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Nur die Winter zählend

Aron Demetz (Foto: Galerie Doris Ghetta/Egon Dejori)

Der Bildhauer Aron Demetz stellt in der Galerie Doris Ghetta Werke aus dem Holz von Squoiabäumen aus.

Nach seiner letzten Ausstellung in der Galerie Doris Ghetta mit dem Titel Intermezzo präsentiert Demetz eine Auswahl neuer Arbeiten, die die Bedeutung des Materials hervorheben, von dem er sich leiten lässt, um dessen Eigenheiten und unvorhersehbare Aspekte
 zu erkunden. Indem er die innewohnenden Eigenschaften des Squoiabaumholzes nutzt, untersucht der Künstler deren Grenzen, um einzigartige Geschichten und Einzelheiten zum Vorschein zu bringen. In seinen neuen Arbeiten entdeckt Demetz nach Jahren des Addierens die Kraft der Substraktion wieder und enthüllt die Metapher der Winter. Diese Phasen, die sich im Holz durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Sommermonaten auszeichnen, erzählen über die Wachstumsjahre der Bäume.

Die Werke berichten über das Leben der Sequoia-Naturkolosse mit all ihren Besonderheiten und zeigen, wie die kleinsten Details zur Bildung der Bäume beitragen, die aus einer Plantage aus
 dem späten 19. Jahrhundert in Südtirol stammen. Die Skulpturen zeigen, wie diese majestätischen Wesen aus zerbrechlichen Momenten bestehen und heben die verborgene Schönheit in ihrer Struktur hervor. Die dünnen Lamellen, die imposante natürliche Konstruktionen tragen, Symbole eines prekären Gleichgewichts, rufen die in der Verletzlichkeit verborgene Resilienz hervor. Diese Strukturen, die bis zu fünfzig Meter hoch werden, spiegeln die Spannung zwischen Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit wider. Die zarten, aber robusten Linien sind Metaphern für die Stärke die in der Zerbrechlichkeit liegt, ein zentrales Thema in den Werken von Demetz.

Die Skulpturen spielen zudem mit der visuellen Wahrnehmung und verwandeln die Schichtkonstruktion in ein alchemistisches Gleichgewicht zwischen Natur und Zerstörung, sei es durch den Menschen oder durch die Zeit verursacht. Die Werke erzählen 
von einer Natur, die sich langsam entwickelt, im Dialog mit einer Menschheit, die ständig nach technologischen Fortschritten sucht. Diese Zweiteilung wird durch die Figur der Cyborgs und Roboter ausgedrückt, hybride Wesen, die, wie Donna Haraway in ihrem Cyborg Manifesto beschreibt, die Grenzen zwischen Organismus und Maschine herausfordern. Haraway fordert dazu auf, „zu lernen, in der Ironie und Vieldeutigkeit unserer technologisch vermittelten Existenz zu leben“, und die Werke von Demetz verkörpern diese Philosophie voll und ganz, indem sie Fragen zur Ethik der Technologie aufwerfen: Wie weit können wir gehen? Welche Moral leitet den Einsatz dieser Innovationen?

Die in der Ausstellung gezeigten Skulpturen, mit ihren besonderen farbigen Zusätzen, scheinen beim ersten Anblick von 3D-Druckern produziert zu sein. Doch bei näherer Betrachtung erkennt man, dass sich hinter dieser scheinbaren Wiederholbarkeit und perfekten Geometrie tatsächlich, und nicht allzu verborgen, die Hand des Bildhauers und die einzigartigen Eigenschaften des Holzes verbergen.

Die Werke in den beiden Hauptsälen der Galerie erzählen
 von Vergangenheit und Zukunft, während der Videosaal eine Reflexion über die Gegenwart bietet. Ein angrenzender Raum zum Ausstellungsbereich bietet einen Live-Stream aus dem Atelier des Künstlers, der es ermöglicht, den kreativen Prozess von Demetz in Echtzeit zu beobachten. Dieser intime Blick auf das künstlerische Schaffen offenbart einen Weg, der aus Praxis, Planung, Kreation und auch aus langen Denkpausen besteht.

Termin: Eröffnung am 6. Juli um 18.00 in der Galleria Doris Ghetta, Pontives in St. Ulrich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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