Petition gegen Punkteführerschein
Die Handwerkerverbände lvh und CNA starten eine gemeinsame Petition gegen den geplanten Punkteführerschein. Die Maßnahme bringe keine Vorteile im Bezug auf die Sicherheit.
Für den 1. Oktober dieses Jahres ist die landesweite Einführung des Punkteführerscheins für Baustellen angekündigt. Eine Verpflichtung, die nicht nur Bauunternehmen betrifft, sondern alle Unternehmen und Selbstständigen, die auf temporären oder mobilen Baustellen arbeiten. Wie soll der Punkteführerschein funktionieren? Ausgestellt im digitalen Format vom nationalen Arbeitsinspektorat, startet der Führerschein mit 30 Punkten. Bei Verstößen oder Unfällen werden je nach Schwere des festgestellten Verstoßes Punkte abgezogen. Unternehmen oder Selbstständige, die unter die Schwelle von 15 Punkten fallen, werden bis zur Wiederherstellung der fehlenden Punkte durch Sicherheitskurse suspendiert. Kurz gesagt handelt es sich um eine weitere bürokratische und wirtschaftliche Belastung für kleine Unternehmen. Deshalb haben sich die Wirtschaftsverbände CNA Alto Adige Südtirol und lvh.apa gemeinsam dazu entschlossen, das Veto der Handwerker/innen gegen eine Maßnahme zu äußern, die keine Sicherheitsvorteile bringt und in vielen Aspekten unangemessen ist.
„Um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu verbessern“, erklären die Präsidenten Martin Haller (lvh.apa) und Claudio Corrarati (CNA Trentino Alto Adige), „braucht es keine weitere bürokratische Verpflichtung. Vielmehr sollte die Durchsetzbarkeit der bestehenden Vorschriften und mehr Anstrengungen zur Verbreitung einer Sicherheitskultur angestrebt werden. Dies kann durch die Förderung und Stärkung der Bilateralität im Handwerk gelingen, zumal sie das wichtigste tarifliche Instrument im Bauwesen zum Schutz der Arbeitnehmer/innen und Unternehmen darstellt.“
Eine große Benachteiligung stellt das Dekret 19/2024, das die Maßnahme einführt, vor allem für kleine Betriebe dar. So sollen große Unternehmen, welche bereits über ein SOA-Qualifikationszertifikat verfügen, von der Vorschrift ausgenommen sein. „Mehr Sanktionen, die unserer Meinung nach übertrieben sind, dienen nicht der Verbesserung der Sicherheit auf Baustellen. Vielmehr ist es entscheidend, den Fokus auf die Unfallprävention zu legen“, unterstreichen auch Fritz Ploner, Obmann der Baugruppe im lvh.apa, und Rodolfo Gabrieli, Obmann der Baugruppe von CNA Alto Adige Südtirol. Der Punkteführerschein sieht vor, dass Unternehmen, die auf temporären und mobilen Baustellen ohne Führerschein oder mit unzureichender Punktzahl arbeiten, mit Verwaltungsstrafen von 6.000 bis 12.000 Euro und dem Ausschluss von öffentlichen Aufträgen für sechs Monate belangt werden.
„Wir haben es schon bei der Einführung des Punkteführerscheins im Straßenverkehr gesehen. Diese hat die Zahl der Unfälle auf unseren Straßen nicht reduziert. Wir befürchten, dass dasselbe auf Baustellen geschehen wird. Entscheidend ist unserer Meinung nach, den Fokus auf die Unfallprävention zu legen“, so Corrarati und Haller. Die beiden Wirtschaftsverbände haben daher eine Petition unter ihren Mitgliedern gestartet, die bis September läuft und die in den letzten Tagen bereits 200 Unterschriften gesammelt hat. „Wir wollen die Stimme unserer Handwerker/innen hörbar machen und die gesammelten Unterschriften den politischen Vertretern übergeben“, unterstreichen Ploner und Gabrieli.
Gleichzeitig machen CNA und lvh.apa einen Vorschlag. „Um sicherzustellen, dass diejenigen, die auf Baustellen arbeiten, wirklich die notwendigen beruflichen Qualifikationen haben, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten, fordern wir ein Gesetz für den Zugang zum Baugewerbe, wie es bereits in anderen Branchen der Fall ist“, erklären Haller und Corrarati. „Heute kann sich jeder auf dem Markt als Bauunternehmen anbieten. Es genügt die einfache Registrierung bei der Handelskammer. Wir als Branchenverbände sind jedoch überzeugt, dass ein Gesetz erforderlich ist, das die Erfüllung spezifischer beruflicher Anforderungen zur Voraussetzung für die Gründung eines Bauunternehmens macht.“
Ähnliche Artikel
Kommentare (9)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
opa1950
Der Punkteführerschein ist in Südtirol dringend notwendig.Es arbeiten viel zu viele Ausländische Bürger im Baugewerbe.Aber die meisten haben davon überhaupt keine Ahnung.Und nebenbei arbeiten die meisten schwarz am Bau.
olle3xgscheid
@opa1950…
Du hast aber auch zu kein Thema eine positive Haltung und Meinung, alles voll Negativ.
So leicht am Bau schwarz zu arbeiten wie du es erwähnst ist ein Schmarrn
robby
Das Problem sind wohl eher die Subappalti. Da bleibt für Arbeitssicherheit kein Geld mehr.
robby
Die Maßnahme bringe keine Vorteile im Bezug auf die Sicherheit.
Aber sicher auf den Geldbeutel!
andreas
Dann sollen sich halt die Unternehmer darum kümmern, dass weniger Unfälle passieren, was aber nicht alle tun.
andreas
„Dies kann durch die Förderung und Stärkung der Bilateralität im Handwerk gelingen, zumal sie das wichtigste tarifliche Instrument im Bauwesen zum Schutz der Arbeitnehmer/innen und Unternehmen darstellt.“
Wie kommt man auf solche Sätze? Was wollen sie damit sagen?
Dass der Punkteführerschein nichts gebracht hat, stimmt auch nicht, da die Zahlen gesunken sind.
kreativsein
Allgemein gilt dass die Gesetze über Arbeitssicherheit in Italien ziemlich gut geschrieben sind und wurden. Will heissen, dass z.B. dieses „Qualifizierungssystem der Unternehmen und Selbständigen“ erstmals im Jahr 2008 veröffentlicht wurde und zwar im Gesetz für Arbeitssicherheit 81/08 explizit für das Bauwesen. Und hier das Dilemma der Verbände, die eigentlich genug Zeit gehabt hätten alle ihre Mitglieder auf ein höheres Niveau zu bringen.
bananajoe
Bin dafür, dass die Bauarbeiterkasse unentgeldlich, aber für die Arbeiter verpflichtend, alle 2 Jahre eine Auffrischung in Sachen Sicherheit bereitstellen sollte. Dies wäre sinnvoller als einmal im Jahr ein paar Hosen zu geben, welche in 3 Wochen bereits in Franzen aufgeht. Eine Hose kann sich jeder selber kaufen. Die Betriebe zahlen soviel ein pro Arbeiter, was diese niemals wieder vollständig rausbekommen, was auch logisch ist, weil irgendwie müssen die ganzen Quaxis im Büro ja bezahlt werden inkl. fette Gehälter für die Häuptlinge dort. Also lieber mit dem Geld mal was sinnvolles machen und gleichzeitig die Betriebe damit entlasten.
morgenstern
Die Zettelwirtschaft ist auf dem besten Wege das produzierende Gewerbe zu überholen.