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So war meine Matura

Foto: lpa/Daldos

Punktejäger, Streber oder kühler Kopf: Die TAGESZEITUNG hat Südtirols Politik gefragt, wie sie ihre Reifeprüfung erlebt haben.

Jürgen Wirth Anderlan (JWA)

Ich habe erster die dreijährige Handelsschule besucht und dann zwei Jahre lang die landwirtschaftliche Schule Laimburg. Ich war bei der Abschlussprüfung eigentlich sehr locker, hatte keine Nervosität und war, denke ich, gut vorbereitet. Es war für mich kein tragisches Ereignis. Ob es heute das Ergebnis noch gibt, weiß ich nicht, aber meines war „zufriedenstellend“. Letztendlich waren es circa 45 Punkte, glaube ich. Ich kann mich erinnern, dass ich in Italienisch ganz schlecht gewesen bin. Auf die Frage der Italienischlehrerin, über was ich reden wolle, habe ich geantwortet, dass im Kalterer See hauptsächlich „tante forelle“ drinnen wohnen. Daraufhin hat meine Lehrerin gefragt, ob ich nicht doch über etwas anderes sprechen will.

Paul Köllensperger (Team K)

Ich kann mich noch gut erinnern, es ist eine wichtige Begebenheit. Ich hatte keine großen Probleme und auch keinen großen Stress. Es war ein Abschluss eines Lebensabschnittes und gleichzeitig natürlich der Abschluss der Oberschule, weil man mit der Zeit dann ganz schön stuff ist und man wieder was Neues machen kann. Meine Abschlusspunktezahl war damals 48 von 60 Punkten. An etwas Besonderes bei der Matura kann ich mich eigentlich nicht erinnern.

Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit)

Ich kann mich gut an meine Matura erinnern und habe sehr positive Erinnerungen. Vor allem dadurch, dass jeder Schüler eine Facharbeit geschrieben hat und ich meine über die Tiroler und Südtiroler Teilnehmer der Österreich-Ungarischen Nordpolarexpedition geschrieben habe. Dabei habe ich Überleitungen zu anderen Themen gemacht, zum Beispiel Reiseliteratur oder andere Expeditionen im Bereich der Biologie. Dadurch hatte ich einen sehr guten und fächerübergreifenden Einstieg in die Matura. Meine Abschlusspunktezahl weiß ich jetzt aber nicht mehr. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung auf die Matura, also war es weder eine Stresssituation, noch hatte ich das Gefühl, dass man geprüft wird, um am Ende negativ dazustehen.

Renate Holzeisen (VITA)

Ich kann mich sehr gut an die Matura erinnern. Ich habe sowohl meine gesamte Schulzeit, als auch meine Maturaprüfung sehr unaufgeregt erlebt. Ich glaube, dass ich mit 57/60 abgeschlossen habe. Es war mir nicht wichtig, die 60 zu erreichen. Es spielte keine Rolle im weiteren Verlauf des Studiums oder des Berufslebens, aber wenn es bei einem Schüler ums Versetzen oder Nichtversetzen geht, kann eine Lehrperson einem Schüler durchaus eins auswischen. Ich war zu der Zeit Schülervertreterin sowohl im Klassen- als auch im Schulrat und haben mit einem Mitglied der Prüfungskommission für uns Schüler Fehden ausgetragen. Wir hatten als Maturathema für den Deutschaufsatz das Thema Gewalt im Zusammenhang mit den Gewaltausbrüchen im Heysel-Stadion. Es war wahrscheinlich „der Aufsatz“ meines Lebens und ich habe dafür auch dementsprechende Rückmeldung von Kommissionsmitgliedern bekommen. Alles in allem habe ich die Matura wie meine gesamte Schulzeit als positiv wahrgenommen. Das Lernen fiel mir nie schwer.

Angelo Gennaccaro (La Civica)

Meine Matura war besonders, da ich an jenen Tagen vor einer großen Entscheidung stand. Ich hatte den Vertrag unterschrieben, um an einem Film mitzuarbeiten und genau in der Prüfungsphase der Matura fanden die Dreharbeiten des Films statt. Deshalb musste ich mich zwischen Matura und Film entscheiden, wobei ich mich schließlich für die Matura entschied. Es war wie eine „doppelte Matura“ und sicherlich eine wichtige Entscheidung. Abgeschlossen habe ich mit 80/100. Die Emotion und das Bewusstsein, das mit dem Abschließen dieses Bildungsabschnitts einhergeht, sind sicherlich einzigartig. Zudem ist zu wissen, dass man danach mit einem neuen Abschnitt beginnen kann, ein Gefühl von Freiheit.

Thomas Widmann (Für Südtirol mit Widmann)

Im Prinzip war es für mich ein schönes Erlebnis, weil man sich mit guten Freunden an stille Orte zurückgezogen hat und dort gemeinsam gelernt hat. Es waren sehr intensive Zeiten, wobei man auf der anderen Seite auch ein wenig Angst hatte, da die Matura immerhin der Abschluss von vielen Jahren Schule ist. Zudem war es eine sehr freundschaftliche Angelegenheit, weil man sich mit guten Schulkollegen fast zwei Monate lang gemeinsam vorbereitet hat. Mein Endergebnis war, glaube ich, 42 von 60 Punkten. Wir hatten Mechanik als Prüfungsthema und das war schon eine sehr schwierige Aufgabe.

Sandro Repetto (PD):

Im Allgemeinen lief es gut. Ich habe mit 52 von 60 Punkten abgeschlossen. Ich hatte mich das ganze Jahr über vorbereitet und war zuversichtlich, eine gute Prüfung abzulegen. Insgesamt war ich relativ entspannt und mehr darauf fokussiert, was ich in Zukunft machen würde. Das war meine größte Sorge, mehr als die Prüfung selbst. Ich weiß noch, dass ich bei der mündlichen Prüfung in Topografie mit dem Professor diskutiert habe, weil er Fragen gestellt hat, die zwar im Programm waren, wir aber nicht behandelt hatten. Ich erinnere mich auch an eine bemerkenswerte Lektion bei der schriftlichen Prüfung in Bauwesen. Einige meiner Klassenkameraden haben versucht, ihre Lösungen an andere weiterzugeben. Ich wollte alles selbst machen und keine Lösungen von einem anderen annehmen. Vielleicht war das ein Fehler, denn der hatte am Ende die beste Note. Das ist im Wesentlichen, was mir von den Prüfungen in Erinnerung geblieben ist.

Zeno Oberkofler (Grüne):

Es war eine spannende Zeit. Besonders das Schreiben der Facharbeit hat mir gefallen, auch wenn es zeitweise anstrengend war. Das Ganze schlussendlich vorstellen zu können, war ein cooler Moment. Ich habe in der Arbeit Kunst, Literatur und Musik verbunden und hatte bei der Vorstellung auch meine Geige dabei. Am Schluss hat mich die Kommission gefragt, ob ich ihnen noch etwas darauf vorspiele. Am Ende meiner Matura-Prüfungen habe ich also Geige gespielt. Besonders einfach war für mich die Deutschprüfung, da ich auf einer italienischen Schule war. Bei der Prüfung hatte ich deshalb eine Zusatzaufgabe, denn der Lehrer wusste ja, dass ich Deutsch kann: Ich musste ein Gedicht im Dialekt vorlesen. Abgeschlossen habe ich mit 98 von 100 Punkten, womit ich sehr zufrieden war. Das Ergebnis spiegelt gut wider, wie ich in der Schule war. Mich haben eigentlich immer fast alle Fächer interessiert. Hunderter-Schüler war ich aber nicht.

Philipp Achammer (SVP):

Ich war sehr angespannt. In der Oberschulzeit war ich verhältnismäßig ehrgeizig. Rückblickend ein wenig zu ehrgeizig. Im Realgymnasium in Brixen war ich in meinem Jahrgang einer von drei mit einer 100er-Matura. Es war nicht unbedingt mein Ziel, mit 100 Punkten abzuschließen, aber ich war an einem Sprachenlyzeum und Sprachen sind mir wirklich gelegen. Gefreut habe ich mich natürlich schon. Die Maturazeit habe ich insgesamt sehr schön in Erinnerung. Wir waren in der Klasse eine tolle Gemeinschaft, mit der ich größtenteils immer noch in Kontakt bin. Wenn ich heute darauf zurückdenke, hätte ich die Schulzeit insgesamt vielleicht ein wenig mehr genießen können und nicht ganz so ehrgeizig sein. Die Zeit, wo ich auch gefeiert habe, war dann meine Studienzeit.

Luis Durnwalder (Altlandeshauptmann):

Vor allem mein Weg hin zur Matura ist eine etwas komplizierte Angelegenheit. Ich bin im Kloster Neustift zur Schule gegangen. Dort bin ich von der fünften Klasse gleich in die siebte gewechselt. Als ich mich in der achten zur Matura anmelden wollte, hieß es, das gehe nicht, weil ich nach der fünften Klasse nur zwei Jahre anstatt drei gemacht habe. Ich musste dann noch mal die Aufnahmeprüfung für die achte Klasse machen. Man hat mir gesagt, wenn alle Noten über acht sind, könne ich im Herbst bei der Matura antreten. Es war dann so, dass ich zwar einen Durchschnitt von acht hatte, aber in Naturwissenschaften eine sieben bekam. Es hat sich dann zugetragen, dass ich Anfang September Dr. Seberich getroffen habe, der damals im Schulamt arbeitete. Der war davon überzeugt, dass es nur einen Durchschnitt von acht brauche. Er hat sich dann für mich bei der Matura-Kommission erkundigt. Dass ich tatsächlich antreten kann, habe ich dann erst am 5. September erfahren. Die Prüfung war schon wenige Tage später. Vorbereiten konnte ich mich also nicht wirklich. Die Prüfung habe ich bestanden, wenn auch mit ein paar Sechsern.

Umfrage: Tobias Egger und Hannes Lentsch

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