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Abschied von Experimenten

Präsident Paul Gasser, Generaldirektorin Monica Loss, der künstlerische Leiter Giorgio Battistelli und die Regisseurin Valentina Carrasco: Mit der Experimentierlust ist vorerst Schluss. (Foto: FHS)

Giorgio Battistelli, seit 2021 künstlerischer Leiter der Konzertsaison des Haydn Orchesters übernimmt mit der heurigen Spielzeit auch das Opernprogramm. Die zeitgenössische Linie seines Vorgängers Matthias Lošek verabschiedet er in Bausch und Bogen. Stattdessen gibt es Puccini, Schönberg, Maderna und Barockoper von Händel.

Als kämpferischer Anhänger von mutigen Konzepten wie sein Vorgänger Matthias Lošek will Giorgio Battistelli, ab heuer auch Leiter des Opernprogramms der Stiftung Haydn, offenbar nicht in die Geschichte eingehen. Ersterer hatte in den neun Jahren seiner Tätigkeit für die Stiftung Haydn mit dem Euregio-Projekt und dem Musiktheaterwettbewerb Fringe bei jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Region Werke in Auftrag gegeben und mit den Uraufführungen zwar die Publikumsgunst herausgefordert, seine zeitgenössische Linie aber konsequent durchgezogen.

Mit der Experimentierlust ist jetzt vorerst Schluss. Nach neun Jahren Oper des 20. und 21. Jahrhunderts möchte der künstlerische Leiter das Publikum in eine Welt aus unterschiedlichsten Stilen, Sprachen und Repertoires diverser Epochen entführen. Zum Ende des Puccini-Jahres eröffnet das Opernprogramm mit einer Neuinszenierung der Oper Gianni Schicchi unter der Regie Valentina Carrasco und der musikalischen Leitung von Michele Gamba. Der Oper vorangestellt ist das Melodram Pierrot Lunaire von Schönberg, der in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag gefeiert hätte. Es folgt Il barbiere di Siviglia unter Regie von Fabio Cherstich, der sich mit dieser ersten Produktion auf seinen gemeinsamen Weg mit der Stiftung Haydn als Artist in Residence macht. Performativ, frech und provokant: als drittes auf dem Opernprogramm steht das gesellschaftskritische Kammerstück Satyricon von Bruno Maderna unter der Regie von Manu Lalli und der musikalischen Leitung von Tonino Battista. Beschlossen wird die Saison mit Händels Giulio Cesare unter Regie von Chiara Muti und musikalischer Leitung von Ottavio Dantone.

Das Programm

Am 1. Oktober eröffnet die Opern- und Konzertsaison 2024/25 der Stiftung Haydn von Bozen und Trient: Über dreißig Konzerte, ein Opernprogramm sowie innovative Projekte und Veranstaltungen für ein breites Publikum wechseln sich bis zum 28. Mai 2025 in Bozen und Trient ab.  Paul Gasser, Präsident der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, heißt die neue Spielzeit, die sich der organischen Vision des künstlerischen Leiters Giorgio Battistelli verdankt, willkommen: „In seiner Funktion als künstlerischer Leiter hat Giorgio Battistelli ein einzigartiges, facettenreiches und vielschichtiges Programm geschaffen.“ Hochkarätige Unterstützung bekommt Battistelli auch durch den bisherigen Chefdirigenten Ottavio Dantone, der für die nächsten drei Jahre die Rolle des Musikdirektors übernimmt. „Ottavio Dantone“, so Gasser, „wird in enger Abstimmung mit dem künstlerischen Leiter eine prägende künstlerische Richtung vorgeben und diese in intensiver Zusammenarbeit mit den Musikerinnen und Musikern unseres Orchesters zum Ausdruck bringen.

Das Eröffnungskonzert wurde Ottavio Dantone anvertraut, der beim Konzert für Klavier und Orchester Nr. 19 in F-Dur, KV 459 von Wolfgang Amadeus Mozart, vom Pianisten Benedetto Lupo unterstützt wird. Im Lauf der Saison befassen sich das Orchester und sein Musikdirektor eingehend mit der Interpretation der Klassik und der europäischen Musik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und widmen sich mit dem Abschluss des Zyklus der elf sogenannten „Londoner“ Symphonien weiterhin der Erforschung der Haydn-Symphonien.

Auch in diesem Jahr stehen zahlreiche Dirigent:innen und Solist:innen von internationalem Ansehen auf der Bühne: Unter der Leitung des japanischen Dirigenten Yutaka Sado führt das Haydn Orchester ein neues Werk des Bozener Komponisten Marco Uvietta auf, das von der Stiftung Haydn in Auftrag gegeben wurde. Auf diese Hommage an Luciano Berio, einen der bedeutendsten italienischen Komponisten der europäischen Avantgarde und Pionier auf dem Gebiet der elektronischen Musik, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, folgen zwei Stücke von Franz Schubert. Rot im Kalender anstreichen sollten sich alle Ravel- und Bizetfreunde das Konzert unter Leitung von Michele Spotti mit der herausragenden Solo-Pianistin Beatrice Rana. Mit der Dirigentin Valentina Peleggi und der Violinistin Anna Tifu, die Werke von Khachaturian und Tschaikowski interpretieren, stellen zwei weitere Frauen ihr Talent unter Beweis.

Donato Renzetti leitet ein Programm, in dem sich Bruckners Vierte Symphonie mit der schöpferischen Tiefe von Silvia Colasanti verbindet, einer der angesehensten Komponistinnen der internationalen Szene.

Als gern gesehener Gast des Haydn Orchesters wird Diego Ceretta auch in diesem Jahr wieder den Taktstock schwingen und neben drei Raritäten von Ildebrando Pizzetti erstmals das kompositorische Talent der französischen Künstlerin Camille Pépin in Italien präsentieren. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Michele Mariotti, dessen langjährige Verbundenheit mit dem Orchester wie bereits in der letzten Saison durch die Zusammenarbeit mit den Konservatorien von Trient und Bozen bereichert wird, in deren Rahmen Studierende das Orchester begleiten. Der Däne und neu ernannte Erste Gastdirigent des Haydn Orchesters Thomas Dausgaard wird mit seiner „Nord-Ost-Passage” eine Brücke zur klassischen und zeitgenössischen Musik des europäischen Nordens schlagen. Die Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden jungen Dirigenten Alessandro Bonato wird intensiviert: Er leitet in der Saison 2024/25 ein Konzert, das Tschaikowski und Schostakowitsch gewidmet ist, und agiert gleichzeitig als musikalischer Leiter für die Oper Il barbiere di Siviglia. Ein besonderer Gast der Saison ist die Filarmonica Arturo Toscanini di Parma unter Leitung von Sesto Quatrini. (Heinrich Schwazer)

Info & Tickets: www.haydn.it

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