Immer das Gestreite
„Golda“ führt in den Jom-Kippur-Krieg, „Besuch im Bubenland“ ins Burgenland, „Buena Vista Social Club“ nach Havanna und „My Stolen Planet“ in den Iran.
Von Renate Mumelter
Eiserne Ladies
Warum weiblich gelesene politisch tätige Menschen gern als eiserne Ladies bezeichnet werden, erschließt sich mir nicht, denn bei männlich gelesenen politisch tätigen Menschen ist auch nie von stählernen Gentlemen die Rede.
„Golda – Israels eiserne Lady“ heißt Guy Nattivs Spielfilm auf deutsch. Gemeint ist damit die israelische Politikerin Golda Meir. Der Film zeigt sie beim unguten Kriegsgeschäft während des Jom Kippur Konflikts 1973.
Der Nahe Osten ist eine komplexe Angelegenheit, dieser Krieg liegt zudem weit zurück. Deshalb wird es schwierig, den einzelnen taktischen Schachzügen zu folgen. Wer doch mithalten möchte, sollte Wikipedia konsultieren.
Deutlich wird auf jeden Fall, wie absurd Kriege sind, nicht nur der von 1973, und wie gnadenlos dieses Macht-Gestreite über Menschenleben hinwegrattert. Diejenigen, die die Kommandos geben, bleiben in der Regel verschont. „Golda“ zwingt dazu, über die Frage nachzudenken und zornig zu werden auf jene, die glauben, im Recht zu sein, wenn sie andere dazu anhalten, sich die Köpfe einzuschlagen.
Helen Mirren ist auch als Golda Meir keine Enttäuschung – wie könnte sie auch.
Buben
Um die zarteren Seiten der männlich gelesenen Menschen geht es in Katrin Schlössers „Besuch im Bubenland“, einem Dokumentarfilm, der ins Südburgenland fährt und dort „Buben“ jeden Alters vor die Kamera holt. „Die Männer meines ‚Forschungsgebietes‘ haben es mir angetan – in ihrer Mischung aus Provinzialität, Weltgewandtheit, Sensibilität und Hartgesottenheit“, sagt Schlösser, die jene erforschen wollte, denen sie sich in Kindheit und Jugend unterlegen fühlte. Zwar erschließen sich die einzelnen Geschichten nicht wirklich, am Ende bleiben eher Spots auf männliche Lebenswelten übrig. Die sind allerdings nicht so gefühlsbefreit, wie manchmal angenommen wird. Das „Bubenland“ hatte erst Ende Mai in Wien Premiere, und jetzt ist dieses vielgesichtige Porträt schon in Bozen.
Havanna 1999
Wim Wenders ist wieder da, zwar nicht persönlich aber mit einem Film, der als einer der besten Musikfilme ever gehandelt wird und mehr bewirkte als nur ein paar Kinoabende. „Buena Vista Social Club“ war 1998 ein Musikprojekt, bei dem Ry Cooder kubanische Musikerînnen in den Mittelpunkt stellte. Cooder ist mit Wenders befreundet und nahm ihn auf die zweite Reise nach Kuba mit. Wenders packte Team und digitale Kameras ein (ein Novum) und drehte. Die Musik bleibt bis heute legendär, auch wenn es zum Film nicht nur Lob und Preise gab. So störten sich einige z.B. an den angeblich klischeehaften Havanna-Urlaubs-Bildern, andere lieben sie. Kritik kam auch zur Haltung des Films, dabei macht der einfach nur gute Laune.
Iran
Weniger gute Laune macht „My Stolen Planet“, der Dokumentarfilm, der beim Filmfestival in Bozen vom Publikum zum Lieblingsfilm gekürt wurde. Die iranische Regisseurin Farahnaz Sharifi erzählt von ihrem Leben, das durch die iranische Revolution in zwei Welten zerteilt wurde. Viele Jahre lang habe sie ein Doppelleben auf zwei Planeten geführt, eins mit Hijab und eins ohne, erzählt Sharifi mit dem widerständigen Film. Sie arbeitet auch mit Archiven bewegter Bilder, die jenen gestohlenen Planeten festgehalten haben. Heute gibt es ihr Archiv nicht mehr, es wurde zerstört, und sie musste ins Exil.
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Kommentare (2)
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semperoper
Gerade einer Feministin wie Renate Mumelter sollte sich sehr wohl erschließen, warum durchsetzungsstarke Frauen als „eisern“ bezeichnet werden, zumal Feministinnen ja immer betonen, dass Frauen sich in männlich dominierten Positionen sich immer besonders anstrengen müssten, um sich durchzusetzen.
summer1
Frau Mumelter, was Sie hier zum damaligen Krieg Israels schreiben, ist der blanke Hohn: nicht Israel hat diesen Krieg vom Zaun gebrochen, sondern mitten in einer religiösen, jüdischen Feier haben arabische Staaten Israel unerwartet angegriffen. Golda musste als amtierende MP in Selbstverteidigung den Krieg führen, denn es stand nicht weniger auf dem Spiel als die Existenz Israels.
Oder würden Sie tatsächlich aktuell der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung absprechen in diesem russischen Angriffskrieg?
Frei nach einem österreichischen BK, der selbst jüdischer Herkunft war, empfehle ich Ihnen sehr: lernens a bissl Geschichte!
Mehr ist hierzu nicht zu sagen!