Schlag ins Wasser
Der Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan behauptet, dass die Therme Meran gar kein Thermalbad sei. Landesrat Peter Brunner und Thermen-Direktorin Adelheid Stifter dementieren.
von Tobias Egger
Die Therme in Meran verfügt über zahlreiche Schwimmbäder in verschiedensten Ausführungen. Ob Whirlpool, Strömungsbecken oder Heiß- und Kaltbecken gibt es sowohl im Hallenbad als auch im Außenbereich eine große Auswahl.
Zudem kann die Meraner Therme mit Thermalwasserbecken und deren therapeutischen Eigenschaften aufwarten. Das Thermalwasser der Becken stammt vom Vigiljoch bei Lana und wird laut Angaben der Therme auf ihrer Website seit 1966 gefördert. Das Wasser ist mit mehreren Mineralstoffen wie Fluor angereichert. Doch besonders der natürliche Radongehalt des Wassers – Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas – sorgt für die heilkräftige Wirkung.
Der Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan (JWA) behauptet dagegen auf Facebook, dass Meran gar keine richtige Therme hat. In einem Video spricht er von einem „Skandal“. Dazu hat er auch eine Landtagsanfrage eingebracht, in der es um Fragen zur Nutzung und Temperatur geht.
Der zuständige SVP-Landesrat Peter Brunner hat seine Anfrage beantwortet, in der er die Nutzungsgenehmigung, den Förderungsverlauf und den Transport des Wassers erläutert. Demnach nimmt die Temperatur des Wassers durch die Beförderung über die lange Rohrleitung zu – laut letzter Messung von sechs bis sieben Grad bei Quellaustritt auf 16 Grad Celsius beim Ankommen im Meraner Stadtzentrum. Im Sommer kann die Wassertemperatur laut Brunner in der Leitung auf über 24 Grad ansteigen.
Jürgen Wirth Anderlan ist mit dieser Auskunft nicht zufrieden und empfiehlt, auf der Website der Therme folgenden Hinweis anzubringen: „Wir haben kein Thermalwasser“.
Adelheid Stifter, die Direktorin der Thermengesellschaft, zeigt sich verwundert über die Debatte und erklärt im Gespräch mit der TAGESZEITUNG, dass sie die Aussagen von Wirth Anderlan nicht nachvollziehen könne. „Sommerloch lässt grüßen“ sagt sie.
Stifter meint, die Besucherzahlen sprächen für sich und betont, dass die Anlagen der Therme Meran rechtlich in Ordnung seien. „Glauben sie, dass das Land damals so viel Geld investiert hätte, wenn es kein Thermalwasser gäbe?“, entgegnet die Direktorin der Therme.
Zudem habe die Therme einen Beirat renommierter Wissenschaftler aus Italien, welche für die Studien des Thermalwasser zuständig seien. Die Studien zum Thermalwasser wurden von Giulio Cesare Passali verantwortet.
„Zu behaupteten, dass wir kein anerkanntes Thermalwasser hätten, ist weit hergeholt“, sagt Adelheid Stifter. Die Anerkennung als Thermalwasse wurde vom Gesundheitsministerium auf Basis eines positiven Gutachtens seitens des Obersten Gesundheitsrates vergeben, wie Landesrat Brunner in seiner Anfrage-Beantwortung erinnert.
Und es gibt einen anderen Aspekt in dieser Geschichte: Die Einstufung des Thermalwassers ist nicht europäisch geregelt, in jedem Land gibt es unterschiedliche Kriterien. Beispielsweise in Deutschland ist die Temperatur des Wassers beim Quellaustritt ausschlaggebend, in den italienischen Bestimmungen geht es vornehmlich um den Nachweis einer therapeutischen Wirkung.
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