Drei winzige Narben
Es ist eine Laune der Natur: Auf 10.000 Neugeborene kommen 1,5 Babys mit einer Speiseröhren-Unterbrechung, der sog. Ösophagusatresie, zur Welt. Nur mit einem rechtzeitigen operativen Eingriff können diese Kinder überleben. Im Krankenhaus Bozen fand vor Kurzem eine solche Operation an einem kleinen Mädchen statt.
Die kleine Milena (Name auf Wunsch der Eltern geändert) kam zu früh zur Welt und wog bei der Geburt weniger als zwei Päckchen Mehl – nämlich unter zwei Kilogramm. Sie wurde umgehend an die Neugeborenintensivstation Bozen unter der Leitung von Primar Alex Staffler überstellt, wo sich das ärztliche und pflegerische Personal liebevoll um das Frühchen kümmerte. „Die genaue Ursache der Ösophagusatresie ist bis heute unbekannt.
Die Fehlbildung ist eine Entwicklungsstörung, die in der Embryonalperiode bei der Trennung von Speise- und Luftröhre entstehen kann. Neben dem Speiseröhrenverschluss, es fehlt die Verbindung zum Magen, besteht häufig eine Verbindung zur Luftröhre. Heute können Babys mit dieser Fehlbildung in 85-95% der Fälle überleben, im Gegensatz zu früher, wo eine solche Erkrankung den sicheren Tod bedeutete. Die einzige Therapie besteht darin, das Kind zeitnah zu operieren“, so Staffler.
Grundsätzlich gebe es zwei Operationstechniken, um die Speiseröhre anatomisch zu korrigieren, erklären Primar Staffler und Kinderchirurg Michele Corroppolo. „Eine davon ist viel belastender für das Kind, nämlich der Schnitt über den Brustkorb, die sog. Thorakotomie.
Die bedeutend schonendere Methode ist der minimal-invasive Eingriff, das heißt, es werden nur drei winzige Schnitte von 3-5 Millimetern am Brustkorb gemacht. Diese sog. thorakoskopische Technik ist, als ob man durch ein Schlüsselloch operieren würde – und das bei einem sehr kleinen Neugeborenen“, so Staffler.
Am dritten Lebenstag des Babys war es dann so weit: Den Eingriff führten Kinderchirurg Corroppolo und die beiden Kinderchirurginnen Isolde Unterkalmsteiner und Elena Borghi, alle aus dem Krankenhaus Bozen, durch.
Die Anästhesie wurde vom Verantwortlichen für Kinderanästhesie, Egon Glöggl, sowie den Fachärztinnen Sara Cavallini und Maria Grazia Signoretti der Neugeborenenintensivstation durchgeführt.
Insgesamt dauerte der Eingriff drei Stunden.
Bereits nach kurzer Zeit konnten die Eltern die kleine Milena wieder sehen.
Von da an ging es bergauf, bis die Kleine mit einem Gewicht von 2,6 Kilo nach Hause entlassen werden konnte.
„Es freut mich sehr, dass der Eingriff perfekt gelungen ist, die Kleine konnte bereits nach zwei Wochen normal trinken“, so Staffler, der besonders die gute Zusammenarbeit zwischen seinem Team und den Teams der Kinderchirurgie, der Anästhesie und Gynäkologie sowie dem Pflegeteam betont.
Die kleine Patientin werden später nur mehr drei winzige Narben daran erinnern, welche Wunder die moderne Medizin vollbringen kann.
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