ZeLT nicht „brixnerisch“ genug?
Die Gemeinde Brixen will das seit drei Jahren in der Stadtbibliothek ansässige Literaturvermittlungsprojekt ZeLT. Europäisches Zentrum für Literatur und Übersetzung „einschränken“. Das Büro wurde mit der Begründung des Eigenbedarfs für Bibliotheksmitarbeiter:innen gekündigt. Die Gründer protestieren und wenden sich mit einem offenen Brief an die Kulturstadträtin Bettina Kerer.
Sehr geehrte Frau Kulturstadträtin Bettina Kerer, es ist Aufgabe der Kultur, Verbindungen zu stiften und einen Nährboden für Auseinandersetzung und Dialog zu schaffen. In diesem Selbstverständnis treten wir mit unserer Arbeit an die Gesellschaft heran.
Das Literaturvermittlungsprojekt ZeLT. Europäisches Zentrum für Literatur und Übersetzung, hat vor drei Jahren begonnen, seine Geschichte(n) mit jenen der Stadt zu verknüpfen. Der 2018 initiierte Kulturentwicklungsprozess Brixen und die Aussicht, in der damals neu entstehenden Stadtbibliothek ein Zentrum zu finden, haben die Ausrichtung des Projekts maßgeblich geprägt. Seit der Eröffnung im Oktober 2021 hat ZeLT 45 Veranstaltungen, vorwiegend in Brixen, organisiert, ist Kooperationen mit anderen Kulturinitiativen eingegangen und hat sich ein Publikum vor Ort aufgebaut. Mit seinem Ganzjahresprogramm und zwei Anstellungen in Teilzeit ist ZeLT derzeit das größte Projekt der SAAV.
Die uns von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol sowie anderen Fördergebern wie auch der Gemeinde Brixen zugesprochenen Fördergelder verstehen wir nicht nur als Zuspruch an unser klar gesetztes Programm, sondern auch als kulturpolitischen Auftrag. Einen Auftrag, der auf Vertrauen und ernsthafter Kulturarbeit basiert.
Dass die Aktivitäten von ZeLT in und ausgehend von der Stadtbibliothek Brixen nun eingeschränkt werden sollen, ist für uns weder nachvollziehbar noch tragbar. Die im Gespräch genannten Gründe wie eine scheinbar „fehlende Anbindung von Team und Programm in Brixen“ sowie das Ignorieren des stattgefundenen Kulturentwicklungsprozesses erschließen sich uns nicht.
Wir haben in den vergangenen Wochen viel Solidarität aus der Brixner Bevölkerung und von unserem Publikum erfahren und uns entschieden, trotz der entstandenen Irritation, unseren Standort Brixen beizubehalten.
Nichtsdestotrotz fordern wir von der lokalen Kulturpolitik ein klares Bekenntnis zum Fortbestand des Projekts in Brixen und eine Arbeitsweise, die auf Verbindlichkeit, Kontinuität und Weitblick baut. Gegenseitiges Vertrauen, überlokale Zugewandtheit und ein wertschätzender Dialog sollten unverhandelbare Konstanten einer offenen Gesellschaft und also auch einer Kulturstadt wie Brixen sein.
Mit freundlichen Grüßen, das Team ZeLT, Rut Bernardi, Arno Dejaco, Maria Christina Hilber, Erika Wimmer Mazohl, Greta Maria Pichler, Donatella Trevisan, Alma Vallazza
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Kommentare (1)
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perikles
Wenn geförderte KünstlerInnen immer weiter fordern..