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Freiheit für die Tonkunst

Ferruccio Busoni in Limon, Colorado (c) Staatsbibliothek Berlin

Symposium und Ausstellung zum 100. Todestag von Ferruccio Busoni und Konzert von Grigory Sokolov am Mittwoch. Am Donnerstag spielen dann die letzten sechs 1. Preisträger des Busoni Wettbewerbs aus dem solistischen Gesamtwerk

Der Komponist, Klaviervirtuose, Dirigent und Musiktheoretiker Ferruccio Busoni (Empoli, 1866 – Berlin, 1924) zählte zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten seiner Epoche. Am 27. Juli jährte sich der Todestag des großen Musikers – der 25. Todestag gab 1949 in Bozen den Anlass, den ihm gewidmeten Klavierwettbewerb zu gründen, der 100. Gedenktag ist ein gebührender Anlass, sich intensiv mit Busonis Werk, Wirken und Einfluss auseinanderzusetzen. Die Busoni Mahler Stiftung tut das mit einem Symposium, einer Ausstellung und einem „Klaviermarathon“, in dessen Verlauf das gesamte Solowerk für Klavier von den letzten sechs Gewinnern des Wettbewerbs zur Aufführung gebracht wird. Den Auftakt macht die inhaltliche Beschäftigung mit der titanischen Figur Busonis: Nach einem Auszug aus einem Filminterview mit Alfred Brendel zu Busoni aus dem Jahr 1999 kommen Lorenzo Ancillotti, Thomas Ertelt, Jacopo Pellegrini und Antony Beaumont in Vorträgen zu Wort. Dabei geht es um Busonis Korrespondenz mit seinen Zeitgenossen ebenso, wie um seine visionären Ansichten und sein kompositorisches und pianistisches Vermächtnis.

Im Anschluss wird die verdichtete Form einer Ausstellung präsentiert, die aus Anlass von Busonis 150. Geburtstag 2016 als Koproduktion dreier Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin zu sehen war. Im Mittelpunkt stand dabei der Busoni-Nachlass der Staatsbibliothek. Er umfasst nicht nur Notenmanuskripte und eine fotografische Porträtsammlung, sondern ebenso mehr als 9.000 Briefe, die Busoni mit bedeutenden Protagonisten und Förderern der europäischen Moderne und Avantgarde wechselte. Besonderes Augenmerk richtete die Ausstellung auf Busonis engagiertes Interesse für die bildenden Künste, Literatur und Architektur. In der Stadtgalerie Bozen ist nun eine konzentrierte Abwandlung der Berliner Ausstellung der SPK zu sehen, die zahlreiche Bilder, Partituren und Fotografien in Form von Reproduktionen präsentiert.

Am Donnerstag geht es dann ganz um den Komponisten: Sechs bemerkenswerte 1. Preisträger hat der Busoni Wettbewerb in den letzten 15 Jahren hervorgebracht. Auf zwei Finalrunden ohne Vergabe der höchsten Auszeichnung nach Michail Lifits 2009 wurde sechs Jahre später Chloe Mun die erste asiatische Preisträgerin. Auf sie folgte mit Ivan Krpan ein veritabler Überraschungssieger. Emanuil Ivanovs reifes, reflektiertes Klavierspiel begeisterte 2019 Jury und Publikum, Jae Hong Park war 2021 der erste Preisträger, der das Glocal Piano Project als neue erste Wettbewerbsrunde durchlief, bevor er 2023 die Staffel des Busoni Preisträgers an Arsenii Moon übergab. Am 1. August werden sie große Teil des umfangreichen Klavierwerkes Ferruccio Busonis zur Aufführung bringen, durchsetzt mit Textbeiträgen von und über Busoni, gelesen von Schauspielerinnenlegende Edith Clever.

Am Mittwoch steht überdies ein weiteres pianistisches Highlight mit einem Klaviertitan der Gegenwart im Busoni Festival auf dem Programm: Grigory Sokolov ist zu Gast im Konzerthaus Bozen, seine kompromisslose Hingabe an die Musik lassen jedes seiner Konzerte zu einer transformativen Erfahrung werden. Das Programm in diesem Sommer beginnt mit Duetten und einer Partita von Bach, leitet über zu Mazurken von Chopin und endet in den lyrischen Waldszenen von Robert Schumann.

Symposium (31.7., 16:00 Uhr) und Busoni-Marathon (1.8., 17:00 & 20:15 Uhr) im Merkantilgebäude, Ausstellung (Vernissage 31.7., 18:30 Uhr) in der Stadtgalerie Bozen. Grigory Sokolov am 31.7. um 20:30 Uhr im Konzerthaus Bozen

 

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