Diesmal Meran
Der Sommer bringt nicht viel Neues im Kino, die Open-Air-Saison muss erst noch beginnen, und deshalb lässt sich innehalten – heute mit Blick auf Meran.
Von Renate Mumelter
Meran ist eine quasi kinobefreite Stadt. Es gibt zwar regelmäßig vom Filmclub betriebene Vorführungen im Ariston, und es gibt einmal Jahr die Reihe Docu.emme im Kulturzentrum Mairania, wo sehenswerte Dokumentarfilme gezeigt werden, aber das war’s dann auch.
Kino in der Kurstadt
Dabei hatte die Kurstadt ganz anders begonnen, Meran war eine der Kinometropolen des Landes. 1919 gab es hier bereits 4 Kinos.
1908 hatte der Hotelier Max Schweigel den ersten Schritt gesetzt und den Theater-Kinematographen eröffnet, ein 200-Plätze-Kino im alten Stadttheater-Magazin in der Habsburgerstraße. 1909 soll der Kameramann Caspar Blaas das Stern-Kino eröffnet haben. Und am 12. November 1911 wurde das Plankenstein-Kinematographen-Theater eröffnet, das als elegantestes Kino von ganz Tirol galt. Später wurde es zum Odeon-Kino. Geschlossen wurde es erst 2006.
Als 2009 auch das Apollo-Kino dicht machte, kam die traurige kinolose Zeit in Meran, der erst das Teilzeit-Kino des Filmclub im Ariston-Saal 2014 ein Ende setzte.
Film-Metropole Meran
Viele Jahre lang war Meran auch die Film-Metropole des Landes. Von Meran kamen viele der wichtigsten Filmleute, der Regisseur Bruno Jori (1922-1970) zum Beispiel. Auch Fassbinder hatte mit ihm zu tun. Bei seiner Bewerbung an der DFFB in Berlin hatte Fassbinder die Mitarbeit bei Joris Film „Hoffnungsgruppe“ als Referenz angegeben.
Gemeinsam mit Jori arbeiteten zwei weitere Meraner, die über die Grenzen hinaus bekannt wurden, der Kameramann Mario Deghenghi und der Regisseur Karl Schedereit.
Ebenfalls in Meran lebte der Impresario Karl Margraf, der die Produktion unzähliger Filme in Südtirol und Italien begleitete, ein Vorläufer der IDM als Ein-Mann-Betrieb.
Und auch Werner Masten, der erste namhafte Regisseur der jüngeren Generation kam aus Meran.
Film-Umschlagplatz
Und damit nicht genug. Meran war auch ein wichtiger Film-Umschlagplatz. Der Meraner Innerhofer betrieb nicht nur ein Kino sondern mit der Apollo-Film auch einen Verleih. Er lieferte den Kinos im Land Filmrollen, die er von den Verleihern geholt hatte. Der Umschlagplatz für die großen schweren Kartons war übrigens das Garbislander, ein Gasthaus am Eingang der Bozner Gerbergasse, das es heute nicht mehr gibt. Die Apollo-Film war nicht der einzige Verleih in Südtirol.
Der einstige Fixstern am Südtiroler Kinohimmel leuchtet heute nur mehr an ein paar Tagen in der Woche, aber auch das war nicht ganz einfach zu erreichen.
Diese Woche
Konkret gibt es diese Woche mit Golda einen sehenswerten Film. „Golda – Israels eiserne Lady“ heißt Guy Nattivs Spielfilm auf deutsch. Gemeint ist damit die israelische Politikerin Golda Meir. Der Film zeigt sie beim unguten Kriegsgeschäft während des Jom Kippur Konflikts 1973. Der Film macht deutlich wie absurd Kriege sind, nicht nur der von 1973, und wie gnadenlos dieses Macht-Gestreite über Menschenleben hinwegrattert. Helen Mirren ist als Golda Meir sehr überzeugend.
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