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Der unwissende Chefredakteur

Wie die Feierlichkeiten zum 160-Jahr-Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr zu einem Streit zwischen Bürgermeister Roland Griessmair und Stadtrat Reinhard Weger geführt haben.

von Markus Rufin

Reinhard Weger hat in Bruneck gleich mehrere wichtige Ämter über. Neben seiner Tätigkeit als Stadtrat ist er auch als Feuerwehrkommandant und Chefredakteur der Pustertaler Zeitung bekannt. Mit diesen drei Funktionen kann Weger schnell anecken und leicht für Polemiken sorgen.

Eine solche ereignete sich auch bei Jubiläumsfest „seiner“ Freiwilligen Feuerwehr am 25. Mai – oder viel mehr danach. Selbstverständlich berichtete auch die „PZ“ über die 160-Jahr-Feierlichkeiten, schließlich ist die FF Bruneck die älteste Wehr des Landes. Doch genau dieser Artikel sorgte nun für einen Streit zwischen Weger und Bürgermeister Roland Griessmair. Dieser fordert nämlich eine Richtigstellung und schlägt grobe Töne an.

Worum geht es? Griessmair wird im Artikel gleich mehrmals erwähnt – er selbst nimmt diese Erwähnungen offenbar als verletzend wahr: „Der Bericht enthält Aussagen und Tatsachen, die nicht der Wahrheit entsprechen.“ Griessmair, so schreibt er in seiner Richtigstellung, habe angenommen, dass der Feuerwehrkommandant Reinhard Weger dieselben Informationen habe, wie der Stadtrat Weger und der Chefredakteur Weger.

Unter anderem wird dem Bürgermeister angekreidet, dass er zu den Feierlichkeiten verspätet erschien: „Stutzig machte schließlich auch das verspätete Eintreffen des Bürgermeisters, das umso mehr, als dass er selbst aktives Mitglied der Feuerwehr Bruneck ist.“

Auch sein Kleidungsstil wurde kritisiert, denn Griessmair erschien nicht in Feuerwehrmontur, sondern in blauem Anzug. Später wird im Artikel auch ausgeführt warum: „Des Bürgermeisters Anzugswahl dürfte auf die offenbar recht kurzfristig angesetzte Veranstaltung beim neuen Mobilitätszentrum in Bruneck zurückzuführen sein.“ Damit ist die Verleihung der Auszeichnung zum „Bahnhof des Jahres 2024“ gemeint. Laut Griessmair eine Falschaussage, denn sowohl die Gemeinderatsmitglieder als auch die Presse hätten die Einladung zur Verleihung bereits am 15. März erhalten. Weger habe die Einladung dementsprechend sogar doppelt erhalten.

Doch damit nicht genug: Mit der Aussage sei impliziert worden, dass Bürgermeister Griessmair die Verleihung gegenüber der Jubiläumsfeier priorisiert habe. Dem sei aber nicht so. Er sei kurz nach dem Erhalt der Einladung zur Verleihung von Weger über die Planungen und das Datum der Jubiläumsfeier informiert worden.

Da er als Bürgermeister selbst zur Verleihung geladen hatte, konnte er seine Teilnahme nicht mehr absagen. Deshalb bat er Weger um eine Verlegung des offiziellen Teiles der Feier, sodass sich die beiden Veranstaltungen nicht überschneiden. „Die Teilnahme an der Jubiläumsfeier der Feuerwehr Bruneck war mir auch von Beginn an ein Herzensanliegen und ich hätte sehr gerne dem gesamten Festakt beigewohnt“, schreibt Griessmair. Noch vor Erhalt der Einladungen zur Jubiläumsfeier hatte ihm Weger sogar zugesagt, den offiziellen Teil, um eine halbe Stunde zu verlegen.

Diese war laut Weger wiederum aber nicht möglich, weil ansonsten die Planungen der Küchenmannschaft neu gestaltet hätten werden müssen. Griessmair teilte Weger aber vorab mit, dass er verspätet, erscheinen werde.

Auch die Kritik an seinem Kleidungsstil lässt sich der Bürgermeister nicht gefallen. Griessmair hatte der FF als Privatperson zu ihrem Jubiläum eine Brustschleife für den Fähnrich spendiert. Ursprünglich war geplant gewesen, dass er diese bei den Feierlichkeiten überreicht, doch die Schleife wurde ohne Anwesenheit des Bürgermeisters an den Fähnrich überreicht. Aus diesem Grund habe er Anzug und Krawatte getragen. Griessmair hält Weger außerdem vor, dass dieser vor der Festgemeinschaft nicht einmal erwähnte, wer der Gönner der Schleife ist.

Im Artikel wird des weiteren die Abwesenheit der Landespolitiker und insbesondere eine fehlende Botschaft von Landeshauptmann Arno Kompatscher kritisiert. Auch hier erklärt Griessmair die Hintergründe: Der Landeshauptmann sei schlicht nicht um Grußworte gebeten worden und hatte andere Verpflichtungen. Waltraud Deeg wurde dagegen überhaupt nicht erst eingeladen, hatte aber andere Verpflichtungen. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, kommentiert der Bürgermeister.

Zum Abschluss kritisiert Griessmair außerdem, dass seine Ansprache falsch zitiert wurde. Griessmair hatte lobend die ehemaligen Kommandanten Johann Georg Mahl (Gründervater), Hans Ghedina (Kommandant während des Faschismus und der Nachkriegszeit) und Heiner Nicolussi-Leck lobend erwähnt. „Der persönlichen Selbstdarstellung des PZ-Artikels entsprechend ist der Bericht so geschrieben, dass der Leser verstehen soll, dass ich neben den drei oben genannten Kommandanten auch noch dem heutigen Kommandanten dieselbe Wichtigkeit zugesprochen hätte. Offensichtlich weiß also der Chefredakteur Weger doch nicht, was der Feuerwehrkommandant Weger weiß und was der Stadtrat Weger weiß. Und das leider nicht zum ersten Mal“, schreibt Griessmair.

Dem Bürgermeister behauptet zwar selbst, dass er aufgrund des Artikels nur „sehr verwundert“ sei, die Richtigstellung vermittelt aber, dass er regelrecht verärgert ist. So ist auch der letzte Satz zu deuten: „Ich habe die Feierlichkeiten und eure Gemeinschaft sehr genossen, die Berichterstattung darüber in der PZ hinterlässt allerdings nicht nur bei mir einen faden Beigeschmack. Schade, dass die ehrwürdige Jubelfeuerwehr in der Berichterstattung für persönliche Zwecke instrumentalisiert wird.“

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