Du befindest dich hier: Home » Wirtschaft » Der Trend zum Tier

Der Trend zum Tier

Foto: 123RF.com

Der führende Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé erzielt mit Tiernahrung den zweitgrößten Teil seines Umsatzes. Auch in Südtirol wird auf diesen Trend aufgesprungen.

von Tobias Egger

Wenn die Geburtenrate sinkt, steigt die Anzahl der Haustiere, die ebenso ernährt werden müssen. Personen mit Haustieren nehmen in Europa schon seit Längerem zu, so hat sich beispielsweise in Deutschland die Zahl der Katzen und Hunde in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt. Es gibt 15,7 Millionen Katzen und 10,5 Millionen Hunde. Entsprechend ist der Umsatz für Heimtierbedarf um hundert Prozent gestiegen.

Aus dem Wirtschaftsbericht des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé geht hervor, dass der zweitgrößte Umsatz des Konzerns mit Produkten für Heimtiere erzielt wird. Obwohl Nestlé vor allem für Getränke wie Nespresso, Nestea oder Babynahrung bekannt ist, konnte der Umsatz der Tierprodukte den Verkauf der Nutritions-Produkte überholen. Während Produkte für Haustiere, wie die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet, vor zehn Jahren zwölf Prozent des Umsatzes ausmachten, entsprachen sie 2023 mit 18,86 Milliarden Schweizer Franken etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes (92,998 Milliarden CHF). Doch bereits im Jahre 2022 waren es in etwa 19 Prozent des Gesamtumsatzes (94,424 Milliarden CHF). Im Gegensatz dazu verdient Nestlé nur magere vier Prozent mit Mineralwasser.

Bemerkenswert ist zudem, dass das Schweizer Unternehmen am meisten in Heimtierprodukte investiert. Mit 8,6 Milliarden Schweizer Franken investiertes Kapital hebt es sich somit deutlich von den knapp sieben Milliarden schweren Investition in den Bereich Getränke ab.

Mit der im Jahre 2001 gekauften Marke Purina rangiert Nestlé auf Platz zwei des Weltmarktes. An der Spitze steht Mars Cooperation mit Marken wie Whiskas, Sheba oder Pedigree.

Besonders auf hochwertige Tiernahrung wird Wert gelegt, so gibt es bereits verschiedenste Produkte für spezielle Typen, ob geeignet für ein bestimmtes Alter des Tieres oder besonders verdauungsfreundlich.

Im Futter stecken oft tierische Nebenprodukte, die nicht vom Menschen gegessen werden. Dies bedeutet, dass das geschlachtete Tier im Grunde weitgehender verarbeitet wird und weniger Abfall entsteht.

In das Tierfutter-Geschäft sind auch drei Südtiroler Unternehmer eingestiegen, sie haben die Firma PetAlpin gegründet. Die in Leifers angesiedelte Firma hat sich auf hochwertiges Futter für Hunde und Katzen spezialisiert und produziert in hiesigen Produktionshallen. Das PetAlpin Team besteht dem Tierarzt Simon Kirchler, dem Metzger und Produzenten Andreas Thaler sowie dem studierten Wirtschaftswissenschaftler Andreas Wurzer.

Wurzer berichtet, dass er gemeinsam mit dem Bozner Tierarzt Simon Kirchler die Idee bekam, Tierfutter herzustellen. Daraufhin hätten sie bei vielen Südtiroler Metzgereien um eine Zusammenarbeit angefragt. „Wir haben uns dann für den Metzger Andreas Thaler entschieden“, so Andreas Wurzer. Andreas Thaler habe aufgrund der großen Nachfrage dann entschieden, ausschließlich als Metzger für Tierfutter zu arbeiten.

Und was sagt Firmen-Gründer Wurzer zum internationalen Tierfutter-Boom, von dem offensichtlich die großen Konzerne profitieren?

„Nestlé kauft alle erfolgreichen Unternehmen auf und deshalb ist der Umsatz auch extrem hoch“, antwortet Wurzer und erklärt, dass die Idee von hochwertigem Hundefutter mit der Deutschen Firma Terra Canis gestartet ist, die für den menschlichen Verzehr geeignetes Fleisch verwendet. Genau wie viele andere Firmen aus der Branche ist   Terra Canis mittlerweile auch im Besitz von Nestlé.

Laut Wurzer läuft der Verkauf des jungen Leiferer Unternehmens gut, jedoch seien auch diverse Investitionen zu tätigen. Beispielsweise hat PetAlpin eine neue Halle in Bozen gekauft, die jedoch erst für die Herstellung renoviert und ausgestattet werden muss.

Die gestiegene Nachfrage nach Tiernahrung bemerkt man natürlich auch in den Despar-Geschäften. Robert Hillebrand, Regionaldirektor von Aspiag in Trentino-Südtirol, erklärt im Gespräch mit der TAGESZEITUNG, dass dies vor allem mit der Anzahl der Personen, die Haustiere halten, zusammenhänge. Der Verkauf von Heimtierprodukten habe sich als ein interessanter Markt herausgestellt. „Der Markt für Babynahrung fällt im Vergleich sehr bescheiden aus, wenn man sich die Statistik der Geburtenrate in Europa ansieht.“ Deshalb habe sich Nestlé einen Alternativmarkt gesucht, vermutet der Aspiag-Manager.

Hillebrand glaubt, dass Haustiere heutzutage einen anderen Stellenwert haben und deshalb mehr auf deren Ernährung sowie Gesundheit geachtet werde. Infolgedessen würden die Besitzer hochwertigere Nahrung kaufen. Verkaufszahlen will er keine nennen, spricht aber von einer „positiven Tendenz“ auf diesem Wachstumssektor.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen