„Die Welt ist ein unsicherer Ort“
Der Verein Südtiroler Ärzte für die Welt zieht Bilanz. Über 87 Prozent der Gesamteinnahmen gehen in Hilfsprojekte. Giuseppe Zappini erhält den Preis Helping Hands.
Mutig weitermachen. Gerade weil die Nachrichten schlecht sind, weil Krisen, Kriege, Krankheiten an unserer Zuversicht nagen, wird Entwicklungsarbeit gebraucht. „Die Welt bleibt ein unsicherer Ort. Wir müssen uns selbst Hoffnung geben. Das ist unsere Botschaft, vor allem an die jungen Menschen“, sagt Toni Pizzecco, Präsident des Vereins Südtiroler Ärzte für die Welt bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag.
Helfen an der richtigen Stelle. 2023 haben die Südtiroler Ärzte für die Welt 30 Projekte in 12 Ländern unterstützt.
19 Mitglieder waren im Einsatz. Menschen aus Südtirol haben dem Verein den Rücken gestärkt: 66,45 Prozent der Einnahmen stammen aus Spenden, 17,41% aus öffentlichen Beiträgen, 9,46% aus dem 5 Promille Fond, 0,24% aus Mitgliedsbeiträgen, 5,45% aus nebengewerblichen Tätigkeiten und Konzerteinnahmen sowie 0,99 aus sonstigen Einnahmen.
Für die Südtiroler Ärzte für die Welt heißt das seit jeher: investieren in Medizin, Bildung, Trinkwasser. 2023 neu gestartet ist das Pilotprojekt Loving Home, gleichbedeutend mit „Liebe deine Heimat“.
In drei Diözesen in Äthiopien werden Menschen aufgeklärt über illegale und legale Migration.
Das Netz der katholischen Kirche reicht in Schulen, Gottesdienste und Frauengruppen hinein. Überall wo Menschen zusammenkommen, wird das Risiko einer Migration zum Thema gemacht. Gleichzeitig bieten die Südtiroler Ärzte für die Welt Menschen Perspektiven zum Bleiben. Kurse an junge Leute vermitteln: Wo gibt es Verdienstmöglichkeiten? Wie schreibe ich einen einfachen Businessplan? Wo bekomme ich finanzielle Starthilfe? Entwicklungsarbeit ist erfolgreich, wenn Menschen das Gefühl haben, sie können sich daheim ein Leben aufbauen.
Seit 24 Jahren arbeiten die Südtiroler Ärzte für die Welt nach der Devise: Projekte folgen Menschen.
In Zahlen ausgedrückt hat der Verein allein in Äthiopien sieben Schulen gebaut für 7.000 Kinder und Jugendliche. 124 Brunnen versorgen 58.000 Menschen täglich mit Trinkwasser.
Jeden Monat erhalten 360 Witwen und alleinstehende Frauen in Afghanistan Geld zum Überleben für sich und ihre Kinder.
Fünf Heime in Indien nehmen 400 Straßenkinder auf. Und die Krankenhäuser Attat in Äthiopien und Dhulikhel in Nepal, zwei Herzensprojekte der Südtiroler Ärzte für die Welt, sind Anlaufstelle für fast vier Millionen Menschen.
Jeder Mensch ist ein Leben, das Hoffnung schöpft. Dieser Funke springt im Verein über. Jedes Jahr, wenn Mitgliederversammlung ist, trifft sich eine große Familie. Heuer kamen auch junge Ärztinnen und Studierende zu Wort. „Das Schöne war, in ihren Berichten haben sie alle über Menschen gesprochen, nicht über Projekte“, freut sich Gabriele Janssen Pizzecco, die Geschäftsführerin des Vereins.
Wer als Mensch hilft, wird belohnt.
Der Preis Helping Hands, der jedes Jahr vergeben wird, geht heuer an Giuseppe Zappini. Seit der Trentiner Elektroinstallateur in Pension ist, verbringt er mehr Zeit in Äthiopien als in Italien. Als Handwerker ist er im Krankenhaus Attat und in der Dözese Emdibir unentbehrlich geworden. „Er hilft überall dort, wo es Probleme gibt“, würdigt die Projektleiterin Monika Gross den Preisträger.
Das gute Vorbild spricht sich in Südtirol herum bei Jugendorganisationen, Schulen, Firmen und Verbänden. 2023 starteten viele Aktionen, deren Erlös den Südtiroler Ärzten für die Welt zugutekam.
Mit offenen Ohren mitschwingen hilft auch. 2023 gab Westbound, die Band um Bandleader Toni Pizzecco, acht Konzerte, und 15.000 Menschen hörten zu. Sie alle sind der Resonanzraum, den Entwicklungsarbeit braucht.
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