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Sanfte Internationalisierung

Landesrat Philipp Achammer, Isabel Goller, Angelo Gennaccaro und Zeno Kerschbaumer: Heimatverbunden und weltoffen, das eine nicht ohne das andere.

Die 4. Konzertreihe der Südtirol Filarmonica bringt unter dem Motto „Die Kraft der Freundschaft“ Musik von Ludwig Thuille, Richard Strauss und Maurice Ravel im Oktober nach Toblach, Bozen und Meran. Mit einem Konzert in München soll eine  „sanfte Internationalisierung“ eingeleitet werden.

Internationaler als die Südtirol Filarmonica kann ein Ensemble kaum sein, doch wer Grenzenlosigkeit in den Genen hat, kann nicht stillhalten. Die MusikerInnen des 2019 bei einem Treffen der Südsterne von Cornelia Goller, Isabel Goller, Michael Pichler und Zeno Kerschbaumer gegründeten Ensembles der „Heimatfernen“ sind zwar über die halbe Welt verstreut, als temporär zusammenspielendes Orchester sind sie jedoch bislang innerhalb der Landesgrenzen geblieben.

Mit der 4. Konzertreihe, so Zeno Kerschbaumer, Präsident des Trägervereins Arton,

„wird die nächste Entwicklungsstufe gezündet“. Zu den bereits etablierten Konzertorten Toblach, Bozen und Meran kommt jetzt noch München dazu. Am 28. Oktober präsentiert sich die Südtirol Filarmonica im Herkulessaal, ein Musentempel, „in dem sich die großen Orchester der Welt die Klinke in die Hand geben“ (Helmut Pauli, Vorstand des Münchner Konzertvereins) mit Musik des Bozners Ludwig Thuille und des Münchners Richard Strauss. Kerschbaumer: „Mit unserem ersten Auftritt außerhalb der Landesgrenzen in München feiern wir nicht nur die Freundschaft der beiden Komponisten Thuille und Strauss, sondern auch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Südtirol, die sich durch alle Bereiche des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens ziehen. Das Herzstück Münchens, der Herkules-Saal, bietet hierfür einen würdigen Rahmen.“

Das Konzert in München bildet den Auftakt zu einer vierjährigen Tournee unter dem Titel „meetSFriends“ durch vier europäische Großstädte. Nach München geht es 2025 nach Wien, im Jahr darauf nach Mailand und schließlich nach Zürich.

Wer stehenbleibt und sich mit dem Erreichten zufriedengibt, kann gleich aufhören – nach diesem Leitmotto und unter der Leitung eines hochprofessionellen Managements hat die Südtiroler Filarmonica in den ersten vier Jahren nicht nur durchgehalten, sondern Erstaunliches auf die Beine gestellt. Sie spielen vor vollen Konzertsälen, begeistern das Publikum und repräsentieren genau das, was Landesrat Philipp Achammer unter kultureller Identität versteht: Heimatverbunden und weltoffen, mit Betonung auf dem Und, das eine nicht ohne das andere.

348 Südtiroler MusikerInnen zählt das Orchester mittlerweile, angefangen hat man mit 200, davon standen 135 nach einem rotierenden Prinzip bereits auf der Bühne. Bei den heurigen Konzerten kommen 82 an die Reihe, 21 davon zum ersten Mal. Unverändert bleibt laut der Harfenistin und Mitbegründerin Isabel Goller die Gründungsidee: „Die Südtirol Filarmonica steht für Miteinander und Inklusion, und umarmt die MusikerInnen unseres Landes mit Wertschätzung. Sie verkörpert den europäischen Gedanken der Vielfalt und des Zusammenhaltes.”

In Zahlen übersetzt: Das Orchester vereint nicht nur die drei traditionellen Sprachgruppen – Deutsch (66%), Italienisch (22%) und Ladinisch (8%) – sondern auch die sogenannte neue Sprachgruppe (4%). Auch die Geschlechterverteilung ist mit 46% Frauen und 54% Männern nahezu ausgeglichen. Strikt geachtet wird auch auf Fair Pay und Equal Pay. Die Gage für die gemeinsame Woche in Südtirol ist einheitlich, unabhängig von Alter, Erfahrung oder Geschlecht. Fair Pay  bedeutet, die Musiker bekommen 1.200 Euro plus Reisespesen und Aufenthaltskosten vergütet.

Einziger Wermutstropfen dieser welt- und heimatoffenen Initiative: 75.000 Kilometer legen die Musikerinnen für ihren neuntägigen Aufenthalt (5 Probentage plus 4 Konzertabende) in Südtirol zurück. Ein ökologischer Fußabdruck, den man so gering wie möglich zu halten versucht, indem die Anreise mit der Bahn empfohlen werden.

Ludwig Thuille, Richard Strauss und Maurice Ravel

In den Mittelpunkt des Programms stellt der aus Lüsen stammende Dirigent Michael Pichler heuer die Künstlerfreunde Ludwig Thuille (1861-1907) und Richard Strauss  (1864-1949). Der gebürtige Bozner Ludwig Thuille war Zeit seines Lebens ein anerkannter Komponist, dessen Werke es in die großen Konzertsäle und Opernhäuser der damaligen Zeit geschafft haben, so etwa in den Wiener Musikverein und in die Metropolitan Opera in New York. Im Jahre 1877 begann die Freundschaft zum Münchner Richard Strauss. Ein reger Briefwechsel zwischen den Beiden zeugt von einem jugendlich produktiven Wetteifer im Komponieren und großer Wertschätzung für einander. Mit den Worten „Meinem lieben Freunde Ludwig Thuille gewidmet” würdigte Richard Strauss diese einzigartige Freundschaft auf dem Titelblatt eines seiner berühmtesten Werke, dem „Don Juan”. Als Dirigent brachte er zudem Thuilles Musik, u.a. auch die „Romantische Ouvertüre”, zur Aufführung.

Neben Thuille und Strauss gelangen noch die „Rapsodie espagnole“ und „La valse“, poèm chorégraphique pour  Orchestre von Maurice Ravel zur Aufführung. Vorbereitet werden die Auftritte vom 20.-25. Oktober 2024 im „Euregio Kulturzentrum Gustav Mahler Toblach Dolomiten“.

Der Kartenverkauf startet am 1. September. www.suedtirol-filarmonica.it

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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