„Es bräuchte einen Nachtbürgermeister“
Die Euregio-Musik-Plattform UPLOADSOUNDS startet ein Workshop-Programm für elektronische Musik. UPLOAD-E richtet sich speziell an DJs, Produzenten elektronischer Musik sowie Hip-Hop und Trap Performer. Doch die Szene tut sich schwer, geeignete Räume zu finden. Ein Gespräch mit dem Koordinator Philipp Kieser.
Tageszeitung: Was ist neu an Upload-E und warum braucht es eine Plattform für elektronische Musik in Südtirol?
Philipp Kieser: Upload-E ist eine innovative Plattform, die sich speziell auf die Förderung und Unterstützung der elektronischen Musikszene in Südtirol konzentriert. Die Notwendigkeit für eine solche Plattform ergab sich aus der Beobachtung, dass die elektronische Musik in unserer Region trotz ihrer Beliebtheit und ihres Potenzials oft unterrepräsentiert ist. Mit Upload-E wollen wir Künstlern eine Bühne bieten, auf der sie ihre Musik präsentieren können, und gleichzeitig Fans des Genres eine Möglichkeit geben, neue Talente und innovative Sounds zu entdecken.
Was ist das Angebot für das Publikum dieses Genres? Wie ist das Programm von Upload-E strukturiert?
Das künstlerische Angebot von Upload-E richtet sich an ein breites Publikum von Liebhabern elektronischer Musik und wird eine Vielzahl von Stilen und Subgenres abdecken. Das Programm wird sorgfältig kuratiert und beinhaltet Workshops und Diskussionsrunden, aber auch spezielle Community-Events. Darüber hinaus wird es Online-Inhalte geben, wie Podcasts, Interviews und exklusive Mixes, die es dem Publikum ermöglichen, tiefere Einblicke in die Welt der elektronischen Musik zu gewinnen.
Wie kann man ein echtes Netzwerk für elektronische Musik in Südtirol schaffen? Habt ihr schon einige Ideen?
Um ein echtes Netzwerk für elektronische Musik in Südtirol zu schaffen, planen wir eine Vielzahl von Initiativen. Dazu gehören regelmäßige Community-Events wie zum Beispiel „Mixing in The Jump“ am 25. August in Eppan, eine interaktive DJ-Talkshow, bei der ein Moderator und ein DJ sich über das Schaffen, die elektronische Musik und die Karriere eines DJs austauschen. Wir möchten in Zukunft auch Kooperationen mit lokalen Clubs, Bars und Festivals eingehen, um die Präsenz der elektronischen Musik in der Region zu stärken. Darüber hinaus ist geplant, eine Online-Plattform zu entwickeln, die als zentrale Anlaufstelle für alle Informationen rund um elektronische Musik in Südtirol dient. Diese Plattform soll es Künstlern ermöglichen, ihre Musik zu teilen, Veranstaltungen zu bewerben und sich mit anderen Akteuren der Szene zu vernetzen. Ein starkes Zeichen wird auch das „Euregio Techno Gathering“ am 5. Oktober im Museion sein, das Künstler, Veranstalter und Fans aus der gesamten Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino erstmalig zusammenbringen möchte.
Zwischen den Veranstaltern (und Nutzern) elektronischer Musik und Bürgern, die sich wegen Lärm beschweren, gibt es Dauerkonflikte. Sollten Clubbing-Events in der Stadt stattfinden oder wäre es besser, neue Räume für elektronische Musik zu finden?
Diese Thematik geht weit über eine Kontroverse zwischen den Veranstaltern elektronischer Musik und lärmgeplagten Bürgern hinaus. Sie betrifft den gesamten Bereich des Nachtlebens und der Subkultur und ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Dabei geht es um die Nutzung öffentlicher Räume sowie um die Förderung und Wertschätzung junger Menschen und ihrer Kultur. Was wir sicher brauchen, sind eigens konzipierte, multidimensionale Kulturräume. Ein Club mit Barbetrieb und einem angeschlossenen Kulturzentrum im Stadtgebiet von Bozen wäre ein idealer Ort, um dieser Kultur einen festen Platz zu geben. Solche Räume würden nicht nur die elektronische Musikszene unterstützen, sondern auch anderen kulturellen Aktivitäten Raum bieten, sei es durch Ausstellungen, Workshops oder andere kreative Veranstaltungen. Die aktuelle Diskussion um Lärmbelästigung zeigt, dass es notwendig ist, Lösungen zu finden, die sowohl die Bedürfnisse der Kulturschaffenden als auch die der Anwohner berücksichtigen. Schallisolierung und bessere Planungen der Veranstaltungszeiten können helfen, Konflikte zu minimieren.
Genügt das?
Nein, genauso wichtig ist es, dass die Politik aktiv wird und Maßnahmen ergreift, um die kulturelle Vielfalt in der Stadt zu fördern und zu schützen. Seit Jahrzehnten gibt es diese Debatte, und die Politik muss endlich handeln. Ein weiterer Ansatz könnte die Einführung eines Nachtbürgermeisters nach dem Vorbild von Städten wie Amsterdam, Berlin, Bologna und Trient sein. Ein Nachtbürgermeister könnte als Vermittler zwischen den Interessen der Kulturszene, der Politik, der Verwaltung, der Ordnungskräfte und der Anwohner fungieren und sicherstellen, dass die Anliegen beider Seiten gehört und berücksichtigt werden. Unterstützt durch eine designierte Taskforce zur Förderung der Nachtkultur, könnte hier eine positive Entwicklung angestoßen werden. Der Druck muss jedoch auch von unten, von der Community selbst, kommen. Es ist wichtig, dass die Gemeinschaft aktiv wird, sich organisiert und für ihre Interessen eintritt. Nur so können nachhaltige Lösungen gefunden werden, die sowohl die kulturelle Vielfalt als auch die Lebensqualität in der Stadt bewahren.
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