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Diesmal Kaltern

Von 1911 hatte Kaltern ein Kino. Im Bild das Laurin-Kino kurz vor der Schließung 1992

„…..wird durch den Kinematograph der allgemeinen Nervosität der Leute Vorschub geleistet“, sagte der Kalterer Gemeinderat 1911 und lehnte ein Kinoprojekt ab.

Von Renate Mumelter

Am 25. Dezember 1911 eröffneten die Gebrüder Röggla ihren Kinematographen trotz aller Bedenken. Ab da gab es in Kaltern immer Kino bis 1992 mit eigenem Saal. Am 1. November 92 fand die letzte Vorführung im Laurin-Kino statt. Der Filmtreff Kaltern machte als Verein weiter und fand im Vereinshaus Unterschlupf bis er 2011 das Kino im Bahnhof eröffnen konnte. 

Dieses lädt in einen sehr angenehmen Kinosaal ein und bietet im Sommer auch ein Open-Air an, das bei Regen unproblematisch umsiedeln kann. Damit bleibt Kaltern eine der wenigen Ausnahmen in der Kinolandschaft hierzulande.

Überetscher Frische

Jetzt im Sommer bietet Kaltern Stadtmenschen die Möglichkeit, den heißen Mauern zu entfliehen und in der Überetscher Kühle ins Kino zu gehen. Zu sehen gibt’s genug. 

Jeweils am Montag und Mittwoch ist Kinotag. Die Vorführung beginnt etwas später, also nicht wenn draußen noch die Sonne scheint. Nur die Kinderfilme fangen um 19 Uhr an.

Diesen Montag kommt „What a Feeling“, der Film, in dem Kat Roher von zwei Frauen erzählt, die auf diversen amüsanten Umwegen zum Paar werden. In den Hauptrollen Proschat Madjani und Caroline Peters, zwei Schauspielerinnen, die ihr Fach können. Leichte Kost für einen Sommerabend. 

Weniger leicht ist dann am Mittwoch „Golda“ mit einer sehr überzeugenden Helen Mirren als Golda Meir in der Hauptrolle. Es geht um das Krieg-Führen im Jom-Kippur-Konflikt 1973. Die Situation im Nahen Osten hat sich bis heute nicht grundlegend geändert und bleibt für Außenstehende nach wie vor schwer nachvollziehbar. 

An die frische Luft kommt das Kino ab 22. Juli mit „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“, am Mittwoch 24. folgt Woody Allens „Ein Glücksfall“, und am 31. ist die Neuerscheinung „To the Moon“ an der Reihe, in der es wieder einmal um ein Wetteifern geht, diesmal jenes um die Vorherrschaft im Weltraum anno 1950/1960.

Zu den Kindern: 

„Raus aus dem Teich“ heißt’s am Mittwoch, den 17. (19h), am 31.7. kommt  „Thabo, das Nashornabenteuer“, und dazwischen gibt’s am 24.7. „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul“, damit’s nicht immer nur Animation ist. „Garfield“ kommt am 29.7. für alt und jung ab 21.15h.

Belustigungen

Kino ist in Kaltern also nach wie vor rund ums Jahr ein Thema, obwohl der Gemeinderat 1911 auch gemeint hatte, dass „der Sparsinn der armen Bevölkerung“ unter dem Kino „ganz besonders“ leide. Außerdem sei „hier kein Lokalbedarf, da ja für Belustigungen etc. durch die daige Musikkapelle, Liedertafel etc. zur Genüge gesorgt ist“. So kann sich Politik irren, damals und heute.

Ein Sachargument hatten die Gemeindräte auch noch auf Lager. Sie meinten, der Kinematograph müsse „beim daigen Mangel an elektrischem Strome mit einer eigenen Anlage betrieben werden, welche Anlage (Rohölmotor) nicht nur die Feuergefahr erhöht, sondern auch die Nachbarhäuser (neues Schulhaus etc.) duch Lärm, Gestank und Rauch arg belästigt“. (Vgl. „Cinema. Film in Südirol seit 1945“, Raetia 2016). 

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