„Signifikante Zunahme der Fälle“
In Europa mehren sich die Dengue-Infektionsfälle. Der Internist Christian Wiedermann erklärt, warum das Dengue-Fieber gefährlich ist. Und wie man sich schützen kann.
TAGESZEITUNG Online: Herr Professor Wiedermann, was ist das Dengue-Fieber? Wie gefährlich ist diese Krankheit?
Christian Wiedermann: Dengue-Fieber ist eine durch Viren der Flavivirus-Familie verursachte Infektion, die durch Tigermücken – also Mücken der Gattung Aedes – übertragen wird. Diese Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen, von milden Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen bis hin zu schweren Formen mit starken Bauchschmerzen, Blutungen und Krampfanfällen. Besonders gefährlich wird Dengue-Fieber, wenn es zu schweren Komplikationen wie dem Dengue-Hämorrhagischen Fieber kommt, das lebensbedrohlich sein kann. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der Symptome sind daher entscheidend.
Wie kann man sich mit Dengue anstecken?
Dengue-Fieber wird durch den Stich von Tigermücken übertragen, die mit dem Dengue-Virus infiziert sind. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Auf welche „Alarmsignale“ und Symptome sollte geachtet werden?
Nach einer Dengue-Infektion gelangt das Virus in den Blutkreislauf und verursacht eine Reihe von Symptomen, die typischerweise 4 bis 7 Tage nach dem Mückenstich auftreten. Diese können Fieber, starke Kopfschmerzen, Schmerzen hinter den Augen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautausschlag sowie Magenprobleme wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall umfassen. Alarmsignale für eine schwere Dengue- Infektion sind starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen, blutende Stellen – wie Nasenbluten oder blutiger Stuhl –, starke Müdigkeit und Reizbarkeit. Bei Auftreten dieser Symptome sollte umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden.
Wie kann man sich vor einer Infektion schützen? Gibt es eine Schutzimpfung?
Um sich vor einer Dengue-Infektion zu schützen, sollten Mückenstiche vermieden werden. Dies kann durch das Tragen von langärmeliger Kleidung, die Anwendung von Insektenschutzmitteln mit DEET oder Picaridin und das Verwenden von Mückennetzen erreicht werden. Außerdem sollten stehende Wasseransammlungen im Haus bzw. in Hausnähe vermieden werden, da diese Brutstätten für Mücken sind. Es gibt eine Schutzimpfung gegen Dengue, die jedoch nicht für alle Personen geeignet ist.
Wie wird das Dengue-Fieber behandelt?
Es gibt keine spezifische Behandlung für das Virus selbst, aber die Symptome des Dengue-Fiebers können gelindert werden. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Körper hydriert zu halten. Paracetamol kann zur Linderung von Fieber und Schmerzen eingenommen werden, aber Aspirin und andere Nichtsteroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen sollten vermieden werden, da sie das Risiko von Blutungen erhöhen. In schweren Fällen kann eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein, wo intravenöse Flüssigkeitszufuhr und gegebenenfalls Bluttransfusionen durchgeführt werden können.
Warum breitet sich das Denguefieber derzeit rasant in Europa aus?
Dengue-Fieber war in Europa lange Zeit selten, aber in den letzten Jahren wurden zunehmend lokale Ausbrüche verzeichnet. Fälle von Dengue-Fieber sind insbesondere in den südlichen Teilen Europas wie Spanien, Frankreich und Italien aufgetreten. Die Anzahl der Fälle bleibt jedoch im Vergleich zu tropischen und subtropischen Regionen – insbesondere in Südostasien, Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik – relativ gering. Die Zunahme der Fälle in Europa ist auf klimatische Veränderungen, die Verbreitung der Tigermücken und auf die steigende Reisetätigkeit zurückzuführen.
Haben die Denguefälle in Italien in den vergangenen Jahren zugenommen?
In den letzten Jahren haben die Dengue-Fälle in Italien zugenommen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 362 Fälle gemeldet, davon 84 autochthone Fälle, bei denen die Infektion innerhalb Italiens auftrat. Dies stellt eine signifikante Zunahme dar, da es in den letzten zehn Jahren zu einem Anstieg von wenigen Fällen pro Jahr auf Hunderte gekommen ist.
Müssen nach dem Aufkommen einer Dengue-Infektion Häuser oder – so wie vor wenigen Tagen in Triest geschehen – ganze Stadtviertel desinfiziert werden?
Nach dem Auftreten einer Dengue-Infektion müssen häufig nicht nur einzelne Häuser, sondern ganze Stadtviertel desinfiziert werden, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dies war am vergangenen Montag in Triest der Fall, wo eine großflächige Desinfektion eines ganzen Viertels durchgeführt wurde. Solche Maßnahmen sind notwendig, weil die Tigermücken in stehenden Wasser- ansammlungen in der Umgebung brüten und sich schnell verbreiten können.
Können Tigermücken in Südtirol Dengue-Fieber übertragen?
Theoretisch können Tigermücken in Südtirol Dengue-Fieber übertragen. Diese Mückenart hat sich aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an kühlere Klimazonen etabliert. Wenn eine Tigermücke eine Person sticht, die das Dengue-Virus trägt, kann sie das Virus auf andere Menschen übertragen.
Sollte man Reisen in Dengue-Risikogebiete – derzeit Brasilien – meiden?
Es ist ratsam, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Zu den Präventionsmaßnahmen gehören das Tragen von langärmeliger Kleidung und langen Hosen. Verwenden von Insektenschutzmitteln, das Übernachten in klimatisierten Räumen oder unter Mückennetzen sowie das Vermeiden von Aktivitäten im Freien während der Spitzenzeiten der Mückenaktivität (früher Morgen und später Nachmittag). Zusätzlich sollten Reisende auf mögliche Symptome achten und bei Verdacht auf Dengue- Fieber ärztliche Hilfe holen. Bei bereits bestehenden Gesundheitsproblemen oder einem früheren Dengue-Fall sollte man besonders vorsichtig sein, da eine erneute Infektion mit einem anderen Virustypen schwerwiegender verlaufen kann.
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Kommentare (1)
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andreas1234567
Hallo zum Samstag,
zusammengefasst gab es in Italien 84 Fälle von landeseigener Übertragung, der Rest war importiertes Seuchenvolk.
Schwerpunkt war Süditalien und ich versuche gerade die Wahrscheinlichkeit zu überschlagen ob mir ein Denguefieber in Südtirol droht.Welches in der überragenden Mehrzahl nach einigen Tagen schadenfrei ausgestanden wäre..
Statistisch wohl so wahrscheinlich an einem Denguefieber auf dem Friedhof zu landen oder wenigstens einen veritablen Spätschaden zu erleiden wie von einem Wolf in einer Südtiroler Laubengasse gefressen zu werden
Deswegen auf Wiedersehen in Südtirol, ich trotze dem Risiko und verzichte auf jegliche Schutzmassnahmen