„Die halbe Wahrheit“
Das einzig Nachhaltige der Olympischen Spiele 2026 für Südtirol würden am Ende die exhorbitanten Kosten sein, kritisiert das Team K.
von Artur Oberhofer
Es ist für Politiker manchmal sehr unangenehm, wenn sie von Zitaten aus ihrer Vergangenheit eingeholt werden.
Nehmen wird das Beispiel von Arno Kompatscher.
Im Dezember 2019, als er beim sogenannten „Orientation Seminar“, dem Auftakttreffen der ausrichtenden Regionen für die XXV. Olympischen Spiele 2026 in Mailand auftrat, sagte der Südtiroler Landeshauptmann: „Die Olympischen Winterspiele 2026 werden nachhaltige Spiele sein.“
Die Olympiade 2026, so versprach Kompatscher hoch und heilig, werde „praktisch ohne dauerhafte Belastung für Südtirol auskommen“. Die Sportanlagen (Antholz) stünden bereits, die nötigen Verkehrsinfrastrukturen dagegen – zum Beispiel die Riggertalschleife – seien unabhängig von der Ausrichtung der Spiele geplant gewesen.
Keine anderthalb Jahre später, im März 2021 bei der Online-Pressekonferenz zur Enthüllung des Olympia-Logos in Mailand, sagte Arno Kompatscher, Olympia 2026 stehe „ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit“. Mit dem Biathlonstadion in Antholz, so der Landeshauptmann, könne man auf eine Struktur zählen, „die schon bereit ist, große Veranstaltungen abzuwickeln“.
Es seien „keine großen Eingriffe, sondern nur kleine Anpassungen notwendig“.
Drei Jahre später steht eines fest: Der einzige nachhaltige Faktor von Olympia für Südtirol werden die Kosten sein.
Der Landtagsabgeordnete des Team K, Alex Ploner, kann der „regelrechten Charme-Offensive“ des Landeshauptmannes und des Mobilitäts-Landesrat der letzten Wochen nichts abgewinnen.
Ploner sagt: „Der Rucksack, den das Land Südtirol dazu geschultert hat, ist schwer, Millionen schwer. Die neue Kostenwahrheit hat sich mit 280 Millionen Euro verdoppelt. Das Versprechen ,Spiele zum Nulltarif‘ wird damit einmal mehr Lügen gestraft.“
Und da seien nicht nur die Kosten, sondern auch die Folgekosten, etwa jene zur Erhaltung der Bobbahn in Cortina. „Mir schallen noch die Worte des höchsten olympischen Vertreters des Landes, Alex Tabarelli, in den Ohren, der von einer kostendeckenden Bahn nach Fertigstellung geschwafelt hat“, sagt polemisch Alex Ploner K.
Die jetzt präsentierte Rentabilitätsrechnung der Landesregierung zu Olympia, die der Landeshauptmann als der Inflation geschuldet verkaufe, die aber mit einem immensen Mehr an Kosten für die Zeit nach den Spielen verbunden sei, sei wohl nur die halbe Wahrheit, vermutet Ploner.
Die derzeit kolportierte Kostenbeteiligung an der jährlichen Million an Erhaltungsspesen für das Sliding Centre in Cortina bis 2046 dürfte eine Milchmädchenrechnung sein, vermutet Ploner. Der Team K-Politiker geht davon aus, dass hier noch weitere Kostenkapitel dazukommen werden: Materialtransportkosten, di eKosten für die medizinische Versorgung, Werbemaßnahmen, Verwaltungs-, Versicherungskosten und das große Kapitel Personalkosten.
Wie weit diese Ausgaben im Voraus für die zwanzigjährige Laufzeit eingerechnet wurden, will Alex Ploner nun mittels Anfrage an die Landesregierung eruieren, ebenso wie die einkalkulierten Rückflüsse.
Das Zauberwort „Bob race“, also die spätere Nutzung der Bobbahn als Vergnügungspark mit Bob-Taxis, könne wohl nicht ein ernstzunehmender Posten in der Rentabilitätsrechnung gewesen sein. „Hierzu genügt ein kurzer Anruf bei den Betreibern der Bobbahn in Igls, um auf den Boden der Realität geholt zu werden”, erklärt Alex Ploner.
Der Team-K-Abgeordnete bemängelt weiter: Auch was die Pläne zur Ganzjahresnutzung der Südtirol Arena in Antholz betrifft, scheine die Landesregierung keinen Plan zu haben bzw. diesen zu verschweigen. „Ich möchte heute schon wissen, was mit dem ,bedeutenden Erbe für die Nachwelt‘ nach 2026 passiert“, sagt Ploner.
Und weiter: „Wenn ein Sportleistungszentrum in Antholz geplant und gewünscht ist, dann soll man das bitte auch offen und ehrlich sagen und die Bevölkerung sowie die Gemeinde mit in die Planung nehmen“, so Ploner weiter.
Der Team K-Abgeordnete verweist in diesem Zusammenhang auf die Beantwortung einer Anfrage durch Wirtschafts-Landeserat Peter Brunner, der schrieb: „Im Hinblick auf die Ausschreibung der zukünftigen Führung des Biathlonzentrums ab August 2026 ist es notwendig, einen postolympischen Führungs- und Instandhaltungsplan der Sportstätte zu erstellen. Die Gemeinde Rasen-Antholz ist für die Ausarbeitung dieses Plans zuständig. Zu diesem Zweck hielt es das Land angebracht, einen Lenkungsausschuss für die Ausarbeitung eines Legacy-Plans (Führung und Instandhaltung der Südtirol Arena in Antholz nach der Olympiade) einzurichten, der der Gemeinde bei der Erstellung des Planes zur Seite stehen wird.“
Wie sehr die Politik „zum Schaden der olympischen Idee arbeitet und entscheidet“, habe erst kürzlich die Reportage der italienischen Sendung „Report“ gezeigt. Ein zerknirschter Landesrat Alfreider habe offen eingestehen müssen, dass einige der als olympische Bauten verkauften Infrastrukturprojekte bis Olympia nicht fertig würden.
Alex Ploner abschließend:
„Wäre man nach dem Zuschlag der Olympischen Spiele die Realisierung der Kreisverkehre in Antholz und Olang angegangen, würden diese heute schon gebaut und umgesetzt sein. So hätte die Bevölkerung heute schon eine Erleichterung. Aber lieber hält man an doppelstöckigen Monsterbauten oder Brücken – siehe Innichen – fest, die die Bevölkerung spalten und verärgern.“
Kommentare (28)
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