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„Da hat alles gepasst“

Sieben Spiele , sieben Siege: Warum Spanien der logische und würdige Europameister ist. Die große Enttäuschung war Italien.

von Klaus Schuster

Selten in der Geschichte von Welt- und Europameisterschaften hat eine Mannschaft alle Spiele gewonnen. Der Finalgegner England hatte in den Gruppenspielen und bis zur ersten Hälfte des Halbfinales gegen die Niederlande spielerisch enttäuscht und war, trotz der unbestreitbaren Klasse seiner vielen Stars, eher glücklich bis ins Finale vorgestoßen.

England war wiederholt in Rückstand geraten und hatte sich durch späte Tore in die Verlängerung gerettet. Da man auch ein Elfmeterschießen gewonnen hatte, konnte ich mir aber sehr gut vorstellen, dass man auch im Finale letztendlich nochmals als Sieger vom Platz gehen könnte.

Aber diese Spanier waren einfach technisch zu stark, zu stabil, zu solidarisch und wegen ihres Teamgeists nur schwer verwundbar!

Die spanische Mannschaft hat die Fußballwelt begeistert und Werbung für diesen Sport gemacht.

Da hat einfach alles gepasst: dem Trainer, der immer nur im spanischen Verband tätig war und sich dort über den Nachwuchsbereich hochgedient hat, ist es gelungen dem Team eine klare Spielidee mitzugeben und dafür zu sorgen, dass man offensiv in der Lage war über die individuelle Klasse der jungen Flügelstürmer und die wertvolle Arbeit von Mittelstürmer Morata (Ball halten, prallen lassen, Pressing auslösen) sich viele Torchancen herauszuspielen, in der Defensive war das Gegenpressing, das sofortige Attackieren des gegnerischen Spielers nach Ballverlust, sehr effizient.

Den Spaniern gelang es oft den Ball sofort, oft auch unmittelbar vor dem gegnerischen Strafraum, zurückzuerobern.

Die Rollen in diesem Team waren von Anfang an klar verteilt, aber die Spieler, die eingewechselt wurden, leisteten immer ihren Beitrag. Im Finale war man sogar in der Lage Rodri, der als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, über die gesamte zweite Halbzeit zu ersetzen und das entscheidende Tor erzielte der für Morata eingewechselte Oyarzabal.

Die Mischung von Jung und Älter stimmte perfekt- und das in allen Mannschaftsteilen. In der Abwehr vertraute Trainer De La Fuente zwei jungen Innenverteidigern, aber als der einzige Real Madrid Spieler Carvajal ausfiel, wurde er durch den 38- jährigen Jesus Navas ersetzt und im Angriff harmonierte der 31-jährige Morata glänzend mit den beiden jungen Flügelstürmern.

Der rechte Flügel Lamine Yamal wurde einen Tag vor dem Finale 17 Jahre alt (sic!). Er ist sicher ein Jahrhunderttalent, aber trotzdem darf man sich bei ihm wirklich die Frage stellen, ob er auch in Italien in diesem Alter schon eine Chance, sich auf diesem Niveau zu beweisen, bekommen hätte.

Diese Fußball EM war auf jeden Fall ein Fußballfest.

Die Stimmung auf den Rängen war immer großartig und, bis auf wenige vereinzelte, Zwischenfälle blieb auch alles friedlich. Deutschland erwies sich, bis auf die Zugverspätungen, als hervorragender Gastgeber.

Das Interesse für dieses Ereignis war weltweit groß, auch bei uns in Südtirol zog diese Veranstaltung Menschen in seinen Bann, die sonst mit Fußball wenig am Hut haben, was sicher auch damit zu tun hatte, dass Deutschland, Italien und Österreich mit von der Partie waren.

Im Halbfinale war dann keine dieser drei Mannschaften mehr vertreten, obwohl man gerade in Österreich nach der triumphalen Vorrunde, die man vor Frankreich und dem späteren Halbfinalisten Niederlande als Gruppenerster beendet hatte, schwer darauf gehofft hatte.

Die deutsche Mannschaft hatte das Pech im Viertelfinale genau auf die überragenden Spanier zu treffen und verlor knapp, in Italien hingegen waren die Erwartungen von vorneherein nicht zu hoch.

Aber dass man von Spiel zu Spiel schlechter spielte und im Endeffekt alles, vor allem auch Einsatzwille und Kampfgeist vermissen ließ, war aber schon mehr als enttäuschend und wird zwangsläufig zu Veränderungen und Reformen führen müssen.

 

 

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