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Persona non grata

Gerti Drassl als ehemalige Skiläuferin Andrea Weingartner

Dass ein österreichischer Film in Italien herauskommt, ist keine Selbstverständlichkeit. Bei Antonin Svobodas „Persona non grata“ ist dies jetzt der Fall.

von Renate Mumelter

Im Jänner 2024 erschien im österreichischen „Standard“ ein Artikel mit dem Titel „Gerti Drassl über Nicola Werdenigg: ‚Ich würde das nicht aushalten’“. Es geht um den Film „Persona non grata“, in dem Drassl die Hauptrolle spielt, und es geht um die wahren Ereignisse, die dem Film zugrunde liegen. Der Artikel gibt ein Gespräch zwischen der Südtiroler Schauspielerin und Nicola Werdenigg wieder. Werdenigg erklärt, „Persona non grata“ sei weder ein Dokumentarfilm noch ein Biopic, denn „Es fließt nicht nur eine Geschichte ein, sondern mehrere. Es ist based on true stories. Es sind wahre Geschichten, die stattgefunden haben. Reaktionen, die es gegeben hat. Emotionen, die es gegeben hat.“

 

Der Fall Werdenigg

Nicola Spieß (später Werdenigg) war eine erfolgreiche Skirennläuferin. Als 16-Jährige holte sie erste Weltcuppunkte, 1975 wurde sie österreichische Staatsmeisterin in der Abfahrt, 1976 war sie vierte bei der Olympiaabfahrt in Innsbruck sowie dritte im Abfahrtsweltcup. Nach Studienbeginn 1977 konnte sie nicht mehr an diese Ergebnisse anschließen und beendete mit 23 Jahren ihre Karriere früh. Dann wurde es still um Nicola. 1984 heiratete sie Erwin Werdenigg. Als die #meToo- Bewegung aufkam, beschloss Nicola Werdenigg, den systematischen Machtmissbrauch und die sexuelle Gewalt im österreichischen Skisport der 1970er Jahre publik zu machen.

Sie ging zum Standard und schilderte Sportressortleiter Philip Bauer ihre düsteren Erfahrungen aus dem Skizirkus. Am 20. November 2017 erschien der Artikel „Es gab Übergriffe von Trainern, Betreuern, Kollegen“. Prompt wurde Werdenigg von anderen Medien diffamiert, beispielsweise von der „Krone“, die sie ausführlich als Lügnerin hinstellte. Nicola hielt es aus, und andere schöpften ebenfalls Mut. Soviel zur wahren Geschichte.

Der Film hält sich an diese Fakten, konzentriert sich aber vor allem auf das, was in der Frau vorging, die zum Opfer gemacht wurde, die aber kein Opfer bleiben wollte.

 

Tiroler Verlogenheit

Wie unbequem Wahrheit sein kann, zeigt sich an einer sehr banalen Tatsache: Der Film wurde in Südtirol gedreht, obwohl er in Tirol spielt. Dazu der Standard: „Gedreht wurde in Südtirol. Und das lag nicht nur an der besseren finanziellen Unterstützung, sondern auch an der mangelnden Bereitschaft der Tiroler Filmförderer, wie Regisseur Svoboda vergangenes Jahr andeutete. Die Cine Tirol, ein Teil der Tourismuswerbung und 2021 noch stolz am Skifahrer-Biopic ‚Klammer – Chasing the Line‘ beteiligt, bestreitet eine ablehnende Haltung gegenüber dieser Geschichte. Doch so wie der Skisport nationale Ersatzreligion so ist auch die saubere Oberfläche der Berge eine heilige Tiroler Kuh, die niemand schlachten darf. Missbrauch und MeToo haben da keinen Platz.“

 

Südtiroler Team

Gerti Drassl spielt die Hauptfigur Andrea Weingartner, die schwächer auf die Leinwand kommt als Nicola Werdenigg vermutlich war und ist. Die karriereversessene Mutter wird von Krista Posch gespielt. Mit dabei sind aus Südtirol auch Katja Lechthaler, Peter Mitterrutzner, Jasmin Mairhofer. „Persona non grata“ ist am 25. Juli in Italien angelaufen, auch in Bozen.

 

Gerti Drassl

wird am kommenden Samstag, den 3. August beim UFO-Filmfeschtl in einem Gespräch persönlich zu Gast sein. Dort sind bereits am 30. Juli und am 1. August Filme mit ihr zu sehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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