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Für eine gerechtere Welt

Heidi Mair am Tinkhof und Brigitte Gritsch

Alles neu macht der Juni nach 35 Jahren: Der Weltladen Sand in Taufers, der drittälteste Weltladen Südtirols, feierte seinen Umzug in das historische Stabeler-Haus im Zentrum von Sand in Taufers.

Der politischen Gemeinde wurde der Titel „Fair Trade Town“ verliehen. Dreieinhalb Jahrzehnte lang war der „alte“ Weltladen in einem von der Pfarrei außerhalb der Ortschaft kostenlos zur Verfügung gestellten Lokal ein wichtiger Anlaufpunkt für fairen Handel und globale Themen. Engagierte Freiwillige decken auch weiterhin die Ladenöffnungszeiten ab und langjährige Ehrenamtliche führen den Verein. Die örtliche Bevölkerung hat die Produkte bisher gerne angenommen. Ab sofort will der Weltladen mitten im Dorf eine noch breitere Gesellschaftsschicht ansprechen. 

Der drittälteste Weltladen Südtirols ist gleichzeitig der drittälteste Italiens. 1988 haben ihn visionäre Menschen rund um Margit Niederkofler, Paul Beggiato und Lisi Duregger gegründet.

Der Weltladen entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Bezugspunkt für die lokale Bevölkerung. Nach 35 Jahren außerhalb des Ortes ist der Weltladen Sand in Taufers nun mitten in das Dorf ins sogenannte Stabeler-Haus in die Josef-Jungmann-Straße eingezogen. Vor mehr als 100 Jahren lebte in dem Haus der Bergsteiger Johann Niederwieser (1853–1902). In der Zwischenzeit beherbergte es unter anderem die lokale Apotheke.

Der heutige Eigentümer Johannes Aichner unterstützt und schätzt den Fairen Handel und hat dem Weltladenverein das Lokal auf zwei Ebenen zu einem fairen Preis vermietet.

25 Mitarbeitende tun im Weltladen Sand in Taufers freiwillig Dienst, seit dem Umzug vor eineinhalb Monaten sind bereits neue Freiwillige dazugekommen. Heidi Mair am Tinkhof begleitet sie als berufliche Mitarbeiterin.

Der Weltladen ist von Montag bis Freitag von 9-12 und von 15-18 Uhr und am Samstag von 9-12 Uhr geöffnet. Die neuen Räumlichkeiten im Stabeler-Haus sind nicht nur besser erreichbar, sondern bieten auch Platz für eine breitere Palette an Produkten und Dienstleistungen.

Viel Arbeit stand in den vergangenen Monaten an: Die neuen Räume auf zwei Ebenen mussten auf die Weltladenbedürfnisse angepasst werden. Den alten Thekenbudel im ehemaligen Weltladenlokal hat die Gründerin Margit Niederkofler sehr geschätzt.

Die Freiwilligen haben ihn mitgenommen, die Verkaufsplatte heruntergenommen und – unterstützt vom engagierten Tischler Christian Eppacher – die Höhe angepasst. Sie haben die Türen von Kleiderschränken abgeschraubt und sie zu Verkaufskästen umfunktioniert.

Die jetzigen Schaufensterflächen im Stabeler-Haus werden dem Fairen Handel und der Erinnerung an den Bergsteiger Johann Niederwieser gerecht. Die Ladenbeleuchtung mit verschiebbaren Spots hat der Hauseigentümer organisiert, den Kellerbereich haben die Freiwilligen und Heidi Mair am Tinkhof zum Verkaufsraum umfunktioniert.

Die Produkte bekommen mehr Sichtbarkeit, das Sortiment wurde erweitert. Die Palette geht von Lebensmitteln über Schmuck und Räucherwaren bis hin zu Kunsthandwerk und Mode.

Die Produkte kommen hauptsächlich von den italienischen Importgenossenschaft des Fairen Handels Altromercato, AltraQualità, Liberomondo und EZA Fairer Handel GmbH aus Österreich, Gepa, El Puente, Contigo aus Deutschland und noch einigen anderen Partnern europaweit.

Die Vorstellung des Fairen Handels von einer gerechteren Welt sei universell und nicht auf den Globalen Süden reduziert, erklärt Geschäftsleiterin Heidi Mair am Tinkhof.

So bieten Altromercato, aber auch Girolomoni und Valdibella fair gehandelte italienische Produkte wie Weine, Pasta, Zitrusmarmeladen, Mandeln oder Aufstriche an. Diese Premium-Lebensmittel werden unter hohen Sozialstandards und in Bioqualität produziert. Kleine genossenschaftliche Betriebe bewirtschaften ehemalige Mafialändereien und schaffen für ihre Mitglieder eine Perspektive jenseits von Schutz- und Erpressungsgeld.

Die Vorstandsmitglieder Helga Oberhofer Steinkasserer, Brigitte Voppichler und Maria Steger zeigten sich bei der heutigen Eröffnungsfeier überzeugt, dass der Umzug mitten in das Tourismusdorf nicht nur eine neue Ära für den Weltladen markiere, sondern auch das Zentrum von Sand in Taufers vielfältiger belebe.

Sie dankten Dekan Franz-Josef Campidell, der die neuen Räume segnete. Die Pfarrei „Maria Himmelfahrt“ hat dem Verein das frühere Weltladenlokal kostenlos zur Verfügung gestellt.

Gleichzeitig wurde der politischen Gemeinde Sand in Taufers als vierter Gemeinde Südtirols der Titel„Fair Trade Town“ verliehen.

 

Diese Auszeichnung würdigt das Engagement der Gemeinde für fairen Handel und die Förderung von fair gehandelten Produkten in Handel, Gastronomie und öffentlichen Einrichtungen. Josef Nöckler, der Bürgermeister von Sand in Taufers betonte bei der heutigen Zertifikatsübergabe: „Die Verleihung dieses Titels ist ein Zeichen für das Engagement unserer Gemeinde für eine gerechtere und nachhaltigere Welt.“

Seit zwei Jahren beschenkt die Gemeinde ältere Menschen zu runden Geburtstagen mit Produkten aus dem Weltladen, kauft Geschenke für andere Events ein. Handel und Gastronomie sind teilweise bereits Abnehmer von fairen Produkten, das ist noch ausbaufähig. Der Weltladen arbeitet seit 35 Jahren mit den Schulen zusammen, Besuche und Gegenbesuche finden statt. Der Weltladen organisiert jährlich eine Suppenaktion mit sozialem Hintergrund. Künftig will sich die Gemeinde noch stärker zu den Themen des Fairen Handels sensibilisieren.

Die Freiwilligen des Weltladens nutzten bei der Eröffnungsfeier die Gelegenheit, fair gehandelte Köstlichkeiten an die Besucher*innen zu verteilen, die neuen Räumlichkeiten und das erweiterte Sortiment zu präsentieren.

Die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch überbrachte Glückwünsche der zwölf anderen Weltläden Südtirols und dankte den Mitgründerinnen und der Geschäftsleiterin für ihre Weitsicht und ihren Mut. Brigitte Gritsch ist überzeugt, dass der Weltladen Sand in Taufers weiterhin eine wichtige Rolle im sozialen und wirtschaftlichen Gefüge der Gemeinde spielen und einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Fairen Handels und zur globalen Solidarität im Tauferer Ahrntal leisten

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