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Teilerfolg für Gemeinde

Paukenschlag in Schlanders: Das Verwaltungsgericht annulliert die partielle Unterschutzstellung der Drusus-Kaserne. Der Beschluss der Landesregierung vom Dezember 2023 wurde wegen mangelnder Begründung aufgehoben.

von Karin Gamper

Die Neuigkeit verbreitete sich gestern in Schlanders wie ein Lauffeuer.

Das Verwaltungsgericht Bozen hat den Rekurs der Gemeinde gegen die Unterschutzstellung von Teilen der Drusus-Kaserne partiell angenommen und den Beschluss der Landesregierung vom 5. Dezember vergangenen Jahres aufgehoben. Damit ist auch die direkte Denkmalschutzbindung für die Villa Wielander, die Umfassungsmauer, die Marmorfassade des Hauptgebäudes sowie die Schaffung einer Gedenkstätte für Erinnerungskultur (zumindest vorerst) hinfällig. Das Urteil wurde am Dienstag veröffentlicht, der annullierte Beschluss wurde bereits aus dem Archiv der Landesregierung entfernt.

Damit ist die schier unendliche Geschichte rund um die teilweise bereits abgerissene Kaserne aus den 1930er Jahren um ein Kapitel reicher.

Die Vorgeschichte ist hinlänglich bekannt. Die seit 1995 stillgelegte Kaserne ging 2010 vom Staat an das Land über, welches die Immobilie 2013 an die Gemeinde Schlanders verkaufte. Ohne irgendwelche Bindungen, wie Bürgermeister Dieter Pinggera stets betonte.

Die Gemeinde ließ eine Machbarkeitsstudie zur Verwendung des Areals für Wohnbau, für eine Schulerweiterung und für Dienstleistungszwecke erarbeiten. Dies alles sollte in einem Zeitraum von 15 Jahren verwirklicht werden. Die Studie wurde 2017 der Bevölkerung vorgestellt und 2018 vom Gemeinderat grundsätzlich gutgeheißen. Ein Kasernenriegel wurde von der Gemeinde restauriert und der BASIS übergeben.

Allerdings hatte die Gemeinde verabsäumt, vom Landesdenkmalamt das kulturelle Interesse feststellen zu lassen, was letztlich im Rechtsstreit mündete. Bürgermeister Dieter Pinggera verfügte vor Beendigung der Bauforschung über Nacht den Abbruch der Kaserne aus Sicherheitsgründen, Landeskonservatorin Karin Dalla Torre ließ den Abbruch einstellen, die scheidende alte Landesregierung verfügte schließlich nach langem Hin und Her im Dezember 2023 per Beschluss, einige Teile der Kaserne unter Schutz zu stellen. Dagegen rekurrierte die Gemeinde vor dem Verwaltungsgericht. Sie fühlte sich übergangen und verwies auf die bisher gefassten und anderslautenden Akte der Landesregierung.

Das Urteil liegt jetzt vor. Der Richtersenat hat den angefochtenen Beschluss vom Dezember 2023 und somit die Denkmalschutzbindung für Teile der Kaserne annulliert. Die Begründung: Die Landesregierung habe die Unterschutzstellung der historischen Villa Wielander (sie steht auf dem Kasernenareal und diente als Unterkunft für unverheiratete Offiziere) nicht ausreichend begründet. Die anderen Anfechtungsgründe der Gemeinde hat das Verwaltungsgericht dagegen für unbegründet erklärt. Dem Antrag der Gemeinde auf einen Schadenersatz in Höhe von 2,5 Mio. Euro plus Erhaltungsspesen im Falle der Beibehaltung des Status quo wurde ebenfalls nicht stattgegeben.

Für die Gemeinde Schlanders ist das Urteil nur ein Teilerfolg. Denn der Landesverwaltung bleibt laut Gericht freigestellt, die Denkmalschutzbindung „mit ausgewogener Begründung neu zu fassen“. Damit liegt die heiße Kartoffel jetzt wieder bei der Landesregierung.

Indes wurde das Landesdenkmalamt vom Gericht aufgefordert, dem Urteil gerecht zu werden und die im Grundbuch vermerkte Denkmalschutzbindung wieder zu löschen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • andreas69

    Warum dürfen sie für die Bevölkerung nicht dringend gebrauchte Wohnungen bauen? Was soll so eine alte Militärkaserne für die heutige Welt noch irgendeinen Wert haben? Da sind die Leute im Denkmalamt ganz schön „neben die Schuhe“, und vergessen nebenbei die Geschichte unseres Landes, denn es gibt auch so etwas wie einen „geschichlich-historischen Kontext“ eines Gebäudes, dessen Funktion sich auch nicht mit hochnäsigem Theorisieren wegwischen lässt. Da kannst du Etiketten und Info-Plakate draufschrauben wie viel du willst, eine Kaserme bleibt eine Kaserme.

    • hermannh

      Finde ich auch. Aus Unrecht entstanden.

      Genau jene setzten sich für der Erhalt der Kaserne ein, die sich aufregen, dass die Landesregierung zu rechts ist..

      Die Kasernen in Südtirol sind ein Zeugnis von Faschismus und Unterdrückung Südtirol!

      Team Kölle setzt sich für der Erhalt ein und überholt somit die Meloni rechts..

      Der STF Sven ansonsten spielt er auf Tiroler, ist in dieser Sache verdammt ruhig. Eine Schande!

    • hf90

      Wie dümmlich, zu meinen die geplanten Wohnungen im Kasernenareal werden all unsere Wohnungsprobleme lösen. Schau dir ähnliche Projekte an und wer dort die Wohnungen gekauft hat und wer drinnen wohnt.

      • meintag

        Es sollen ja nicht nur Wohnungen gebaut werden, sondern auch Geschäfte alà Wohndorf. Es wurde erwähnt dass damit der Dorfkern Schlanders wie bereits Jetzt mit Geschäftsschiessungen einhergehen würde.

  • andreas69

    Und, wie wäre es mit ein bisschen mehr Demokratie? Wurden die Schlanderser gefragt? In diesen Fällen soll das Volk entscheiden, nicht eine „gefühlt“ sehr ferne Instituition. Wenn sich die Entscheidungsträger im Land überall einmischen, trägt das nicht unbedingt zu Ihrer Beliebtheit bei. Sollen einmal einen Kurs in Demokratieverständnis machen.

    • brutus

      Es wurde vom Gemeinderat gutgeheißen, und der Bebaungsplan der Bevölkerung vorgestellt!
      Wozu dann einen GR wählen? Die Gegner hatten etliche Jahre Zeit die wenigen Unterschriften für eine Bürgerbefragung zu sammeln! …haben sie nie getan weil sie Angst haben, dass der Schuss nach hinten los geht!

  • esmeralda

    wenn beim Denkmalschutz die Bevölkerung gefragt werden würde, dann würde das Kolosseum in Rom und ganze Straßenzüge in Wien nicht mehr stehen. Das muss schon den Fachleuten überlassen werden. In der Coronazeit hatten wir dutzende „Wirrologen“, jetzt gerade tausende Fussballexperten …

    • andreas69

      Gibt es etwa auf Gemeindeebene keine Experten? Und wenn man im Denkmalamt die Ausbildung der sogenannten Experten anschaut (Curriculum lesen!) dann muss ich Ihre Behaupung als unwahr zurückweisen!

    • andreas69

      Und Straßenzüge in Wien und das Kolosseum in Rom mit einer abgewrackten, baufälligen Militärkaserne in Schlanders zu vergleichen, ist ebenfalls unseriös.

      • meintag

        „Baufällige Kaserne“? Von baufällig muss ich entgegnen dass in den 80igern des letzten Jahrhunderts Mehr renoviert wurde als sich Manche vorstellen können. Wie in anderen öffentlichen Gebäuden wie Krankenhäusern waren unter den Militärdienstleistenden Handwerker zur Genüge. Im Übrigen wurde die Kaserne in den 30gern so gebaut wie auch manche der Bunker.

  • morgenstern

    Ich habe mir sagen lassen eine Denkfabrik soll daraus entstehen wo selbsternannte Wissenschaftler und Experten das propagieren was sie am Tag zuvor gegoogelt haben.

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