Die Revolution
Im kommenden Jahr wird im Amateurfußball für die Landes- und Oberliga die Jugendregel abgeschafft. Die TAGESZEITUNG hat bei Vereinen nachgefragt, was sie zur Abschaffung sagen.
Christian Platzer, Sportlicher Leiter FC Obermais:
Die Jugendregel war schon immer eine umstrittene Regelung. Beim FC Obermais spielen grundsätzlich viele junge Spieler. Wir und der Bozner FC sind in der Tabelle der eingesetzten Jugendspieler immer vorne mit dabei. Auf der einen Seite finde ich es daher schade, dass die Regel abgeschafft wird, weil ich glaube, dass langfristig gesehen, weniger junge Spieler zum Einsatz kommen werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch richtig. Gewisse Spieler, die eigentlich noch jung sind, aber gerade so nicht mehr in die Regel hineinfallen, würden aufgrund dessen nämlich nicht mehr zum Einsatz spielen. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass ein guter Junger Spieler unabhängig von der Regel zum Einsatz kommt. Bei uns kommen jetzt am Sonntag zwei 16-jährige zum Einsatz. Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Jugendregel in dieser Form ohnehin keinen Sinn hat, da damit ein 21-jähriger als „jung“ gilt. Bei uns wären also ein Hannes Luther oder Hannes Sonnenburger noch ein Jugendspieler, obwohl sie fast 100 Oberliga-Spiele auf dem Buckel haben. Wenn man schon eine Jugendregel hat, dann muss diese für unter-18-jährige gelten.
Markus Pircher, Sportlicher Leiter AFC St. Pauls:
Ich finde die Abschaffung gut, weil wir seit Jahrzehnten wissen, dass die Regel nicht das erbracht hat, was man sich gewünscht hat. Das Gegenteil ist eingetreten. Für uns erleichtert die Neuerung die Arbeit extrem. Jeder Verein kann jetzt schauen, das Beste aus seinen eigenen Jugendspielern zu machen. Es gibt viele Argumente, die dagegensprechen. Ich persönlich kenne keinen Verein, der nicht das Ziel hat, junge Spieler aus dem eigenen Verein in die erste Mannschaft zu integrieren. Gute junge Spieler kommen ohnehin zum Einsatz, weniger gute kommen spätestens dann nicht mehr zum Einsatz, wenn sie aus der Jugendregel fallen. Dafür gibt es alleine bei St. Pauls unzählige Beispiele. Ein weiterer Vorteil ist, dass man zu junge Spieler nicht verbrennt. Es ist manchmal besser, wenn man im jungen Alter nicht immer spielen muss. Unser Ziel ist es, nicht, dass ein Spieler mit 18 bereits 50 Spiele gemacht hat und danach nicht mehr spielt, sondern dass ein Spieler mit 30 Jahren 300 Spiele absolviert hat.
Georg Brugger, Sektionsleiter ASC St. Georgen:
Ich bin sehr enttäuscht von der Abschaffung, weil die Jugendarbeit so noch wertloser wird. Für die Jungs ist es nicht motivierend. Wir wissen aber noch nicht, welche Probleme überhaupt entstehen. Es kann sein, dass sich gar nichts ändert. Ich find die Abschaffung jedenfalls nicht ideal. Wenn alle frei sind, wird es schwierig dafür zu sorgen, dass die jungen zum Einsatz kommen. Die Jugendregel war für sie auch immer eine Garantie, dass sie spielen dürfen. Ohne die Regel fehlt diese Motivation. Es stimmt, dass ein guter Spieler auch ohne Regel spielen wird, ich kann die Änderung dennoch nicht ganz nachvollziehen und bin überhaupt nicht begeistert. Jetzt schauen wir aber erstmal, wie es sich entwickelt. Vielleicht ist es gar nicht so tragisch.
Walter Spechtenhauser, Sektionsleiter SSV Naturns:
Wir hatten immer eine klare Meinung und haben uns gegen die Jugendregel ausgesprochen, weil gut geführten Vereinen diese eigentlich egal ist. Gute Spieler spielen trotzdem, bei uns war das immer der Fall. Man muss bedenken, dass es auch ein oder zwei schwächere Jahrgänge geben kann, in denen es auch quantitativ nicht viele Spieler gibt, die zur ersten Mannschaft stoßen. Man müsste dann andere Spieler holen und die Spieler aus dem eigenen Jugendsektor müssen diesen dann Platz machen. Wenn der Verein ordentlich geführt ist, werden die Jungen auf jeden Fall weiterhin einen Platz finden.
Andreas Oberleiter, Sektionsleiter SSV Bruneck:
Wir hatten immer mehr als einen Jungen auf dem Feld, letztes Wochenende waren es beispielsweise drei. Grundsätzlich sind wir gegen eine Pflicht, weil es sein kann, dass ein Jahrgang schwächer ist. Man muss dann Spieler von auswärts holen. Wenn die Jungen das nötige Niveau haben, setzen sie sich auch ohne Jugendregel durch. Zumindest war das zu meiner Zeit so, damals gab es auch keine Regel. Es hat ja auch keinen Sinn, jemanden aufzustellen, nur weil er jung ist. Jeder Verein lässt schließlich die eigenen Spieler spielen, wenn sie Lust haben. Ich gehe davon aus, dass deshalb weiterhin gleich viele junge Spieler auf dem Feld stehen.
Umfrage: Markus Rufin
Die Jugendregel
In den vergangenen Jahrzehnten gab es in der Landes- und Oberliga die Jugendregel. Diese besagte, dass ein Verein dazu verpflichtet ist, ein oder mehrere Spieler eines bestimmten Jahrgangs auf das Feld zu stellen. Damit sollte der Einsatz junger Fußballer garantiert werden. Da einige Vereine Schwierigkeiten hatten, sich daran zu halten, wurde diese immer wieder umgeändert. Zuletzt galt die Regelung, dass in der Oberliga je ein Spieler der Jahrgänge 2003 und 2004 eingesetzt werden muss. In der Landesliga musste hingegen nur ein Spieler des Jahrganges 2003 eingesetzt werden.
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Kommentare (1)
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prof
Schwieriger wird es für die Vereine mit einer anderern neuen Regel. Anscheinend,müssen Spieler nicht wie bisher,welche das 25. Lebensjahr erreicht haben um die endgültige Freigabe beim Verband ansuchen,anscheinend sind Spieler ab den 23. Lebensjahr am Ende jeder Spielsaison automatisch wieder freigestellt.