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Die Invasion der Schnecken

Foto: 123rf

Wohin man auch tritt, überall scheinen dieser Tage Schnecken zu kriechen. Vor allem für Gärtner und Landwirte sind sie oft ein wahrer Albtraum. Woher sie kommen und was man gegen die Plage unternehmen kann.

von Sandra Fresenius

Sie sind der Schrecken vieler Gärtner und Landwirte: Schnecken. Diesen Frühling scheint es besonders viele von ihnen zu geben. Zum Großteil würde es sich in den Gemüsebeständen um Wegschnecken, beispielsweise die Spanische Wegschnecke,  meistens aber um Nacktschnecken handeln, wohingegen in den Kleingärten zusätzlich Schnecken mit Gehäuse zu beobachten seien, erklärt Melanie Graf vom Beratungsring Berglandwirtschaft.

„Das liegt zum einen an den feuchten Wetterverhältnissen, die heuer herrschen, also dem vielen Regen. Zum anderen hat auch der milde Winter zum Wiedererstarken der Populationen beigetragen“, ergänzt Kathrin Reider, Vize-Obfrau der Südtiroler Gärtnervereinigung. Die aktuelle Situation könne sich bei trockener Witterung aber auch wieder entspannen, denn dann würden sich die Tiere im Boden verkriechen, um sich vor Austrocknung zu schützen und kommen in der Folge weniger oft und für kürzere Zeit an die Oberfläche. Damit einher gehen würde folglich eine Abnahme des Fraßes.

Für Gartenbesitzer und Landwirte seien nämlich gerade die Fraßschäden an Pflanzen und Gemüsekulturen, die die Schnecken anrichten, ein großes Problem, so die Gartenfachfrau Reider. Wenn die Pflanzen noch klein sind, würden diese von den Kriechtieren vollkommen abgefressen und können folglich einen enormen Ausfall bedingen. Auch größere Pflanzen und Gemüsepflanzen werden von den Schnecken nicht verschont. Zwar würden die Weichtiere diese nicht vollkommen verzehren, aber zumindest einen ästhetischen Schaden anrichten, so dass die Pflanzen im Handel lediglich mit Qualitätsmangel, also zu einem geringeren Preis, verkauft werden könnten.

Wie kann man die Plagegeister nun aber loswerden? „Am besten am Morgen bewässern, damit der Boden rasch abtrocknet“, empfiehlt Reider. Überdies sollten starke und nicht zu kleine Jungpflanzen gesetzt werden und es sei darauf zu achten, dass keine Ernteabfälle am Boden liegen bleiben. Daneben hätte es sich bewährt, eine breite Schicht aus Kalk oder Sägemehl um den Garten zu streuen, denn „Trockenheit ist der größte Feind der Schnecken“, so die Vize-Obfrau der Südtiroler Gärtnervereinigung.

Hilfreich ist außerdem das Setzen von Pflanzen, die die Schnecken gerne als Alternative annehmen, um sie von den Gemüsepflanzen fernzuhalten. „Grundsätzlich leben wir aber in und mit der Natur. Natürlich ist es ärgerlich, wenn einem die Schnecken die Pflanzen zerfressen, aber man muss nicht immer gleich zu chemischen Mitteln greifen“, betont Reider.

Erfahrungsgemäß seien Hausmittel eher begrenzt zu empfehlen, meint dagegen Graf, die beim Beratungsring Berglandwirtschaft in der Gemüsebauberatung tätig ist. Statt dessen könne im privaten Garten auf Schneckenkorn zurückgegriffen werden, wobei sich Handelsprodukte mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat anbieten. Lediglich das Einsammeln der Tiere sei eine sinnvolle und ökologische Alternative.

„Eine effiziente Möglichkeit, um der Invasion im Kleingartenbereich Herr zu werden, ist ein regelmäßiges Kontrollieren der Bestände und das Absammeln der Individuen. Wichtig ist, dass die Kontrollen am Abend bei Dunkelheit durchgeführt werden, weil Schnecken die Beete vor allem im Schutz der Dunkelheit aufsuchen und an den Gemüsepflanzen fressen. Tagsüber kriechen sie eher in ihre Verstecke und man sieht sie nicht immer“, sagt die Expertin vom Beratungsring Berglandwirtschaft.

Eine gute Möglichkeit sei es daher auch, Versteckmöglichkeiten, wie hohes Gras in der Nähe der Gärten zu mähen, damit sich die Schnecken dort nicht zurückziehen können. Darüber hinaus, so Graf, würden sich Schnecken gerne unter Holzbrettern oder anderen Abdeckungen verstecken. Überall dorthin, wo es feucht und dunkel ist, würden sich die unliebsamen Gäste gerne zurückziehen. Diese Orte sollten bei den Kontrollgängen besonders gut abgesucht werden.

Aber die Kriechtiere haben auch in der Natur ihre natürlichen Feinde, wie Igel, Elstern, Stare, Laufkäfer, Kröten, Blindschleichen, Hühner und Enten, die im Garten durch bestimmte Maßnahmen gefördert werden und den Schnecken den Garaus machen könnten. „Es dauert allerdings, bis sich eine ausreichende Anzahl an natürlichen Feinden aufbaut“, weiß Graf.

Es bräuchte folglich ein wenig Zeit und Geduld, bis die Nützlinge hinterherkommen und den Schnecken wirkungsvoll zu Leibe rücken, so die Expertin vom Beratungsring Berglandwirtschaft. Bei allem Ärger aber, den die Schnecken mit ihrem Auftreten bei Gärtnern und Landwirten hervorrufen, dürfe nicht übersehen werden, dass nicht jede Schneckenart schädlich ist und Schnecken vor allem zu einem gut funktionierenden Ökosystem einfach dazugehören. „Einige Schneckenarten ernähren sich von Aas und abgestorbenen Pflanzen und sind somit wichtige „Zersetzer“ im Stoffkreislauf“, unterstreicht Reider die wichtige Funktion der Schnecken.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • brutus

    Der Tipp mit dem Bewässern am Morgen und dem Aussäen von Kalk und Sägespänen ist bei diesem Wetter sinnlos!
    …einzige Alternative Schneckenkorn mit Eisen-III-phosphat!
    …ist im Bioanbau zugelassen und ungefährlich für Mensch und Tier!

  • @alice.it

    Gibt es auch Beiträge ?

  • nemesis

    Bei diesem Feuchten Wetter leider auch sehr viele Stechmücken und Zecken, könnte eventuell auch eine Krankheit übertragen.
    Ok, wenn man nicht gerade im Wald unterwegs ist wie ich Makrofotografie dann wird’s schon gehen.
    Müsste mich mal Impfen lassen.
    Die Schneckenarten stören mich nicht aber auch gefräßige Käfer gibt es

  • dn

    Weinbergschnecken nach Burgunder Art. Oder dem Onkel Taa bringen. Für den Igel ein Leibgericht – der ist allerdings voller Milben, Zecken und Flöhe.

  • andreas1234567

    Hallo zum Abend,

    um das Beet drapierte Schafwolle graust den Schleimern auch. Einfach mal den Bergbauern des Vertrauens nach Schafwolle fragen, leider ein Wegwerfprodukt geworden aber hier noch von gutem Nutzen und deswegen wahrscheinlich sogar hergeschenkt

    Auf Wiedersehen auf einem Bergbauernhof

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