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Arbeit gegen Gewalt

Nadia Mazzardi und Ulrike Oberhammer

Eine eigene Arbeit und finanzielle Unabhängigkeit schützen vor Gewalt. Ausgehend von dieser Einsicht will der Beirat für Chancengleichheit die Berufstätigkeit von Frauen fördern.

von Lukas Verdross

Am Dienstag stellte der Landesbeirat für Chancengleichheit seinen Tätigkeitsplan für die kommenden Jahre vor. Im laufenden Jahr will der Beirat sich darauf konzentrieren, den 2023 erstellten Gleichstellungsaktionsplan bekannt zu machen und erste Projekte angehen.

Besonders im Vordergrund steht dabei der Bereich Gewalt an Frauen.

Neun von zehn der Gewalttaten gegen Frauen finden dabei im unmittelbaren persönlichen Umfeld, meistens in der Familie, statt. Diese Gewalt muss aber nicht immer körperlich sein. „Es gibt nicht nur eine Form von Gewalt. Es gibt körperliche, psychische, finanzielle und noch weitere Arten“, erklärt die Vizepräsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit Nadia Mazzardis. Laut einer ASTAT-Studie nehmen die gemeldeten Fälle von finanzieller Gewalt gegen Frauen zu.

Finanzielle Gewalt besteht darin, dass die finanzielle Abhängigkeit der Partnerin missbraucht wird, um sie dadurch beispielsweise in ihrem Verhalten zu kontrollieren.

Für Mazzardis gibt es dafür viele Ursachen: Einer davon ist, dass deutlich weniger Frauen arbeiten als Männer. So arbeiten in Südtirol lediglich 69 Prozent der Frauen, im Vergleich zu 85 Prozent der Männer. „Das ist ein Riesenunterschied“, stellt Mazzardis fest, „ein weiteres Problem ist, Frauen nehmen viel häufiger Teilzeit und verdienen deutlich weniger.“

Wenn Frauen dann in der Familie misshandelt werden, herrscht bei vielen große Angst, dass man sich selbst und in vielen Fällen die Kinder nicht allein versorgen kann. Frauen müssen sich laut Mazzardis sicher genug fühlen, um Gewalttaten anzuzeigen. Das ist in solchen Situationen oft nicht der Fall.
Wenn Frauen hingegen selbstständig und finanziell abgesichert sind, ist es laut Mazzardis viel wahrscheinlicher, dass Anzeige erstattet wird. Daher sieht sie die stark steigenden Zahlen der gemeldeten Gewaltverbrechen gegen Frauen nicht unbedingt negativ: „Die höheren Zahlen heißen nicht zwingend, dass es mehr Gewalt gegen Frauen gibt, sondern sind auch dadurch bedingt, dass sich immer mehr Frauen trauen, Anzeige zu erstatten.“

Daher ist der Beirat von Chancengleichheit überzeugt, dass eine eigene Arbeit und mehr finanzielle Unabhängigkeit die Frauen vor Gewalt in der Familie schützt. Und dass die Frauen sich bei erlebter Gewalt dann besser wehren können.

Letztlich, so Mazzardis, geht es auch um Selbstvertrauen: „In Familien, in denen es heißt, du bist eine Frau, du bleibst zuhause und kümmerst dich um die Kinder, kommt es häufiger zu häuslicher Gewalt und es werden weniger Anzeigen erstattet“.

Genau hier will der Beirat für Chancengleichheit ansetzen: So sollen durch Kampagnen und eine „diversere“ Berichterstattung in den Medien, die traditionelle Aufteilung von „Mama macht den Haushalt und Papa arbeitet“ aufgelöst werden. Der Beirat bemüht sich auch um eine fairere Aufteilung der Elternzeit: Männer sollen häufiger Elternzeit nehmen und damit die Frauen in der Kindererziehung entlasten bzw. ihre Berufschancen erhöhen.

Unter anderem ist auch der Beitritt zur Initiative „No Women No Panel“ geplant, mit dem Ziel, das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu fördern, die Talente und Kompetenzen von Frauen zu verbessern und die Sichtbarkeit von Frauen allgemein zu erhöhen.

„Studien sagen, Mädchen wünschen sich einen von 15 Berufen, darunter Lehrerin oder Krankenschwester, Jungen wünschen sich 85 Berufe, darunter Staatspräsident oder Astronaut“, fasst Mazzardis die Ausgangslage zusammen, „das muss sich ändern.“

 

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