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Der Brenner-Windpark

Windpark im Tessin (Foto: 123rf)

Strom von Windrädern? Eine Studie hat das Potenzial der Photovoltaikanlagen, Wasser- und Windkraft in der Gemeinde Brenner geprüft. Das Ergebnis: Drei Standorte wären für die Realisierung eines Windparks geeignet.

von Erna Egger

„Entscheidung wurde noch keine getroffen, aber die Fakten sprechen für sich“, sagt Bürgermeister Martin Alber.

Vor geraumer Zeit hat sich die Gemeindeverwaltung am Brenner zum Ziel gesetzt, aktiv Richtung Energieautarkie zu arbeiten.

Vor einem Jahr wurde das Unternehmen Patscheider & Partner GmbH mit einer Studie zur möglichen Potenzierung erneuerbarer Energie beauftragt.

Die Eckpfeiler der Studie liegen mittlerweile vor. Am Mittwochabend wurden sie im Ibsen-Saal des Rathauses Gossensaß dem Gemeinderat und dem anwesenden Energielandesrat Peter Brunner vorgestellt.

„Ein spannender Termin, weil wir dann auch über Weichenstellungen für die Zukunft sprechen werden“, sagte Alber im Vorfeld.

Bereits vorab wurde betont, dass die lokale Bevölkerung einen direkten Nutzen durch die Energieprojekte und einen Mehrwert haben soll.

Ingenieur Walter Gostner ging zuerst auf das Potenzial der Wasserkraft ein. Durch den Wassernutzungsplan und den Gewässerschutzplan sind die Möglichkeiten limitiert. „An einigen Fließgewässern in der Gemeinde könnten noch Kraftwerke entstehen, jedoch nur eines dieser Fließgewässer – und zwar der Platzerbach – entspricht den Bestimmungen des Landes“, so Alber.

In Pflersch besteht ein Wasserkraftwerk, das von der Elektrizitätsgenossenschaft Pflersch geführt wird. Deren Verteilernetz erstreckt sich auf die gesamte Fraktion Pflersch sowie die Weiler Blättermühle, Temler, Tennewies und Steckholz in der Gemeinde Sterzing.

Durch die Gesellschaftsform einer Genossenschaft sind die Mitglieder direkt beteiligt – sie erhalten billigeren Strom.

Anschließend erläuterte Gostner die Möglichkeit der Nutzung von Photovoltaikanlagen: Zuerst präsentierte er die gesetzlichen Rahmenbedingungen und ging dann auf das Ergebnis der Studie ein. Analysiert worden waren die Sonnenstunden im Gemeindegebiet und auf welchen Infrastrukturen und Freiflächen die Anlagen installiert werden könnten.

Die Schlussfolgerung: Auf zahlreichen Gemeindegebäuden, wie Kindergarten, Schulen, Bauhof, Haus der Vereine usw., könnten Photovoltaikanlagen angebracht werden. „Mit unterschiedlichen Produktionsleistungen“, sagt Alber.

Eine Möglichkeit wäre die Montage von Photovoltaikpaneelen auf Freiflächen entlang des Radweges auf der alten Bahntrasse, zwischen Ast und Giggelberg: „Gesetzlich ist dies aber noch nicht möglich. Landesrat Brunner zeigte sich aber offen hinsichtlich einer leichten Anpassung des Gesetzesdekretes“, schildert Alber.

Der Bürgermeister gibt aber zu Bedenken: „Dies wären alles kleine, punktuelle Energieerzeuger, ohne große Leistung, jedoch mit dementsprechenden Kosten. Eine suboptimale Lösung. Die Installation von ein oder zwei größeren Anlagen wäre optimaler.“

Und damit ist er auch schon beim spannendsten Thema: Welches Potenzial hat die Windkraft am Brenner?

Bereits vor 15 Jahren gab es Bestrebungen, im Grenzgebiet Windräder zu errichten.

Zur Erinnerung: Die Firma Leitner und die Elektrizitätsgenossenschaft Pflersch planten auf dem Sattelberg und dem Sandjoch, einen Windpark mit 22 Windrädern zu installieren.

Die Landesregierung genehmigte 19 Windräder. Der Widerstand der Umweltorganisationen dies- und jenseits des Brenners war aber groß. Alpinen Vereine und Umweltverbände, wie AVS, CAI, der Österreichischn Alpenverein (ÖAV) sowie der Club Arc Alpin (CAA) zogen vor Gericht. Das Projekt musste schließlich fallen gelassen werden, nachdem im Jahr 2014 der Staatsrat in Rom in zweiter Instanz das Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts bestätigt hatte. Der Beschluss der Landesregierung wurde damit aufgehoben.

Bahnt sich nun ein weiterer Anlauf an? Die Voraussetzungen für die Produktion von Energie durch Windenergie bleiben optimal: Dies bestätigte auch die jetzige Studie.

Der Sattelberg stehe als Standort nicht zur Diskussion, stellte Bürgermeister Alber in der Sitzung klar. Man wolle nicht ähnlichen Widerstand wie vor 15 Jahren provozieren.

„Deswegen wurde der Sattelberg auch nicht untersucht“, so Alber.

Er wies darauf hin, dass die Technologie fortgeschritten sei: „Befürchtungen von damals würden heute nicht mehr auftreten“, sagt Alber. Die jetzigen Windräder müssen nicht mehr so groß und nicht mehr so weit in die Höhe ragen. „Und auch der Vogelflug kann gesteuert werden. Zudem müssen die Räder nicht mehr am Berggrat aufgestellt, sondern können auch weiter unterhalb, wo sie weniger exponiert und einsichtig sind, positioniert werden“, schildert Alber.

Hierzu wurden einige Best Practice Beispiele in der Schweiz und Österreich aufgezeigt.

Brunner erläuterte die Rahmenbedingungen, wonach keine Windräder im Landschaftsschutzgebiet aufgestellt werden dürfen.

Laut Studie hätten jedoch effektiv drei Zonen in der Gemeinde Brenner nach dem Sattelberg ein Potenzial für die Realisierung eines Windparks: Sechs bis acht, aber auch mehr Windräder könnten unterhalb des Sandjoches positioniert werden.

„Mit diesem Windpark könnte man starten“, ist Alber der Meinung.

Ein Jahresenergieproduktion von etwa 60 bis 90 Millionen Kilowattstunden wäre möglich. „Am Sandjoch könnte dann über das Zehnfache an Energie durch Windkraft erzeugt werden, wie durch alle anderen andiskutierten Optionen. Bei uns sind die Voraussetzungen optimal für eine solche Anlage“, so Alber. Das Joch ist mit Militärstraßen bereits erschlossen.

Zwei bis drei weitere Windräder könnten nahe der Wetterspitze und ebenfalls zwei bis drei in Ladurns aufgestellt werden.

„Die Möglichkeiten müssen nun ausdiskutiert werden, um dann eine Entscheidung zu treffen. Man muss sich Gedanken machen, was man zum Schutze der Natur zulässt und was nicht“, kommentiert Alber.

Brunner betonte in der Sitzung die Wichtigkeit, auf erneuerbare Energien zu setzen. „Zielführend ist, einen Energiemix anzustreben“, so der Landesrat.

Trotz der heftigen Debatte vor rund 15 Jahren: Laut Regierungsprogramm der Landesregierung will man das Potenzial der Windenergie prüfen. „Wir sind offen, diese Möglichkeiten zu vertiefen“, so Brunner. „Die Landesverwaltung wird die nächsten Schritte der Gemeindeverwaltung abwarten.“

Alber kündigt eine Entscheidung des Gemeinderates bis Herbst an.

Die Gemeinde Brenner könnte mit der Windkraft in Südtirol Pilotgemeinde werden.

Noch sind aber viele Fragen offen: Auch wenn das Land die Weichen für die Installation der Anlagen stellt, sind hohe Kosten im zweistelligen Millionenbereich zu stemmen.

Dem Bürgermeister schwebt die Gründung einer privatwirtschaftlichen Gesellschaftsform, wie einer Konsortial GmbH vor, bei der sich die Gemeindebürger beteiligen können. „Ein solches Projekt muss öffentlich gesteuert werden, der Privatinvestor darf nicht allein das Sagen haben. Das ist unabdingbar“, erklärt Alber dezidiert. „Und es soll auch die Möglichkeit bestehen, dass Renditen ausbezahlt werden.“

Erster Ansprechpartner ist bei solchen Vorhaben das Sterzinger Unternehmen Leitwind.

Alber betont: „Entscheidung wurde noch keine getroffen, aber alle Gemeinderäte sehen den Bedarf, in erneuerbare Energie zu investieren, auch weil wir als Gemeinde am Alpenhauptkamm äußerst gute Voraussetzungen hierfür haben.“

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (23)

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  • leser

    ach alber
    sprichst du zuerst dass der privatinvestor nicht das sagen haben darf
    legst du zwei zeilen darunter den leitners in macht in den schoss
    aber wie immer werden euch die schafe folgen
    und der steuerzahler muss bezahlen

  • sukram

    Solange fossile Energien importiert werden, sollten Haustürgesetze wie Windkraft- und Freiflächen PV Verbote in Südtirol über den europäischen Gerichtshof ausgehebelt werden. Ansonsten wird es nie eine Energiewende geben.

  • gulli

    Die Energiewende wäre, wenn jeder von uns weniger Energie verbrauchen würde ,dazu ist aber keiner bereit…

  • robby

    Schauschau, der Herr Alber ist also imstande der Flug der Zugvögel zu steuern?
    So ein Schwachsinn.

  • cosifantutte

    Die Energiewende wird es nie geben da sich Energie nicht wenden lässt, nur umformen unter Zunahme der Entropie.

  • asd

    Es gab schon mal Windräder am Brenner. Einige Super Grüne haben dafür gesorgt, dass die wieder abgebaut wurden. Super Grün kannst du also nur werden, wenn du kräftig Verbrenner Abgase einatmest. Irgendwie wie Substral.
    Im Ernst: Windräder bringen Energiemengen, von denen teils die Wasserkraft träumt.

    Der Chinese weiß das. Der Europäer muss das noch verstehen.

    • leser

      asd
      dann erklär mir doch mal was die windräder mehr bringen
      und bezüglich der windräder an brenner wollte der grosse guro seeber seine pruvatinteressen umsetzen aber den steuerzahler zahlen lassen
      jetzt traut man sich wieder denselben schraubstock anzusetzen
      da kommen solchen lobbysten wie ein brunner gerade recht
      im übrigen hat brunner von technik gerademal soviel ahnung wie ein hund vom eierlegen

  • asd

    @leser: Energie aus Windrädern hat mittlerweile die geringeren Stromgestehungskosten als z.B. Wasserkraft. Es geht darum, saubere und günstige Energie zu erzeugen damit irgendwann das Öl und Gas dort bleiben kann, wo es herkommt und die Luft sauberer wird.

    Sterben wohl mehr Vögel an Lungenkrebs durch verpestete Luft in den Städten als durch Windräder.

    Glaube nicht, dass da der Steuerzahler groß drauflegen muss bei solchen Geschäften. Eher umgekehrt.
    China baut bereits Windräder mit ca. 20 MW, E – Mobilität ist uns um Jahre voraus, wo beim Südtiroler noch Rauch aufsteigt. Oder der Südtiroler mit wenigen Ausnahmen träumt von Wasserstoff, dessen Technik wenn überhaupt in 20 Jahren Marktreif und rentabel sein wird.

    • 2xnachgedacht

      @asd
      fs6 = megasauber …. minus 1ha wald/ windrad= noch sauberer…. beton,recycling usw… am saubersten….sie sind=nit gonz sauber 😉

      • steve

        Ihr Gedenke stottert wie immer. Auch wenn 1ha Wald flöten gehn würden bringt das Windrad an Co2 Ersparnis ein Vielfaches. Beton? Na das bisschen Beton das dann 20 Jahre und mehr hält.
        SF6 spielt mengenmäßig in der Atmosphäre kaum eine Rolle und wenn dann kommt es von der Verschiffung von Holz in Containern, welche damit sterilisiert werden.

        Such dir andere Ausreden Bäuerchen!

  • 2xnachgedacht

    @steve
    zum xten x… bin kein bauer…u mit bäuerchen hab ichs auch nicht so… funktioniert zum glück alles gut… die ausreden suchen sie…nachdem sie von der materie allem anschein nach,wenig, bis gar keine ahnung haben.

  • asd

    @2xnachgedacht: Scheinst ein richtiger Öl oder Gasfan zu sein. Oder einer der es noch nicht so ganz geschnallt hat.

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