„Schockierende Wahlbeteiligung“
Wie die kleineren Parteien das Wahlergebnis in Leifers einschätzen und wie sie sich in der Stichwahl verhalten werden.
Bruno Ceschini (Team K): Für mich ist am Ergebnis vor allem die geringe Wahlbeteiligung schockierend. Gut die Hälfte der Bürger ist nicht zur Wahl gegangen, das ist ein Armutszeugnis, das sich natürlich auch auf die Resultate auswirkt. Der Erfolg der SVP ist auf der Nicht-Beteiligung der SVP an den Streitereien im Wahlkampf zurückzuführen. Für uns selbst ist das Resultat ebenso gut, wir sind recht zufrieden. Wir haben auf zwei Gemeinderäte gehofft und haben das wahrscheinlich auch erreicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir bei den Listenstimmen mit Forza Italia, Lega und den Grünen gleich drei große nationale Parteien hinter uns gelassen haben, ist das positiv. Wir haben uns noch nicht darüber unterhalten, wie wir uns in der Stichwahl verhalten werden, das entscheide auch nicht ich, sondern die Führung des Team K anhand verschiedener Faktoren. Ich habe persönlich immer erklärt, dass unsere Tür allen offen steht, letztendlich kommt es auf die Programme und die Linie des Team K drauf an, der die Bewegung natürlich treu bleiben muss. Einige Anrufe habe ich bereits erhalten, ich möchte aber nicht vorgreifen, da wir zuerst intern darüber diskutieren werden. Ich halte es aber für durchaus möglich, dass italienischsprachige Bürger Giovanni Seppi als Bürgermeister wählen. Der Zuwachs, den die SVP erhalten hat, kommt in erster Linie aus dem italienischen Lager. Ob es vom Ausmaß her reicht, Bürgermeister zu werden, weiß ich nicht.
Emilio Corea (Lista Civica): Wir widmen uns erst einmal in Ruhe der Analyse und werden anschießend Gespräche führen. Wir werden allen zuhören und dann offen entscheiden. Ich kann deshalb noch nicht sagen, wie wir uns in der Stichwahl verhalten werden. Der Erfolg der SVP hat mit der geringen Wahlbeteiligung zu tun, was wieder mit dem Fehlen von adäquaten Antworten aufdie Probleme der Bürger zu tun hat. Eine Einschätzung abzugeben, wie das Ergebnis in zwei Wochen ausfällt, fällt schwer, weil die Lage aktuell nicht ganz übersichtlich ist. Für uns selbst war die Wahl ein großer Erfolg. Wir sind unter den stärksten Parteien in Leifers – und das mit einer Liste, die zum ersten Mal bei den Gemeinderatswahlen hier antritt. Zudem stellen wir mit Debora Pasquazzo und Simone Pellizzari die beiden meistgewählten Italiener. Für eine Liste, die es vor zwei Monaten nicht gab, ist das bemerkenswert.
Mateo Gazzini (Forza Italia): Schockierend ist für mich vor allem die geringe Wahlbeteiligung, die den Bürgern selbst schaden wird. Je weniger Leute wählen gehen, desto weniger verbessert sich die Politik. Der Erfolg hängt vor allem damit zusammen. Zudem haben rund 900 Italiener die SVP gewählt. Wir haben auch gesehen, dass die nationalen Parteien bestraft wurden. Zum einen ist man in Südtirol mit der geleisteten Arbeit der Regierung nicht zufrieden. Zum anderen haben einige Bürger eine anti-politische Haltung, sie unterstützen lieber Bürgerlisten. Ich habe mir für Forza Italia zwar ein besseres Ergebnis erwartet, wir sind aber zufrieden. Wir haben einen Gemeinderat sicher und haben so den ersten Schritt zum Wiederaufbau der Partei in Südtirol gemacht. Das Ganze braucht noch Zeit. Die Frage nach der Stichwahl ist noch etwas früh. Wir müssen die Ergebnisse zunächst analysieren und verstehen, in welche Richtung sich Leifers politisch entwickeln soll. Es braucht jedenfalls eine stabile Regierung.
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Kommentare (3)
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foerschtna
Politiker fürchten eine geringe Wahlbeteiligung wie der Teufel das Weihwasser, denn es geht um nichts geringeres als um ihre Legitimation. Sobald nämlich eine Wahlbeteiligung unter 50% sinkt ist ihnen natürlich klar, dass die jeweilige Legislative, sei es auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene, von einer absoluten Mehrheit der Wahlberechtigten nicht legitimiert wurde. Das mag zwar rechtlich keine weiteren Folgen haben, demokratiepolitisch ist es jedoch eine mittlere Katastrophe. Und da nützt es auch nichts, die Nichtwähler zu ignorieren, oder noch schlimmer, sie zu diffamieren. Die Mehrzahl der Nichtwähler ist nämlich nicht etwa einfach nur zu faul zum Wählen, oder „gegen das System“. Sie senden durch die Nichtteilnahme eine deutliche politische Botschaft an die politischen Mandatsträger, und diese sollten diese, auch in ihrem eigenen Interesse, sehr ernst nehmen, ganz besonders wenn es sich bei dieser Gruppe um die Hälfte oder mehr als die Hälfte der Bevölkerung handelt. Und sich fragen, wo das Problem liegt: Bei der Bevölkerung oder bei den Politikern ? Und dann vielleicht einmal in sich gehen, vom hohen Roß heruntersteigen, die Blase, in der sie leben, verlassen, bevor sie von außen angestochen wird, usw. Und in der Folge vielleicht wieder die Persönlichkeitswahl aufwerten, damit es bestimmte Personen, die in ihrem Leben nie einen Vogel vom Zaun geschossen haben, schwerer haben, über die Parteiliste ein politisches Mandat zu erhaschen, mit einer Bezahlung, die sie mit ihrer bisherigen Ausbildung und Lebenserfahrung nie und nimmer erreichen würden. Und vielleicht gelingt es dann Persönlichkeiten, die in ihrem bisherigen Leben mit beiden Füßen auf dem Boden standen, etwas geleistet haben, wissen, was für die arbeitenden Menschen wichtig ist, es nicht notwendig haben, des Geldes wegen in die Politik zu gehen, wieder mehr Menschen an die Wahlurne zu bringen.
summer1
Leider gilt hier: viel Kommentar umd wenig bis keinen Sinn.
Wenn ich nicht wählen gehe, fehlt es nicht an politischer Auswahl, sondern weil ich nicht wählen will.
Die Gründe können 100e sein.
opa1950
Das ist aber die lächerliche Meinung eines SVP Verteidiger.