Bozen im Wasser
Stillstehende Aufzüge, unbenutzbare Garagen und anwachsende Baukosten: In Bozen wird der Anstieg des durchschnittlichen Grundwasserspiegels in den letzten Jahren um mindestens vier Meter zu einem ernsthaften Problem.
von Thomas Vikoler
Seit Freitag geht der Aufzug wieder, nachdem er in den vergangenen Wochen nicht funktioniert hatte und Pumpen eingesetzt werden mussten. Der im Jahre 2010 errichtete City Tower, ein über zehnstöckiges Bürohaus in der Bozner Schlachthofstraße, steht buchstäblich im Wasser.
Oder anders gesagt: Der Grundwasserspiegel ist an diesem Standort zuletzt massiv um nicht weniger als acht Meter angestiegen. Das führt dazu, dass der Aufzug den Geist aufgab und ein Parkdeck nicht mehr benutzt werden kann.
Probleme, die sich in abgeschwächter Form auch in anderen Gebäuden entlang der Schlachthofsstraße zeigen. Etwa am Sitz des Hotel- und Gastwirteverbandes (HGV) oder am Hauptsitz der Südtiroler Volksbank, der erst im März 2015 bezogen wurde.
Doch offenbar steigt der Grundwasserspiegel nicht nur hier, in der Nähe des Eisackflusses, an. Auch in anderen Gegenden der Stadt dringt Wasser in die Keller ein und die Hausbesitzer müssen feststellen, dass die Gebäudeisolierung nicht mehr ausreicht. Falls überhaupt eine vorhanden ist.
Die Gemeinde Bozen betreibt auf dem Stadtgebiet rund zwei Dutzend Messstationen. Die meisten von ihnen zeigen eine Tendenz zum Anstieg des Grundwassers an. Etwa an der Station „Eisenbahn“ im Bereich des Zugbahnhofs am Bozner Boden, wo die Durchschnittsentwicklung der letzten 16 Jahre einen um vier Meter angestiegenen Grundwasserspiegel anzeigt. Von minus 24 Meter auf minus 20 Meter.
Zuletzt, Anfang Juni, zeigt das Messgerät sogar einen Grundwasserspiegel von minus 13 Metern an, was die Probleme in der Schlachthofsstraße erklärt. Im Februar lag der Wert noch bei minus 19 Metern.
Den Nutzern der Büroflächen im City Tower, die in den vergangenen Wochen ihr Personal mit Rollstuhl von zuhause aus arbeiten lassen mussten, wurden von den Technikern zwei Erklärungen für das Wasserproblem in den Tiefgeschoßen genannt: Die starken Regenfälle in den vergangenen Monaten und die teilweise Stauung des Eisacks auf der Höhe des Mila-Sitzes wegen Uferbefestigungsarbeiten (inzwischen abgeschlossen).
Es gibt auch andere Erklärungen, mit dem man sich im zuständigen Gemeindeamt für Geologie, Zivilschutz und Energie befasst (von dort aus werden auch die Daten in den Messstationen erhoben). Als weitere Gründe für Anstieg des Grundwassers gelten der Klimawandel mit den zum Teil intensiver werdenden Niederschlagsereignissen (bei gleichzeitiger Zunahme der Trockenperioden), aber auch der Umstand, dass das Stadtgebiet von mehreren Flüssen – Eisack, Talfer und Etsch – durchquert wird, die das Wasser in den dazwischenliegenden Gebieten nach oben drücken.
Exemplarisch zeigte sich das bei den Bauarbeiten für den WaltherPark in der Altstadt: Die Baustelle in Richtung Garibaldistraße verwandelte sich zeitweise in einen See, die Arbeiten mussten unterbrochen werden. Es vergingen Monate, bis sich der See, der aus dem erhöhten Grundwasser gespeist wurde, wieder zurückzog.
Dass von dem Phänomen mehr oder weniger die ganze Stadt betroffen ist, zeigt sich beim Projekt für das Bibliothekszentrum an der Freiheitsstraße. Auch dort wurde ein Anstieg des Grundwasserspiegels um sieben Meter festgestellt, was die Landesabteilung Tiefbau zu einer Korrektur zwang. Die Landesregierung genehmigte vor einigen Wochen die Änderung des Bauprogramms mit einer Mehrausgabe von vier Millionen Euro. Sie gilt der Errichtung eines Beckens unterhalb des künftigen Bibliothekszentrums, um Wassereinflüssen vorzubeugen.
Gleich in der Nähe befindet sich der Siegesplatz, auf dem die Gemeinde ab kommendem Jahr eine Tiefgarage mit fünf Stockwerken errichten will. Ein ursprünglich geplantes sechstes Stockwerk wurde gestrichen – ebenso wie das städtische Programm zur Errichtung von Anwohner-Tiefgaragen.
Hält die Tendenz an, dürfte das Bauen in Bozen, insbesondere wenn in die Tiefe gegraben wird, insgesamt teurer werden. Oder es gibt einen normativen Eingriff der Gemeinde, die entweder gewisse Tiefbauten verbietet oder in der Bauordnung gewisse Maßnahmen gegen den Grundwasseranstieg vorsieht.
„Derzeit ist derartiges nicht geplant. Wir beobachten aber die Lage“, sagt dazu Bozens Vizebürgermeister und Bautenstadtrat Stephan Konder. Wie viele aus der Baubranche hofft auch er, dass das aufsteigende Grundwasser lediglich ein zeitweises Phänomen ist.
Die Eigentümer der Büroflächen im City Tower stellen sich derweil auf saftige Rechnungen für außerordentliche Kondominiumsspesen ein: Die Reparatur des Aufzugs, die Sanierung des Tiefgeschoßes usw.
Nachträglich lässt sich ein Becken zur Abwehr des steigenden Grundwassers freilich nicht einbauen.
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Kommentare (7)
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hallihallo
in anderen städten baut man nicht sauteuer 2-3 stockwerke in die tiefe , sondern baut einfach und günstig parkhäuser in die höhe. wir suchen uns halt die probleme.
heracleummantegazziani
Für Sie wäre es also besser wertvollen Baugrund oder Grün für den Bau von Parkhäusern zu verschwenden…
pingoballino1955
Bozen,eine Katastrophenstadt in Südtirol und Oberitalien,danke SVP ,Benko lässt grüssen,Hager kauft billig,Haselsteiner hat seinen Hubschrauberplatzt die Gebrüder Gostner ihren Flugplatz und Kompatscher seine fratelli ! Und noch Fragen???
ultnerbaer
In anderen Städten ist der Baugrund auch nicht so teuer wie bei uns
sigmundkripp
Der Ausweg wären selbstentleerende Kavernengaragen über 0,0 m.
Aber da muss man u.U. ein paar Minuten zufuß gehen, bevor man 8 Stunden im Büro sitzt. Täte ja auch gut….
cosifantutte
Die Variabilität nimmt deutlich zu, was sich in der Varianz des Signals zeigt.. Auf Trockenheit folgt grosse Nässe und umgekehrt. Ausserdem ist der Grundwasserstand kein stationärer Prozess. Das war er übrigens nie. Damit hatte man beim Bauboom nicht gerechnet. Aber die Ingenieurstunde wird mit 80 Euro/Stude vergütet, die des Rechtsanwalts mit 300, das sind die Prioritäten.
zeit
oh,do wesrsch do wein wassrig wearn