Der Krebs-Alarm
Eine Population des invasiven Marmorkrebses (Procambarus virginalis) wurde unlängst in einem Graben bei Bozen nachgewiesen. Die Freilassung durch Aquarianer ist wahrscheinlich.
Die überraschende Entdeckung wurde im Rahmen einer Fischbestandsbergung durch den Fischereiverein Bozen gemacht, als zwei merkwürdige Krebse in den Kescher gelangten.
Ein Mitarbeiter des Fischereiverbandes, der an der Aktion teilnahm, erkannte die Tiere sofort als Marmorkrebse. Durch gezielte Befischungen mittels Reusen konnte nun der erste Bestand in Südtirols Gewässern nachgewiesen werden.
Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde der Marmorkrebs in Europa erstmals in den 1990er Jahren entdeckt und hat sich seitdem in verschiedenen Regionen ausgebreitet.
Aufgrund seiner Gefährlichkeit für die heimischen Lebensgemeinschaften und Ökosysteme wurde diese exotische Art in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (EU-Verordnung 1143/2014) aufgenommen. Dementsprechend müssen die Mitgliedsstaaten Maßnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung dieser Arten zu verhindern und bereits etablierte Bestände auszurotten.
Mit dem Marmorkrebs leben in Südtirols Gewässern nun insgesamt neun invasive Tierarten von unionsweiter Bedeutung: Blaubandbärbling, Sonnenbarsch, Schwarzer Zwergwels, Moskitofisch, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs, Signalkrebs, Kamberkrebs und Schmuckschildkröte.
Der Marmorkrebs ist eine invasive Art, die sich durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) fortpflanzt.
Das bedeutet, dass Weibchen ohne Befruchtung Nachkommen produzieren können. Bereits ein einzelnes Individuum dieses anpassungsfähigen Allesfressers ist demnach in der Lage, eigenständige Bestände mit sehr hohen Individuendichten aufzubauen.
Dies stellt eine potenzielle Bedrohung für heimische Arten und Ökosysteme dar, die nicht an diese Krebsart angepasst sind.
Der maximal 15 cm große Süßwasserkrebs ist aufgrund der marmorierten, fleckenartigen Körperfärbung ein beliebtes Aquarientier.
„Die Vermutung liegt nahe, dass die nachgewiesenen Exemplare von illegal entsorgten Aquariumstieren abstammen“, meint Alex Festi, Geschäftsführer des Fischereiverbands Südtirol.
Er ergänzt: „Die Entdeckung dieses Bestandes ist alarmierend, da der Marmorkrebs eine erhebliche Bedrohung für die heimischen aquatischen Ökosysteme darstellen kann. Deshalb müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung zu kontrollieren und die Auswirkungen auf die lokale Fauna zu minimieren.“
Der Fischereiverband Südtirol führt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wildtiermanagement in verschiedenen Gewässern Südtriols bereits Krebsmonitorings mittels Reusenbefischungen durch.
Im Rahmen dieser Aktivität wird man nun versuchen die Verbreitung der Marmorkrebse im betroffenen Graben zu erfassen und nach Möglichkeit einzudämmen.
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