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Palliatives Leben

Solveigh ist krank, Ivo ist ihr nahe

„Ivo“ von Eva Trobisch begibt sich als Spielfilm ganz real in eine Welt, wo die Endlichkeit deutlich wird. Die Hauptfigur Ivo ist ambulante Palliativpflegerin. Kinostart: 20. Juni.

von Renate Mumelter

Regisseurin Eva Trobisch suchte nach einem Stoff für eine Tatort-Folge und wollte sich mit einem Verbrechen beschäftigen, „das kein dummes ist“, wie sie in einem Interview erzählt. Sie suchte also nach einem Verbrechen, das zumindest Fragen aufwirft. Bei dieser Suche stieß sie auf den Todesengel der Charitè, indirekt also auf das Thema Sterbehilfe. Je mehr sie sich damit beschäftigte umso klarer wurde für sie, dass dieser Themenbereich einen anderen Film verdient als eine Tatort-Folge. So kam es zu „Ivo“.

Ivo

ist eine Frau mit einer halbwüchsigen Tochter, die in ihrem alten Skoda als ambulante Palliativpflegerin ständig auf Achse ist, um die Menschen aufzusuchen, die ihre Hilfe brauchen. Darauf liegt Ivos Fokus und der Fokus des Films. Die meisten Betreuten kannte sie vorher nicht, nur bei Solveigh ist das anders.

Seltene Momente: Ivo ruht aus

Solveigh

leidet an ALS, was bedeutet, dass ihre Mobilität zunehmend schwindet. Ivo beschließt, sie professionell zu begleiten, obwohl sie bereits vor der Krankheit mit ihr befreundet war, und das wird selbstverständlich zu einer Gratwanderung mit sehr viel Nähe, auch körperlicher.

Die Todgeweihte wird von Pia Hierzegger gespielt, die im Kino zwar eher selten zu sehen ist, dafür sind ihre Auftritte immer beachtlich, auch diesmal.

Hierzegger ist auch als Theaterschauspielerin und Drehbuchautorin bekannt, letzthin schrieb sie das Drehbuch für den Landkrimi „Bis in die Seele ist mir kalt“.

Franz

ist der Dritte in dieser Konstellation. Er ist Solveighs Mann aber auch mit Ivo ist er verzweifelt vertraut (Lukas Turtur). Er versucht, mit der Situation so gut wie möglich umzugehen. Keine leichte Rolle für den Theater- und Filmschauspieler Lukas Turtur, der irgendwie am Rande ist und doch mittendrin. Turtur war zuletzt auch in „Club Zero“ zu sehen.

Ivo unterwegs zur nächsten Arbeit

Die Vorbereitung

Hauptdarstellerin Minna Wündrich erzählt, dass sie zur Vorbereitung auf diese besondere Rolle Praktika absolvierte, solche, wo sie lernte, wie man eine Injektion setzt oder den Blutdruck richtig misst, „alles gar nicht so einfach wie man meint“. Sie tauchte aber auch ein in die Welt der Palliativpflege, erfuhr, wie „mit Sterbenden umgehen – empathievoll ohne Mitleid zu haben“ – auch nicht so leicht. Regisseurin Trobisch hatte sich vom Arzt Johann Campean von der SAPV, der Spezialisierten Ambulanten Palliativen Versorgung, beraten lassen. Campean spielt im Film auch Ivos Chef. Mit ihm klärt sie ab, ob sie es sich zutrauen kann, ihre Freundin zu begleiten.

Das Leben

Das Schöne an „Ivo“ ist, dass auch im Angesicht des Todes Leben stattfindet, und das führte wohl auch dazu, dass Eva Trobisch für ihren Film den Preis des Landes Südtirol beim BFFB 2024 in Bozen bekam. Die Jurybegründung: „Wie navigiert man den dünnen Raum zwischen privat und professionell? Zwischen Leben und Tod? Der Gewinnerfilm erkundet diese Fragen mit einer intelligenten und präzisen Mise-en-scène und beschreibt nuanciert die vielfältigen sozialen Realitäten einer ganzen Gesellschaft im Wartezustand. So entsteht eine Welt, in der keiner Angst vor dem Tod hat, aber alle fürchten das Leben.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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