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Die Gestalterin

Barbara Repetto (Foto: Salto.bz)

In Memoriam: Die ehemalige Landesrätin und hochrangige Landesbeamtin Barbara Repetto ist plötzlich verstorben. Ein Nachruf.

von Arnold Tribus

Die Nachricht von ihrem plötzlichen Tod verbreitete sich am Sonntag in der Stadt wie ein Lauffeuer. Ich persönlich war sprachlos, erschüttert und unendlich traurig, als mir ihr Gatte, der langjährige ANSA-Direktor Antonio Visentini die Nachricht übermittelte.

Und so ging es vielen, man wollte die Nachricht gar nicht wahrhaben, weil sie man sie doch gerade gehört hatte, gesehen, mit ihr geplaudert. Sie pflegte und betreute ihre Freunde, sie war eine vorzügliche Gastgeberin und ausgezeichnete Köchin, die gerne in ihre Stube einlud, zu Diskussionen und Musik.

Barbara Repetto war in Bozen eine bekannte und angesehene Persönlichkeit.

Mit ihrer blonden Lockenpracht war sie auch nicht zu übersehen.

Sportlich-elegant, jung geblieben, gewann sie durch ihr Lächeln. Sie strahlte viel innere Ruhe aus und bestach durch ihre Herzlichkeit und ihr sonniges Gemüt. Sie entstammte einer bekannten Bozner Unternehmerfamilie, weshalb es erst einmal verwunderte, dass sie sich politisch links positionierte.

Studiert hat sie Literatur und Kunstgeschichte in Bologna, ihrer musischen Veranlagung und ihrer Liebe zur Kunst entsprechend. Sie hat ihr Studium mit einer Doktorarbeit über Michael Pacher abgeschlossen, hätte also Professorin werden sollen oder aber Kunstkritikerin, etwas in diese Richtung. Aber nein, sie ging einen anderen Weg, der sie schließlich auch zur Übernahme eines politischen Mandates führte.

Sie trat nach ihrem Abschluss gleich in die öffentliche Verwaltung ein und wurde Direktorin des Landesamtes für Europäische Angelegenheiten und zur Koordinatorin des Europäischen Sozialfonds. Es waren die Zeiten, in denen Remo Ferretti, der Christdemokrat, und der wunderbare Genosse Giuseppe Sfondrini in der italienischen Politik das Sagen hatten. 2003 betreute sie dann als Ressortleiterin die Bereiche Arbeit, Innovation und Forschung, Genossenschaften, Immigration, Chancengleichheit und italienische Berufsbildung.

Eine Überfülle an Kompetenzen, aber Barbara Repetto ließ sich nie aus der Ruhe bringen, sie war ein Arbeitstier, methodisch und präzise in der Arbeitseinteilung, immer vorbereitet, weil sie auch immer gute Kontakte zu Universitätsprofessoren und -Innen pflegte, die den notwenigen theoretischen Hintergrund für ihr Wirken lieferten.

Sie war nie eine Bürokratin, sondern schon als Beamtin eine Gestalterin. Sie konnte noch so unter Druck sein, sie hatte trotzdem für alle ein Lächeln, ein nettes Wort, sie telefonierte viel, schickte später dann die „Messaggini“, mittels derer sie ihr breites Netz an Freunden und Bekannten betreute.

2008 wagte sie dann den großen Sprung in die Politik, als Quereinsteigerin auf der Liste des Partito Democratico, der alles eher glücklich war, als sie ihre Kandidatur anmeldete. Sie war eine Hoffnungsträgerin für viele, die Partei aber fürchtete, zu Recht, dass sie den Platzhirschen in die Quere kommen und das Gleichgewicht der internen PD-Correnti stören könnte. Sie führte dann auch einen eigenen Wahlkampf, ohne Segen der Partei und, oh Wunder, sie schaffte den Einzug in den Landtag.

Die Partei war natürlich entsetzt, des inneren Gleichgewichtes wegen, weil mit Repetto eine sehr autonome und wenig parteihörige Mandatarin im Landtag und in der Landesregierung saß. Ihren Sitz in der Landesregierung musste sie nach einem Gerichtsurteil bald räumen, nachdem ein Parteigenosse, der seinen Sitz verloren, einen Rekurs anstrengte, weshalb Barbara Repettos Wahl als ungültig erklärt wurde, weil sie zum Zeitpunkt der Wahl Mitglied eines Verwaltungsrates mit Landesbeteiligung war.

Ein herber Schlag.

Denn gleich nach der Wahl hatte sie Landeshauptmann Durnwalder, mit dem sie jahrelang eng zusammengearbeitet hatte, in seine Regierung genommen und ihr die Agenden Innovation, Informatik, Arbeit, italienische Berufsbildung, Genossenschaften und Haushalt anvertraut. Eine große Last, eine große Verantwortung, an die sie aufgeschlossen, frisch und vertrauensvoll heranging. Geleitet von einem vernünftigen Grad von Optimismus und ihrem soliden Willen zur Zukunft, hat sie versucht frischen Wind in ihre Ämter zu bringen, neue Ansätze in der Problemlösung.

Sie war beliebt als Landesrätin, sehr engagiert und rund um die Uhr im Einsatz. Mit Nonchalance und Leichtigkeit und mit ihrer Energie hat sie jede Müdigkeit überwunden. Ihr immer besorgter Gatte Antonio Visentini wirkte immer im Hintergrund, sehr um den guten Ruf und das Ansehen der Gemahlin besorgt.

Freilich, was war nach dem Ausschluss nicht leicht für sie, nach so vielen Jahren, die sie in Verwaltung und Politik verbracht hatte, sich ins Private zurückzuziehen. Das Ehepaar Repetto – Visentini hat in Deutschnofen ein schönes Haus erworben und mit gutem Geschmack eingerichtet, tirolerische Eleganz.

Barbara pflegte einen großen Garten, ritt und empfing viele Gäste, Freunde und vor allem ihre Kinder und Enkelkinder.

Zärtlich und überschwänglich liebte, umhegte und verwöhnte sie Antonio, ihren Ehemann. Zwei Städter sind zu überzeugten Dörflern geworden, Deutschnofen ist ihr Zuhause. Sie liebte das durchsichtige Licht, den strengen und besonderen Reiz der Berge, den glühenden Rosengarten in der Dämmerung, den Himmel in seiner starken, intensiven, stählernen Bläue.

Die Politik ist ihr aber geblieben. Mit ihrem Demokratischen Forum, das sie mit Alberto Stenico animierte, lud sie regelmäßig zu Konferenzen, Vorträgen und Diskussionen. Dass sie die Europäische Schule, für die sie lange gekämpft, und die heuer probeweise starten, soll, ist schade.

Undenkbar für ihre vielen Freundinnen und Freunde, dass sie nicht mehr ist. Wir haben alle einen wertvollen, wunderbaren und lieben Menschen verloren, Es bleibt uns die Erinnerung an viele schöne Stunden.    

Ihrem Gatten Antonio und ihren Kindern gilt unsere Anteilnahme.

Engel werden Dich begleiten. Che la terra Ti sia lieve, cara Barbara!

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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