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Betrügerisches Handicap

In Bozen wurden in den letzten Tagen betrügerische Spendensammler geschnappt. Das Netzwerk von Betrügern ist in ganz Europa aktiv. Wie ihre Masche funktioniert.

von Lukas Verdross

Seit einigen Tagen sieht man sie immer häufiger in der Bozner Altstadt, rund um den Waltherplatz. Aufdringlich gehen diese Menschen auf einen zu und grinsen breit. Auf italienisch und gebrochenem Deutsch steht auf der Unterschriftenliste in ihrer Hand, dass sie der Landesverband für behinderte und taubstumme Kinder sind. Man soll doch bitte ihre Liste unterschreiben. Aber unterschreiben alleine reicht natürlich nicht, auch eine großzügige Spende wird erwartet. Es geht schließlich um bedürftige Kinder.

Die sollen von dem gespendeten Geld ein internationales Zentrum für Jugendliche mit Behinderung erhalten. Allerdings gibt es weder Pläne ein solches Zentrum zu bauen, noch schafft es auch nur ein Cent jemals dahin.

Paris, München, Antwerpen oder Bozen. In fast allen größeren europäischen Städten kann man mittlerweile Banden finden, die angeblich für die wohltätige Stiftung Handicap International arbeiten und Spenden sammeln.
Die Organisation Handicap International gibt es dabei tatsächlich, allerdings haben sie nichts mit den Betrügern zu tun. „Wir führen keine Haus-Sammlungen und keine Straßen-Sammlungen durch. Es tut uns sehr leid, dass hilfsbereite Menschen betrogen werden“, so kommentiert Handicap International Deutschland die Betrugsfälle.

Der Ablauf des Betrugs ist in allen Städten dabei quasi identisch: Fast immer wird Geld für Menschen mit Behinderung gesammelt. Meistens sollen die Spenden für den vermeintlichen guten Zweck an angeblich sind taub, stumm oder sogar gleich taubstumme Personen gehen. Auch sind es oft angeblich Kinder die Hilfe brauchen, um so noch mehr Mitleid bei den Passanten zu erzeugen. Wenn jemand dann tatsächlich Geld spendet, fließt es in die Taschen der Banden. Nach einiger Zeit ziehen sie dann weiter, in eine andere Stadt oder in ein anderes Land.
Zumindest, bis sie geschnappt werden, wie es vorgestern in Bozen der Fall war. Nachdem die falschen Spendensammler aufdringlich Passanten in der Fußgängerzone zum Spenden zu überreden versuchten, kam die Bozner Stadtpolizei dazu. Schnell stellte sich während der Befragung heraus, dass sie nicht wirklich für eine wohltätige Organisation arbeiten.

Der Kommandant der Bozner Stadtpolizei Fabrizio Piras sagt dazu: „Wir haben seit kurzer Zeit die Kontrollen in der Altstadt bewusst verstärkt, da die Zahl von diesen Delikten ständig zunimmt.“

Daher warnt die Stadtpolizei auch allgemein, dass man Spendensammlern auf der Straße kein Geld geben sollte. Denn meistens handelt es sich dabei um Betrüger.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • artimar

    Diese kennt man mittlerweile ja seit sehr vielen Jahren in Bozen, Meran. Und sind noch immer unterwegs. Am besten sich auch taubstumm geben, sofort abwinken und keinen Kulli oder Zettel in Hand nehmen.

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