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Ein freier Mann

Alex Schwazer mit seinen Kindern Noah und Ida (Foto: Instagram/Schwazer)

Am Montag endete die achtjährige Wettkampfsperre für Olympiasieger Alex Schwazer. „Ich hoffe, dass kein Athlet so behandelt wird, wie ich es die vergangenen acht Jahre wurde“, schreibt er dazu in den sozialen Medien.

von Thomas Vikoler

Es waren dramatische Tage damals in Rio. Alex Schwazer reiste mit seinen Anwälten an, um vor Ort seine Teilnahme an den Olympischen Spielen sicherzustellen. Doch am 11. August 2016 sperrte ein Schiedsgericht des ad hoc zusammengetretenen Sportgerichtshof CAS den Olympiasieger von 2008 für weitere acht Jahre. Die Folge der ominösen positiven Dopingprobe aus Kalch vom 1. Jänner jenes Jahres.

Trotz einer Einstellung des Strafverfahrens gegen ihn am Bozner Landesgericht zum Vorwurf des Sportbetrugs durch Doping im Jahre 2021, hatte die achtjährige Sperre als Wiederholungstäter (Schwazer war nach dem EPO-Fall vor der Olympiade in London für vier Jahre gesperrt worden) Bestand. Auch ein beantragter Skonto wegen Zusammenarbeit mit den Ermittlern blieb ihm verwehrt – und somit die Möglichkeit, sich für die bevorstehende Olympiade in Paris zu qualifizieren. Am 30. Juni war die Frist, die Olympia-Norm zu erreichen, ausgelaufen.

Wie Schwazer gestern auf den sozialen Medien mitteilte, endete seine Sperre am 8. Juli. Schwazer ist, sportrechtlich gesehen, wieder frei und könnte, mit nunmehr 39, Wettkämpfe bestreiten.

„Heute endet diese ungerechte Sperre. Ich hoffe, dass kein Athlet so behandelt wird, wie ich es in den vergangenen acht Jahre ertragen musste, um meine Ehre und Würde zu verteidigen, meine Unschuld zu beweisen, Gerechtigkeit zu finden und die Wahrheit zu beweisen“, schreibt Schwazer. „Ich danke all jenen (wenigen), die diesen schmerzvollen (und höllischen) Weg mit mir gegangen sind“. Und er fügt hinzu: „All die Dunkelheit macht jetzt neuem Licht Platz.“

Damit meint er insbesondere das Leben mit seiner Familie, das, wie er schreibt, durch die Doping-Causa, beeinträchtigt worden sei. Er freue sich in erster Linie darauf, seine Kinder zu Wettkämpfen ins Schwimmbad oder auf die Leichtathletikbahn zu begleiten, ohne dabei Gefahr zu laufen, erneut eine Sperre zu bekommen. „Das wäre nämlich bis gestern passiert“, so Schwazer.

Dazu hat der Ex-Athlet ein Foto mit seinen beiden Kindern Ida und Noah gepostet, wie sie gemeinsam mit ihm vor einem Sportplatz stehen.

Juristisch ist der Fall Alex Schwazer, ein wahrer Sport- und Justizkrimi, nicht gänzlich abgeschlossen. Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte behängt weiter ein von ihm angestrengtes Verfahren gegen die abgelehnte Aufhebung der achtjährigen Wettkampfsperre.

Schwazer (und mit ihm ein Großteil der italienischen Öffentlichkeit) ist davon überzeugt, dass die positive Dopingprobe vom 1. Jänner 2016 manipuliert worden ist, um ihn und seinen Trainer Sandro Donati für ihre Aussagen gegen Dopings bei russischen Athleten bzw. gegen die Fidal-Ärzte Pierluigi Fiorella und Giuseppe Fischetto zu bestrafen. Beide wurden in Bozen in erster Instanz wegen Unterstützung von Schwazers EPO-Einnahme vor London 2012 verurteilt, das OLG hob die Schuldsprüche wieder auf.

„Es steht mit hoher Glaubwürdigkeit fest, dass die von Alex Schwazer entnommenen Urinproben manipuliert wurden, um sie positiv zu machen“, schrieb der Bozner Richter Walter Pelino in seiner Archivierungsverfügung, die von der Sportgerichtsbarkeit (und später dem Schweizerischen Bundesgericht) aber nicht berücksichtigt wurde.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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