Du befindest dich hier: Home » Südtirol » Große Stütze

Große Stütze

Foto: 123RF.com

82 Prozent der gebrechlichen Senioren benötigen Pflege, wie aktuelle Zahlen des Astat zeigen. In ihrem Alltag sind sie vielfach auf Angehörige angewiesen.

von Sandra Fresenius

Die Bevölkerungsstruktur befindet sich im Umbruch. Immer weniger jungen Leuten stehen immer mehr alte Personen gegenüber. Da Senioren den größten Bedarf an Gesundheits- und Sozialleistungen haben, ist es wichtig, zu verstehen, wie es ihnen geht, um die Dienstleistungen entsprechend auszubauen. Das Landesinstitut für Statistik hat gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Public Health aktuelle Daten erhoben.

Im Rahmen dieser Studie berichten die befragten Personen, die mindestens 75 Jahre alt sind und zu Hause leben, von einer hohen Zufriedenheit mit ihrer aktuellen Lebenssituation – vor allem aber mit ihrer Wohnsituation und ihrer Familie, zwei wesentlichen Punkten für ein Altern in Würde und Autonomie. Mehr als die Hälfte der Senioren lebt mit ihrem Partner zusammen. 80 Prozent von ihnen haben Kinder, die sie vor allem durch Zuhören und Hilfe bei technologischen Fragen unterstützen. Die Senioren geben dies entweder durch Hilfe im Haushalt, beim Kochen und Einkaufen oder in Form ihres Erfahrungsschatzes zurück. Rund ein Fünftel unterstützt die Kinder darüber hinaus auch finanziell.

14 Prozent der 75- bis 84-Jährigen und 63 Prozent der Personen ab 85 Jahre beschreiben den Verlust ihrer Selbständigkeit als mäßig bis schwerwiegend. Insgesamt sind 14.000 Senioren als „gebrechlich“, d.h. mit einem Verlust ihrer Selbständigkeit einzustufen. 82 Prozent aller gebrechlichen Personen benötigen pflegerische Leistungen, die entweder durch Familienangehörige (63 Prozent), eine Badante (21 Prozent), Hauspflege (16 Prozent) oder Hauskrankenpflege (10 Prozent) geleistet wird. Das Pflegegeld ist die wichtigste finanzielle direkte Leistung. Mit der rentenmäßigen Absicherung der Pflegezeiten besteht für die Angehörigen eine weitere Unterstützung. Für eine künftige Absicherung der häuslichen Pflege sollte überdies der Lohnersatz für pflegende Angehörige geprüft werden.

Rund ein Drittel der Südtiroler Senioren lebt allein und ein Fünftel hat keine Kinder. Da Menschen ohne starke soziale Kontakte einem höheren gesundheitlichen Risiko und der Gefahr eines vorzeitigen Todes ausgesetzt sind, gilt es proaktive und präventive Angebote zu fördern.

2023 hat annähernd jede der befragten Personen mindestens eine notwendige Visite oder Behandlung in Anspruch genommen. Mehr als die Hälfte der Senioren wünscht sich dabei einen leichteren Zugang zu Gesundheitsleistungen. Deshalb sei darüber nachzudenken, ob gebrechliche Senioren einen prioritären Zugang zu diesen Leistungen erhalten sollten, so das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health.

Hinsichtlich der Wünsche des Sterbeortes nannte mehr als die Hälfte der Befragten ihr Zuhause. Im Falle einer schwerwiegenden Erkrankung gab rund ein Zehntel an, mit einem Arzt bereits über die medizinische Versorgung gesprochen zu haben. Ebenso hat etwa ein Zehntel dies in einer Patientenverfügung hinterlegt. Allerdings hat die Hälfte der Senioren sich noch nie mit dieser Frage beschäftigt und ein Fünftel wollte auf diese Frage keine Antwort geben. „Die Bevölkerung, insbesondere Senioren ab 75 Jahren, sollte über die Bedeutung einer Patientenverfügung stärker informiert und sensibilisiert werden“, sagt das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • svea

    Wenn es um den leichteren Zugang zu Gesundheitsleistungen geht, dann sind es nicht immer nur die Wartezeiten, die ein Problem darstellen, sondern ganz simple Dinge wie die Erreichbarkeit, die Wege innerhalb einer Struktur usw.. Für alte Menschen, die nicht gut auf den Beinen sind, schlecht sehen oder sonst wie gebrechlich sind, ist oft die bloße Vorstellung, dass man weit fahren muss und dann lange Wege in der Struktur zurücklegen muss, beängstigend.
    Als begleitende Person merkt man, dass die Planer von medizinischen Strukturen, sich nicht wirklich in die Situation solcher Menschen versetzen können oder es auch nicht versuchen. Mit kleinen Änderungen, die keine zusätzlichen Kosten verursachen, könnte man viel bewirken.
    Es ist z.B. eine große Belastung für die begleitende Person, wenn man den älteren Angehörigen zeitweise alleinlasen muss, weil der Weg vom Parkplatz bis zum Krankenhaus sehr lang ist und man ihn vorher dort absetzen muss. Sind die Abläufe im Krankenhaus selbst auch schlecht organisiert, dann geht es dort wieder hin und her zwischen Ticketbüro, Anmeldung, Ambulatorium u.v.m..
    Dass es auch anders geht, merkt man in der Augenabteilung des Krankenhauses Meran. Bei einer „Grauen Star“- Operation sind die Abläufe so organisiert, dass mit einer Visite alle Vorbereitungen erledigt werden und die wichtigen Informationen, vor und nach der OP, werden gut leserlich und leicht verständlich kommuniziert. Soweit man es als Laie beurteilen kann, ist auch die medizinische Versorgung optimal.
    Es ist klar, dass man für bestimmte Untersuchungen und Eingriffe, große Strukturen braucht und man ist dankbar und froh, dass es sie gibt.
    Wenn es aber gelingen würde, möglichst viele Dienstleistungen wohnortnah und in kleineren Strukturen anzubieten, dann wäre den alten Menschen sehr geholfen. Nicht nur Menschen mit Demenz haben Angst vor Ungewohntem, alle alten Menschen fühlen sich sicherer und wohler in der gewohnten Umgebung. Dasselbe gilt für lange Autofahrten; es ist eine Zumutung, wenn man z.B. für eine Koloskopie, vom Vinschgau ins Pustertal fahren muss oder umgekehrt.
    Der Generation 75+ verdanken wir Südtiroler sehr viel, weshalb es unsere Pflicht ist dafür zu sorgen, dass sie einen würdigen Lebensabend verbringen können.

  • pingoballino1955

    SVEA: Sehr korrekt und aufmerksam bemerkt,danke! HERMANN LIES DAS,hoffentlich schämst du dich für deine vergangenen Aussagen bezüglich der“ Alten“ ,wenn nicht,sollst du nicht alt werden!!!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen