„Das reicht nicht aus“

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Ab 2030 werden die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Grenzwerte durch die EU herabgesetzt. Ist Südtirol für diese Änderung gerüstet oder braucht es bald Fahrverbote und strengere Heizregeln?
von Markus Rufin
die Stickstoffdioxid-Belastung beschäftigte Südtirol über Jahre hinweg. Aufgrund ständiger Überschreitungen der Grenzwerte an den Messstellen, sah sich das Land dazu gezwungen, Maßnahmen wie Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge in Städten oder strenge Heizregeln im Winter einzuführen.
Zwar ist es nach der Pandemie rund um drohende Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge der Klasse Euro-4 ruhig geworden, doch diese könnten in wenigen Jahren wieder aktuell werden.
Die EU hat nämlich entschieden, die Grenzwerte für die Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung anzupassen. Die derzeit geltenden Grenzwerte wurden vor über 20 Jahren eingeführt. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die eine deutliche Reduzierung erfordern, erklärt Luca Verdi, Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz: „Die EU übernimmt die Richtlinien für die Luftqualität der Weltgesundheitsorganisation, die vor einigen Jahren veröffentlicht wurden. Damit wird die Gesundheit besser geschützt. Die neuen Grenzwerte sind absolut gerechtfertigt.“
Die Feinstaubgrenze wird von aktuell 25 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 10 Mikrogramm reduziert. Beim Stickstoffdioxid wird der Wert sogar von 40 Mikrogramm auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter halbiert. Insofern stellen die neuen Grenzwerte für Südtirol sogar eine Herausforderung dar. In Vergangenheit hatte das Land Schwierigkeiten die alten Grenzwerte einzuhalten.
„Wir halten die neuen Grenzwerte insgesamt nicht ein. Bezogen auf Stickstoffdioxid – die Feinstaubbelastung ist seit 15 Jahren nur ein kleines Problem – hatten wir in den letzten Jahren aber eine deutliche Verbesserung“, berichtet Verdi. „Aber selbst diese Verbesserung reicht nicht aus, um die neuen Grenzwerte einzuhalten.“ Zu tun habe die deutliche Verbesserung vor allem mit einer besseren Motorenqualität. Vor allem die Dieselmotoren würden laut Verdi mittlerweile weniger Abgase produzieren.
Dennoch sei die Stickstoffdioxidkonzentration in Südtirol seit Jahren ein Problem. Mit der Einführung von neuen Grenzwerten müsste sich Südtirol daher wohl wieder intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Jetzt aber bereits irgendwelche Maßnahmen zu beschließen, sei deutlich zu früh. Bisher ist nämlich nur die Reduzierung der Grenzwerte, nicht aber deren Umsetzung beschlossen. Das heißt, es muss noch geklärt werden, was passiert, wenn die Grenzwerte nicht eingehalten werden, beziehungsweise wie schnell sich die Staaten daran anpassen müssen.
Auch wenn die neuen Grenzwerte für Südtirol ein Problem darstellen, so wissen die zuständigen Ämter genau, wo die Stellschrauben anzusetzen sind, meint Verdi: „Wir haben bereits einige Pläne zur Reduzierung der Stickstoffdioxidkonzentration ausgearbeitet. Vielleicht muss man die Maßnahmen leicht anpassen, im Endeffekt geht es aber immer ums selbe. Wir werden also keine neuen Maßnahmen erfinden müssen. Die Schwierigkeit besteht nur darin, diese so zu organisieren, dass sie angenommen und umgesetzt werden.“
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sie aber immer mit Komforteinschränkungen zusammenhängen. Ganz besonders gilt das für etwaige Fahrverbote. Verdi betont, dass von diesen aktuell keine Rede ist: „Fahrverbote sind immer eine Ultima Ratio. In dem Moment, wo die neuen Spielregeln feststehen, werden wir Lösungen für das Problem finden. Von irgendwelchen Maßnahmen ist aber jetzt nicht die Rede. Dennoch wird es sicherlich nicht einfach.“
Die Grenzwerte, die ab 2030 gelten sollen, werden Südtirol also voraussichtlich vor Problemen stellen. Mit welchen Maßnahmen man ihnen begegnet ist aktuell aber nicht klar.
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