Leitner was!

          • hermannh

            Sommer: der Ploner darf seine Goldpension, sein Landtagsgehalt und für seine private Arbeit als Arzt 3fach kassieren, der ist vom Team Kölle: die Regel gelten für alle ausser für Team Kölle Mitglieder… das ist laut Logik vom Kölle Team so!

  • ummagumma

    @ sumperle1, ein gewählter Ploner wäre ein Segen, weil Messner ( ( LH Postenretter) bisher total versagt hat 🙂 Das ist nun mal Fakt! 🙂

  • ummagumma

    Bist du zu bloed um richtig zu lesen!!! Messner hat mehr Stimmen ja und trotzdem ist der KH Retter eine einzige Enttäuschung. Die Südtiroler haben sich blenden lassen!

  • jorge

    Diese Seite beinhaltet nur Polemik und ist von Nieveaulosigkeit geprägt. Der eine pöbelt gegen den anderen, der nächste pöbelt wieder zurück, diffamiert und unterminiert. Um die eigentliche Sache, nämlich Ausgewogenheit und gerechte Verteilung der Ressourcen bzw. der Belastung und den Erhalt einer verträglichen Umwelt, geht es anscheinend kaum jemand, welche hier so taktlos, primitiv und wüst um sich schimpfen.

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