Die Verhandlungen über den Zusatzvertrag für den Handels- und Dienstleistungssektor zwischen dem hds und den Gewerkschaften wurden ohne Einigung abgebrochen. Gewerkschafter Hansjörg Adami über seine Anliegen
Tageszeitung: Herr Adami, welche Veränderungen verspricht der vom hds vorgeschlagene Zusatzvertrag?
Hansjörg Adami: Ich war sehr überrascht von dem Vorschlag des hds. Es haben bereits vorher eine Reihe von Treffen stattgefunden und grundsätzlich wurden vom hds eher Änderungen in der Form von Präzisierungen angekündigt ohne tiefergreifenden Charakter. Der Vorschlag vom 21. Juni enthielt jedoch massive Eingriffe. Hier kann man zum Beispiel den Aspekt der Zeitbank hervorheben. Wenn ein Betrieb entscheidet ein Arbeitszeitkonto einzurichten hat jeder Arbeitnehmer bis jetzt die Wahl gehabt dem zuzustimmen oder nicht. Nun würde das für alle verpflichtend werden. Auch die Änderungen betreffend die befristeten Verträge und der Arbeit auf Abruf sind bedenklich. Sie versprechen eine Liberalisierung, welche mehr zu Gunsten des Arbeitnehmers ausfällt.
Befristete Arbeitsverträge und Arbeit auf Abruf, Sie sprechen von unsicheren Arbeitsverhältnissen, der hds von Flexibilität…
Es ist durchaus unsicher. Besonders Arbeit auf Abruf ist immer eine ungute Geschichte. Das kann auf Studenten beziehungsweise Personen angewandt werden, welche kein festes Arbeitsverhältnis benötigen, für den Rest empfinde ich das als kritisch. Es ist für den Arbeitnehmer ein kaum Planbares Anstellungsverhältnis.
Wird die vorgeschlagene Lohnerhöhung von acht Euro brutto, der Inflation und dem Lebensstandard in Südtirol gerecht?
Die Forderung nach einem erhöhten territorialen Lohnelement wird von Seiten der Gewerkschaften schon lange gestellt. Um die geringere Kaufkraft in Anbetracht des Lebensstandards und der Inflation in einem Südtiroler Haushalt auszugleichen beträgt 150 Euro monatlich. Acht Euro brutto im Monat auf 14 Monatsgehälter gerechnet sind 112 Euro pro Jahr; im Gegensatz zu unseren geforderten 150 Euro pro Monat. Das ist ein lächerlicher Gegenvorschlag und weit unter unseren Erwartungen.
Stichwort Lebensstandard in Südtirol. Kann ein italienweiter Vergleich der Löhne deren Verhältnismäßigkeit einordnen?
Es ist ein vom hds vielfach hergezogenes Argument. Viele Betriebe sollen angeblich über dem Tarif entlohnen. Das kann zum Teil stimmen, aber es gibt auch viele Betriebe die wirklich nur nach Tariflohn zahlen. Da werden die teuren Lebenserhaltungskosten in Südtirol keineswegs berücksichtigt.
Die Verhandlungen scheinen derzeit zu stagnieren. Wann kann man mit einer Wiederaufnahme rechnen?
Momentan sind die Verhandlungen abgebrochen, doch dieses Thema kommt sicherlich in der nächsten Woche zu Gespräch und wir werden schauen, dass wir sie wieder aufnehmen.
Interview: Christian Frank
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)
unglaublich
Der Wirkungsgrad der Gewerkschaften wird durch dieses Interview deutlich. Er tendiert gegen Null.
Die Gewerkschaften tragen den größten Teil der Schuld an diesem Desaster. Zahnlos, inaktiv und naiv.
nemesis
Hoffe nur das die Zukunft von Arbeitern und Angestellte nicht Richtung Ungarn Orban Regierung geht.
Da haben Arbeiter noch viel weniger rechte sogar Überstunden Arbeit ohne Entlobung.
Vielleicht noch nicht in Südtirol aber Schwarzarbeit ist im kommen auch schuld die unkontrollierten Einwanderer das drückt dann den preis pro Stunde wieder nach unten.
Acht euro finde ich ein Skandal aber vermute nur die wenigsten verdienen so wenig.
Schwierig wenn verschiedene Parteien die Arbeitern und Angestellte gar nicht mehr im Betracht ziehen ?, gebe nicht allein den Gewerkschaften die Schuld, Arbeiter müssen sich auch wehren können und bei Streiks auch mitmachen.
pingoballino1955
Die Gewerkschaften haben zuwenig CLEVERE VERHANDLER.INNEN gegen die ALLMACHT der Unternehmer,das ist das Problem,deshalb werden sie Tag und Nacht über den Tisch gezogen!!! Und die Regierungspartei SVP ist vollkommen DACOR! Frau Amhof hilft auch noch dazu,vonwegen Arbeitnehmervertreterin,jetzt Landesrätin: PFUI!!!