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Don’t panic

Lilith Stangenberg als Tochter Ellen in „Sterben“

Das „Sterben“ gehört halt dazu, und jetzt ist’s im Kino – aber anders als viele wohl denken. 3 Stunden, die es in sich haben. Tipp: „La Salvatrice“ über Valeria Valentin (MI)

von Renate Mumelter

„Für meine Familie, die Lebenden und die Toten“ schreibt Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner am Ende der drei Filmstunden ins letzte Bild. Aber keine Sorge, die drei Stunden sind trotz des Filmtitels gut auszuhalten, und es gibt immer wieder amüsante Momente, beispielsweise wenn Zahnarzt und Assistentin über der Patientin im Kuss versinken.

Aber zurück zum Sterben, das nicht lustig ist und häufig ein Tabu, im Kino allerdings nicht, denn dort sehen wir ständig Tote (echte und gespielte). Der Film beginnt mit gebrechlichem Alter und schaut sich dann weiter um. Eine Geburt gibt’s auch.

Eine große Familie

Glasner erzählt in Kapiteln, aus denen eine ganze Familie erwächst und ein Zeitporträt mit Ausflügen ins Autobiografische entsteht. Immer wieder gibt es Szenen, die sich einprägen, wie jene, in der ein alter Mann schwer atmend in einem schmucklosen Zimmer auf einem Pflegebett liegt. Die Kamera fährt langsam zurück, und es ist klar, dass Gerd sterben wird. Später ist seine Witwe Lissy mit mattgrünem Mantel und einer blauen Urne zu sehen. In der Urne liegt Gerd.

Normal

Sohn Tom kann bei Gerds Abschiedsfeier nicht dabei sein. Seinem Auto sei „der Strom ausgegangen“ erklärt er seiner Mutter via Telefon mitten in der Abschiedsfeier im Wald. Der Grinsfaktor schleicht sich ein, und das ist zwischendurch erholsam normal, auch wenn nichts an dieser Geschichte normal ist und doch alles. Es ist nämlich normal, dass Familien sich nicht unbedingt mögen und ihre Gründe dafür haben. Normal ist auch, dass geboren wird und gestorben, immer. Es gehört zum Leben, dass Menschen nicht mehr leben wollen, dass Menschen krank werden, dass Kinder auf die Welt kommen oder auch nicht und dass sie geliebt werden oder auch nicht. Normal ist es auch, dass Handys in den ungeeignetsten Momenten klingeln. Das alles gibt’s in „Sterben“.

Porträts

„Don’t panic“ steht auf der Mütze, die den Sohn und Dirigenten Tom ständig begleitet. Er wird von von Lars Eidinger gespielt, und damit wären wir bei einem tragenden Element des Films, den Schauspielenden. Es ist nämlich ein seltenes Vergnügen, ihnen zuzusehen, und dies ausnahmslos allen. Nicht umsonst gab es für Corinna Harfouch (Lissy) eine Lola und für ihren Mann Gerd (Hans Uwe Bauer) auch. Eidinger muss eh nicht kommentiert werden, seine Film-Schwester Ellen aber sehr wohl. Lilith Stangenberg spielt diese sehr überzeugend, und sie singt sie auch, was Stangenberg hervorragend kann. Überzeugend war sie übrigens auch in einem Film, der den Weg nach Bozen noch nicht geschafft hat, „Europa“ von der interessanten Regisseurin Sudabeh Mortezai („Joy“). Vielleicht klappt’s ja noch.

Valeria Valentin

ist ein Film gewidmet, der nur am MI um 18h im Filmclub zu sehen ist und der von einer ganz besonderen Frau aus dem Gadertal erzählt. Valeria Valentin war Missionsschwester in Chile und hat nach dem Putsch von Pinochet 1973 vielen Menschen das Leben gerettet. Dass von der Gadertalerin aber lange Zeit nicht die Rede war, hat wohl mit ihrer weiteren Lebensgeschichte zu tun. Sie verliebte sich nämlich in einen Missionar, die beiden traten aus und heirateten. Der Ladinische Beirat zeigt den Film von Paolo Tessadri und lädt anschließend zum Gespräch.

 

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