„Bräuchten mehr Ressourcen“
David Augscheller wird ab Herbst neuer Direktor am Oberschulzentrum in der Karl-Wolf-Straße: Der ehemalige ökosoziale Gemeinderat über den Wechsel und seine Zeit am Brennpunkt-Schulsprengel Bozen-Europa.
TAGESZEITUNG Online: Herr Augscheller, nach vier Jahren wechseln Sie als Schuldirektor von Bozen nach Meran, wo Sie die Leitung von WissLyz und Technischer Fachoberschule übernehmen. Froh, nicht mehr pendeln zu müssen?
David Augscheller: Ich freue mich auf Meran, weil dort mein Lebensmittelpunkt ist. Und ich freue mich über meine Rückkehr an eine Oberschule, weil ich als Lehrer von dort komme. Andererseits habe ich in diesen vier Jahren Bindungen aufgebaut. Als Direktor einer Grund- und Mittelschule habe ich bemerkt, mit welchen Schwierigkeiten die Familien zu kämpfen haben, wie wichtig die Institution Schule ist und welches Potenzial sie hat, Lebensbiographien ins Positive zu wenden.
Sie leiten noch bis Herbst den Schulsprengel Bozen/Europa, der von überdurchschnittlich vielen Schülern verschiedener Kulturen und Sprachen besucht werden. Wie herausfordernd ist es, den Ansprüchen gerecht zu werden?
Bozen/Europa ist ein sehr heterogenes Umfeld. Die Lehrpersonen im Sprengel sind jedoch engagiert, sie arbeiten schülerzentriert und professionell. Als Direktor versuche ich meinen Teil beizutragen. Es gilt, in einem nicht ganz einfachen Kontext Lösungen zu finden, wie man mit Vielfalt positiv und mit inklusiven Arbeitsmethoden umgeht.
Funktioniert das aber auch in der Praxis? Bozens Stadträtin Johanna Ramoser hat wiederholt Alarm geschlagen, weil deutschsprachige Kinder in mehreren deutschen Schulen der Landeshauptstadt in der Minderheit sind und Lernrückstände befürchtet werden?
In diese Diskussion fallen viele subjektive Wahrnehmungen und das ist auch berechtigt. Aber es gibt keine Studien, die Lernrückstände belegen. Schule vermittelt auch Lebenskompetenzen wie das Arbeiten im Team. Natürlich muss man den Muttersprachlern das garantieren, worauf sie Anspruch haben. Aber dafür müssen die Schulen interne didaktisch-pädagogische Maßnahmen ergreifen und das tun wir. Ideal wären mehr Ressourcen.
Sie waren 17 Jahre lang Gemeinderat in Meran, zuletzt für die Ökosoziale Linke. 2022 haben Sie ihr Mandat aus Zeitgründen niedergelegt. Werden Sie 2025 wieder kandidieren?
Das schließe ich eher aus. Mein Schwerpunkt liegt derzeit in der Schule – obwohl ich politisch nach wie vor sehr interessiert bin.
Schon Ideen, wie Sie sich als Direktor in Meran einbringen werden?
Noch bin ich mit dem Kopf in Bozen, wo ich den Übergang organisieren muss. Generell hat jede Schule ihre eigene Genese und ich werde das auch beim Schulkomplex WissLyz/TFO in Meran respektieren. Meine Inputs möchte ich einbringen, sobald ich mich eingearbeitet habe.
Interview: Karin Gamper
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Kommentare (4)
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brutus
…die PISA Studie zeigt, dass Vielfalt (Multikulti) an Schulen nicht alles ist!
steve
Hat das jemand behauptet?!
brutus
@steve
…bitte Interview durchlesen!
…dort wird von Vielfalt als große Chance gesprochen!
artimar
Die Forderung nach mehr Ressourcen zu stellen geht immer.
Das (eigene) Versagen, insbesondere der Politik, als „Diskussion subjektiver Wahrnehmungen“ abzutun, geht angesichts der Realität aus Miss- und Übelstände gerade in Bozen so gar nicht. Klasse(n) ohne dt. Schüler-innen, Deutsch als Bildungsstranfer auf Substandard-Niveau, Eltern, die ihre Kinder tagtäglich bis nach Eppan bringen.
Nein. Kinder haben ein Recht auf Bildung in ihrer Erstsprache. Deshalb hat es ja die völkerrechtlich eigens geschützte dt. Minderheitenschule in Südtirol. Mit eigenen Schulführungskräften wie D. Augscheller.
Gute Arbeit!