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„Blöde Figur“


Es gibt Abgeordnete, die den Landtag nur als politische Bühne für ihre Provokationen verwenden und jede Form der Achtung missen lassen, bedauert Herausgeber Arnold Tribus.

Vor einigen Tagen ist es im italienischen Parlament zu einer regelrechten Schlägerei gekommen, die ein wahrlich jämmerliches Bild der Volksdeputierten lieferte, die sich mit Fäusten durchsetzen müssen und so beweisen, dass sie nicht über die Reife und den Anstand für ein parlamentarisches Amt verfügen. Dann gab es Schuldzuweisungen wie bei streitenden Kindern. Erschreckend war, dass den beiden Streithähnen Parlamentarier zu Hilfe eilten und drauflosschlugen und boxten wie Wilde, während die Kammerdiener versuchten, die ungezogenen Onorevoli zu trennen. Die Kammer bot ein trauriges, vor allem peinliches Bild. Dass sich Parlamentarier prügeln und in die Haare geraten, kommt meist nur in unterentwickelten Ländern vor. Während Premier Meloni in Apulien beim G7-Gipfel der Großen dieser Erde die Grandezza der italienischen Republik vorführte, kam es im Parlament zu Kampfesszenen, die man sich sonst nur von Halbstarken erwartet. Die Bilder gingen um die Welt, eine blöde Figur, das demokratische Italien schämte sich. Herr Sven Knoll hat die prügelnden Onorevoli zum Anlass genommen, die die Rückkehr ins Vaterland Österreich zu fordern, dabei gäbe es viele Gründe, sich auf den Anstand im Südtiroler Parlament zu konzentrieren, der auch immer mehr zu einem ungeordneten Stammtisch verkommt.

Von wegen Hohes Haus. So wird der Landtag im Volksmund und auch von den Abgeordneten in ihren Reden genannt. Der Landtag ist der Ort gelebter Demokratie, Ausdruck der politischen Vielfalt im Lande, des Pluralismus, der politischen Debatte und demokratischen Auseinandersetzung, hier wird um Positionen gerungen, hier begegnen sich entgegengesetzte Positionen, hier versuchen die Abgeordneten der Minderheit jene der Mehrheit von der Güte ihrer Vorschläge zu überzeugen und umgekehrt. Parlamente und Landtage sind Orte des Geistes, der Kultur der gepflegten politischen Auseinandersetzung. Sie sind die hohe Schule der Demokratie und der gelebten Toleranz, der Achtung und des Respektes vor der Meinung des anderen. Der Landtag sollte ein Kraftort der Demokratie und des Parlamentarismus sein.

Ich beobachte die Arbeiten des Landtages aus der Ferne, höre ab und zu eine Übertragung, lese in der Tageszeitung die Berichte meines Redakteurs Matthias Kofler, und ich muss sagen, dass das Niveau wirklich gesunken ist. Es gibt Abgeordnete, die den Landtag nur als politische Bühne für ihre Provokationen verwenden und dabei jede Form der Achtung vor dem Hohen Haus und der übrigen Abgeordneten missen lassen. Man ist heute stolz, wenn man im breitesten Dialekt daherredet und lässt sich auch nicht vom Herrn Präsidenten zurechtweisen. „I red wia miar der Schabel gwachsen isch.“ Ohne Respekt vor den Übersetzerinnen, die das Palavern im Dialekt dann übersetzen müssen. Dabei habe ich gar nichts gegen den Dialekt. Im Gegenteil. Er gehört zum sprachlichen Reichtum unseres Landes. Es gibt aber Orte, und dazu gehören der Landtag und auch die Schule, in denen man sich einer gepflegten Umgangssprache bedienen sollte. Das gebietet der Anstand, genauso wie es in Parlamenten üblich ist, dass man Kolleginnen, mit denen man privat per Du ist, im Plenum mit Sie anspricht. Aber auch diese simple Regel scheinen viele nicht begriffen zu habe. Dass dann die Frau Abgeordnete Rieder einfach zur Riederin wird, ist einfach nur ungezogen, frech, verachtend. In den Dörfern werden die Frauen eines Hofe mit der Endsilbe -in angesprochen, aber Dorf ist Dorf, Landtag ist Landtag. Vielleicht sollte der Herr Präsiden die Damen und Herrn Abgeordneten zu einem Kurs über das Einmaleins des guten Tons im Landtag verpflichten.

Das betrifft auch die Kleiderordnung. Es geht um Würde und Anstand im Landtag. Es ist schon verwunderlich, dass erwachsene Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich anständig zu kleiden haben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (35)

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  • criticus

    Herr Tribus, Sie haben recht! Es wird im Südtiroler Landtag zwar nicht so zusammengeschlagen wie in Rom, aber untereinander intrigiert und gestritten wie nie zuvor. Hinzu kommt noch, dass man im „Hohen Haus“ nicht Dinge versprechen soll, die nicht eingehalten werden, wie z.B.: die Umweltpolitik und den verbilligten Strom.
    Und wenn sie Herr Tribus, schon mit dem Zeigefinger Richtung Politik zeigen, dann wäre es auch an der Zeit als Verantwortlicher der TZ in Sachen Kommentare Ordnung zu schaffen. In ihren Kommentarspalten nehmen seit Jahren Gehässigkeiten und kindische niveaulose Kommentare haufenweise zu. Sorgen Sie endlich dafür, dass diese niveaulosen, untereinander beleidigenden Kommentare gestrichen werden.

    • annamaria

      Da kann ich Ihnen absolut beipflichten!! So niveaulos wie letzthin im Landtag gesprochen wird, ist zum Schämen!! Herr Knoll kann gerne ins Vaterland abwandern!!!!

      • rumer

        @anna
        zuerst sollte man den Lugenbeitl heimschicken….

      • asterix

        @annamaria, warum sollte Herr Knoll abwandern? Mit derAuswanderungskeule seit ihr immer gleich zur Stelle wenn jemand nicht auf Linie oder amderer Meinung ist. Im Gegenteil, Knoll tut genau das wozu er als Politiker gewählt worden ist. Er macht Oppositionspolitik.

        • heracleummantegazziani

          Nein, das macht Knoll nicht. Auch Oppositionspolitik muss konkret sein. Knoll vertreibt sich die Zeit beim Streune von Falschmeldungen und auch Verleumdungen.
          Der Hinweis auf die Auswanderung in Richtung Knoll ist aber nicht deplatziert, wenn er schon der Meinung ist, in Österreich sei immer alles besser. Wenn jemand das Essen in einem Lokal nicht schmeckt sucht er sich auch ein anderes.

          • heracleummantegazziani

            *beim Streuen*

          • asterix

            Aha, Essen und Politik ist also gleichzusetzen. Wir sind also doch im Gasthaus……..Dieses Auswandern ist das typische Totschlagargument der Parteisoldaten.

          • artimar

            „heracleummantegazziani“ Früher hieß es ständig, geh‘ rüber. Gemeint waren damals die Länder des real existierenden Kommunismus des Ostens.
            Eine grenzüberschreitende menschenverachtende, ja barbarische Position. Wie kommt man dazu, andern ihre Heimat und ihre Rechte abzusprechen, nur weil man deren Position/Verhalten nicht teilt.
            Nein. Ohne Raum jenseits von Macht, kapitalistischer Ökonomie und Staat, ohne herrschaftsfreien Diskurs ist eine rationale Selbstverständigung der Gesellschaft nicht möglich. Sonst wird Demokratie zur Fassade.

          • andreas

            @artimar
            „Ohne Raum jenseits von Macht, kapitalistischer Ökonomie und Staat, ohne herrschaftsfreien Diskurs ist eine rationale Selbstverständigung der Gesellschaft nicht möglich.“

            Kannst mir den Satz erklären?

          • artimar

            @Andreas Es ist der Anspruch eines Ideals einer (deliberativen) Demokratie, das J. Habermas vertritt (vgl. Jürgen Habermas, Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik).

          • heracleummantegazziani

            @asterix – Haben Si schon mal was von Metapher gehört? Nicht?

          • heracleummantegazziani

            *Sie*

          • heracleummantegazziani

            @artimar – Ihr pseudophilosophischer Winkelzug ist nicht unbedingt sinnvoll. Nein er ist sogar vollkommen unpassend.

      • asterix

        Abgesehen davon ist Knoll schon in seinem Vaterland Südtirol. Warum sollte er also irgendwohin wandern…..

    • sigmundkripp

      @criticus: dem Anliegen, hier im Forum Benimmregeln durchzusetzen, kann ich nur beipflichten.
      Herr Tribus: Sie lassen ansonsten zu, dass Sie, Ihr Blatt und seine Redaktion auf dasselbe Niveau eingestuft werden.
      Das wäre doch schade!

    • besserwisser

      wie war das noch? wer glaubt dass politiker das volk vertreten, glaubt auch dass zitronenalter zitronen falten…

  • placeboeffekt

    Jedes Volk hat die Regierung die es sich verdient.
    Die Tscheggl im Landtag sind nur ein Spiegel der Gesellschaft.

  • ummagumma

    Solange die dummen Wahlschafe diesen Sauh….en wählen und dann noch deren Hampelmänner als Anderle, Sumperle, Hermelinchen ertragen können…..:-)

  • andreas69

    Die philosophische Abhandlung über „Demokratie“ hätte ChatGPT nicht besser machen können.
    Ich schlage vor, dass für die Landtagsabgeordneten Kurse angeboten werden sollten die sie fakultativ besuchen können. Themen: a) die gehobene Sprache in Volksversammlugen b) der richtige Umgang mit Kolleginnen und Kollegen in Volksversammlungen und c) die neue Kleiderordnung für „Erwachsene“ in öffentlichen Räumen. Die Kosten trägt der Steuerzahler.

  • foerschtna

    Der neue Landtag ist jedenfalls weniger langweilig als der alte.

    • heracleummantegazziani

      Der neue Landtag ist wegen einiger seiner Mitglieder der peinlichste seit Menschengedenken.

      • asterix

        Nur weil er ihnen nicht passt?? Vielen anderen passt er so. Oder wollen sie Wahlen in Frage stellen?

      • foerschtna

        Na, na, na. Solange Abgeordnete nur reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, ist das lebendige Demokratie. Nicht so, wie die linken Kasperln im römischen Parlament, die bei der Debatte über die Autonomiereform der italienischen Regionen mit ihren italienischen Flaggen und „ciao bella, ciao“-Gegröle einen Tumult ausgelöst haben, und dabei wieder mal ihre Maske fallen ließen und gezeigt haben, was sie in Wirklichkeit sind: zentralistisch, extremistisch, autonomiefeindlich und totalitär.

        • heracleummantegazziani

          Es hat nichts mit Demokratie zu tun, wenn man keinen Respekt vor anderen hat. Ihr Hinweis auf di „Linken“ ist totaler Quatsch un beweist eigentlich nur, dass Sie ihre Seite verteidigen wollen: Den Tumult hat ein Lega-Vertreter ausgelöst und der ist bestimmt nicht links.
          Wenn jemand atonomiefeindlich ist, dann sicherlich die Rechten. Wenn Sie das bis jetzt noch nicht verstanden haben, muss man sich wirklich fragen, ob Sie verstehen wofür „Rechts“ steht..

  • asterix

    Übrigends, Herr Tribus, wenn sie von guten Manieren und Kleidung oder Rethorik schreiben ist nichts dagegen einzuwenden. Ein Mindestmaß an Bildung und Anstand sollte garantiert sein. Aber beim Anstand fallen mir schon wieder die diversen SVP Skandale und Lobbys ein. Da hilf die dezenteste Kleidung und Rethorik nicht. Abgesehen davon hiese das ja dass nur mehr Akademiker kandidieren sollen oder dürfen. Dem Fußvolk fehlt die Bildung für den Landtag? Es sollten aber ALLE Bürger vertrehten sein. Wie in der 1. Französischen Nationalverammlung 1789, da waren auch alle Bürgerstände vertreten.

  • andreas1234567

    Hallo zum Mittag
    die letzte Wahlperiode war auch eine Ära von Arroganz und Größenwahn. Da gab es interessante Telefonmitschnitte, für einen durch und durch nutzlosen Nachhaltigkeitstag wurden Millionen verpulvert und was in dunklen Zeiten nach Rom hin zu Kreuze gekrochen wurde ist mit „ jippieh, volle Pulle Rom gehorchen“ganz gut beschrieben
    Es gab dann auch teilweise derbe Kritik und jetzt wird es lustig, die STZ hat aus journalistischem Selbstverständnis heraus auch über diese Verbände und Leute berichtet während das Mehrheitsmedienhaus es mit einer Mischung aus Niederschweigen und Niederbrüllen versucht hat
    Der Wähler hatte ein feines Gespür für diese Hochnäsigkeit und weil man sich im Hohen Hause nicht mit Stammtischgeschwätz abgeben wollte hat der Wähler kurzerhand dem Hohen Haus den Stammtisch in den Palast gestellt
    Die vielleicht etwas derb daherredenden Abgeordneten tragen jedenfalls mehr zu einer lebendigen Demokratie bei als ein weiterer Verbandsbonze auf Edelweissticket oder, Gott sei bei uns, ein vierter Grüner
    Als Deutscher bin ich arg neidisch auf die parlamentarische Vielfalt in Südtirol
    Sonnige Hüttengrüsse

  • noando

    klare, wahre worte … herr rabensteiner könnte jetzt punkten: sich an die grundschule erinnern und die nächste rede im hohen haus auf deutsch halten … im netz u bei den handwerkertreffen kann er ja beim dialekt bleiben

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