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Sieg der Nobodies

TAGESZEITUNG-Experte Klaus Schuster über die ersten Eindrücke bei der aktuell laufenden Fußball-EM.

Die Spiele der ersten Runde waren zum Großteil temporeich, wir bekamen schöne Tore zu sehen und die Stimmung auf den Rängen war überragend. Kein Vergleich zu dem, was wir bei der letzten WM in Katar oder bei der letzten EM vor drei Jahren, wo wegen der Covid Pandemie die Stadien nur zu einem Viertel gefüllt werden durften, zu sehen bekamen!

Am meisten überzeugt hat in dieser ersten Runde sicher Deutschland, vor allem mit seinen jungen Talenten in der Offensive. Dabei sind Wirtz und Musiala zusammen gerade 1x so alt wie Cristiano Ronaldo. Wie viel Anteil an diesem Eindruck die schwachen Schotten hatten wird sich in den nächsten Spielen zeigen, wenn auch die Abwehrreihe, wo für mich nicht der Torwart, sondern alle Verteidiger, mit Ausnahme von Rüdiger, erst beweisen müssen, wie stabil sie gegen stärkere Offensivabteilungen agieren. Das Mittelfeld scheint aber, auch dank der großen Klasse und Erfahrung von Tony Kroos, eine ideale Mischung von jungen dynamischen und erfahrenen Akteuren zu sein.

Italien brachte das Kunststück fertig, nach 20 Sekunden schon 1:0 in Rückstand zu geraten. Die Gefahr hektisch zu werden und verunsichert aufzutreten war groß, der relativ schnelle Ausgleich nach einer Ecke brachte die Mannschaft aber endgültig wieder in die Spur. Dank einer guten ersten Hälfte, wo man höher als nur 2:1 hätte führen müssen, holte man gegen Albanien dann schließlich einen Pflichtsieg. Beunruhigend wirkte auf mich die schwache Vorstellung in Hälfte zwei, denn schon in den Qualifikationsspielen konnte man nämlich feststellen, dass Italiens Team nicht in der Lage war, über mehr als eine Hälfte mit hoher Intensität zu spielen. Am Donnerstag gegen Spanien wird man dann sehen wie konkurrenzfähig die Azzurri auf höherem Niveau wirklich sein können. Wobei die Spanier, trotz des klaren 3:0 Sieges gegen Kroatien, auch Schwächen zeigten. Die Kroaten hatten in diesem Spiel mindestens 4 hochkarätige Chancen, die alle vergeben wurden.

Die Österreicher hingegen liefen die Franzosen, wie man erwarten konnte, ganz hoch an und spielten dieses hohe Pressing permanent über die ganzen 90 Minuten. Nur verloren die Franzosen im ganzen Spiel nur einen Ball kurz vor dem eigenen Strafraum und daraus entstand die größte Torchance für Österreich, die Baumgartner vergab. Das Tor der Franzosen war unglücklich, nicht nur weil es ein Eigentor war, sondern auch weil ihm eine Fehlentscheidung voraus ging, wo der Unparteiische statt Eckball für Österreich einen Abstoß für die Franzosen gab. Insgesamt war der Sieg des Vizeweltmeisters, schon allein schon wegen der vielen Torchancen, aber verdient, aber die Vorstellung von Ralph Rangnicks Team war so überzeugend, dass man diesen Österreichern gegen Holland und Polen durchaus zutrauen kann ins Achtelfinale vorzustoßen.

Die ersten Überraschungen gab es am Montag: es war kaum zu erwarten, dass die Nobodies aus Rumänien die Ukraine, mit mehreren Spielern aus Topmannschaften der Premier League und Spanien, klar schlagen würden und vor allem den Slowaken traute wohl kaum jemand einen Sieg gegen Belgien zu. Dabei stellten sich die Belgier, allen voran Sturmtank Lukaku, mehrmals reichlich ungeschickt an (beim ersten Tor, das annulliert wurde, hätte er unbedingt mehr darauf achten müssen nicht im Abseits zu stehen), beim zweiten annullierten Treffer allerdings zeigten die Unparteiischen wieder einmal, dass schwer man sich tut eine kohärente Linie zu fahren: einen mit freiem Auge kaum feststellbaren Ballkontakt mit der Hand zu pfeifen, wo der Abwehrspieler den betreffenden Spieler noch versucht aus dem Gleichgewicht zu bringen, finde ich vollkommen überzogen, vor allem wenn man dann im folgenden Spiel (Österreich : Frankreich) einen klaren Eckball nicht gibt, der dann zum entscheidenden Treffer führt!

Diese Episode beweist nur, dass, auch mit den besten technischen Hilfsmitteln, Fehler auftreten können, die man als solche akzeptieren muss – auch wenn dies oft schwer fällt.

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