Die süßen Tricks
Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch hat 2024 zum 13. Mal den Goldenen Windbeutel für die dreisteste Werbelüge des Jahres verliehen.
Die Negativ-Auszeichnung ging diesmal an Alete für das Produkt „Alete bewusst Obsties Erdbeeere Banane mit Jogurt“. Dieser gefriergetrocknete Kinder-Snack wird laut Angabe auf der Sichtseite der Verpackung „ohne Zuckerzusatz“ hergestellt. Die Nährwerttabelle offenbart dennoch einen Gesamtzuckergehalt (inklusive der natürlich enthaltenen Zucker) von über 72 Gramm pro 100 Gramm Produkt.
Die Zutatenliste entlarvt Apfelpüreekonzentrat und Apfelsaftkonzentrat als Zuckerquellen. Eine Packung (20 Gramm) enthält somit 14,5 Gramm Zucker. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollten Kinder unter sechs Jahren bestenfalls nicht mehr als 15 bis 18 Gramm, höchstens aber 30 bis 35 Gramm freie Zucker1 täglich aufnehmen. „Obsties“ kosten in Deutschland übrigens mehr als 100 Euro pro Kilogramm.
„Auch die anderen vier Produkte in der Endauswahl zum Goldenen Windbeutel zeigen aber exemplarisch, wie unverschämt Lebensmittelhersteller gesetzliche Spielräume ausreizen und Verbraucher und Verbraucherinnen täuschen“, meint Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS).
Das „Cremissimo Bourbon Vanille“-Eis, die beliebteste Eissorte der Deutschen, „schmolz“ 2024 von vorher 1.300 Millilitern auf nur mehr 900 Milliliter Füllmenge pro Packung. Bei gleich bleibendem Verkaufspreis pro Packung beträgt die versteckte Preiserhöhung, bezogen auf den Grundpreis, 44 Prozent.
Der pflanzliche Wurstersatz „Rügenwalder Mühle Veganer Schinken Spicker Mortadella“ wird laut Angaben auf der Sichtseite „auf Basis von Sonnenblumenkernen“ sowie „ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern“ hergestellt. Tatsächlich enthält das Produkt gar keine Sonnenblumenkerne, sondern Sonnenblumenprotein, und auch davon lediglich zwei Prozent. Hauptsächlich besteht das vegane Wurstimitat aus Wasser, Rapsöl, Bambusfasern, Verdickungsmitteln, Gewürzen und einem natürlichen Aroma. Foodwatch wertet die Aufmachung des Produkts als Verbrauchertäuschung.
Der Müsliriegel „Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar Naked Apple White and Crisp“ soll laut Angaben auf der Verpackung („1 Riegel = 1 Mahlzeit“) eine komplette Mahlzeit „für eine gewichtskontrollierende Ernährung“ ersetzen. Der Hersteller bezeichnet den Riegel als ausgewogene, vollwertige Mahlzeit.
Der Zuckeranteil beträgt laut Nährwerttabelle jedoch über 26 Prozent. Das Zutatenverzeichnis listet 44 verschiedene Zutaten auf, neben Apfel, weißer Schokolade und Jogurtschokolade sowie wenig Haferflocken auch isoliertes Sojaprotein, Aromen, Gewürze sowie künstliche Zusätze von Mineralstoffen und Vitaminen. Fazit: ein hochverarbeitetes Lebensmittel, das man wohl kaum als vollwertig bezeichnen kann.
Die „Heiße Tasse Champignon Creme“ enthält laut Auslobung „echtes Gemüse“ und keine „geschmacksverstärkenden Zusatzstoffe“. Das Gemüse entpuppt sich in der Zutatenliste als mickrige 1,5% Champignonstücke und Champignonextrakt sowie Spuren von Petersilie und Sellerie. Hauptsächlich besteht das Produkt aus modifizierter Kartoffelstärke, Palmöl, Glukosesirup, Gewürzen, Aromen, Hefeextrakt und Zusatzstoffen. Hefeextrakt und Aromen sind zwar definitionsgemäß keine Zusatzstoffe, sehr wohl aber geschmacksverstärkende Zutaten.
Um sich von der Industrie kein X für ein U vormachen zu lassen, helfe nur das konsequente Lesen der Zutatenliste und der Nährwerttabelle, so der Rat der VZS.
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Kommentare (2)
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andreas1234567
Hallo zum Wochenende,
muss man die Verbraucherzentrale loben, es wird jetzt auch das Lügenbeutelzeugs der ach so bewussten und nachhaltigen veganen Ernährung und diese obskuren Fleischersatzprodukte aufs Korn genommen, das war lange überfällig.
In aller Regel ist das ein Gepamp aus allerlei chemischen Hilfsmittelchen „damit es schmeckt“ und masslos überteuert weil die Hauptzutat nun einmal schlicht Wasser ist.
Gerade in Südtirol gibt es sinnige und überraschend günstige Alternativen für eine ausgewogene Ernährung aber so ein Lammbraten mit Brennesselknödel für hergeschenkte 15-17 Euro ist eben nicht so „cool“ wie der „FutureBeyondMeat-Burger mit 500 Mikropromille Chiasuperfoodturboanteil“ für 8,95. Und wenn es dann noch ein magersüchtiges Influenziergirlie mit 70000 Foltern mampft kann es nur die Offenbarung sein.
Auf Wiedersehen in Südtirol vor einem gescheit gefülltem Wirtshausteller. Und dazu ein lokal produziertes Brauereiprodukt..
andreas1234567
..Follower, aber „Foltern“ war auch nicht so falsch wenn man sich das überdrehte Geschrei dieser „Influenzer“ einmal anschafft..Ach, ich meinte natürlich Influencer..Diese Rechtscheisskorrektur macht mich wahnsinnig..