Du befindest dich hier: Home » News » „Das ist mein Geld!“

„Das ist mein Geld!“

Foto: 123RF.com

Ehemalige öffentliche Angestellte müssen bis zu vier Jahre auf die ihnen zustehende Abfertigung warten – das bringt so manchen Pensionisten an den Rand der Verzweiflung. Das Beispiel von Herbert Dellago aus Sterzing.

von Erna Egger

Was sich das Land in diesen Fällen leistet, würden sich wohl die wenigsten privaten Unternehmer wagen. Davon ist Herbert Dellago überzeugt. Der 64-Jährige klagt: „Es ist mein Geld. Ich habe ein Recht darauf, ich brauche es und es wird mir nicht gegeben.“

Der Sterzinger ist mittlerweile verzweifelt und verärgert gleichzeitig: Im Jänner 2023 ist er in Ruhestand getreten. Die letzten 20 Jahre war er als Schuldiener an der Mittelschule in Klausen beschäftigt – also ein Landesangestellter.

Anstatt seinen Ruhestand zu genießen, kämpft er gegen große Geldsorgen, weil ihm sein ehemaliger Arbeitgeber sein Recht verweigert.

Bei seiner Pensionierung wurde ihm vom zuständigen Amt, wo er die erforderlichen Dokumente abgegeben hat, erklärt, dass er binnen sechs Monaten seine Abfertigung ausgezahlt bekommt.

Nach fast 16 Monaten ist das Geld auf seinem Konto immer noch nicht eingegangen.

Zahlreiche Anrufe hat er im Pensionsamt der Provinz getätigt: Anfangs wurde er noch vertröstet. „Zuerst mit der Ausrede, dass es Verzögerungen wegen der Installation einer neuen Software gebe. Diese Umstellung nehme sechs Monate in Anspruch. Ich habe mich da schon gefragt, was die Angestellten während dieser ganzen Zeit tun.“

Dieses halbe Jahr ist mittlerweile um und Dellago hat längst wieder das zuständige Amt kontaktiert, weil immer noch kein Geld auf seinem Konto ist.

Eine baldige Überweisung ist nicht in Sicht: „Mittlerweile bekomme ich im Amt nicht mal mehr eine Auskunft. Es wird einfach der Hörer aufgelegt. Das kann es doch nicht sein.“

Dieser Missstand treibe ihn in eine Notsituation: „Ich muss ja auch den Unterhalt und die Schulausbildung meiner 16-jährigen Tochter zahlen, die mit ihrer Mutter auf den Philippinen lebt. Aber das interessiert diese Herren und Damen nicht“, sagt er frustriert.

Er sei eigens von den Philippinen – wo er zwischenzeitlich mit seiner Familie lebt – nach Sterzing zurückgekehrt, um die restlichen notwendigen Papiere zu unterzeichnen.

Bereits für die Zusammenlegung seiner Pensionsfonds und die notwendigen Nachzahlungen, die im 21.000 Euro gekostet haben, habe er einen Kredit in Höhe von 17.000 Euro aufnehmen müssen, den er zurzeit abstottert. Mit 1.250 Euro Rente muss er zusätzlich rund 400 Euro an Miete für seine Wohnung plus Spesen zahlen. „Mittlerweile fressen mich ja die Zinsen auf – und das unverschuldet. Wenn ich diese mir zustehende Abfertigung endlich erhalten würde, hätte ich wieder Geld genug.“

Unter anderem hat Dellago zumindest um eine Vorauszahlung gebeten: „Damit ich zumindest meine Kreditkarten hier und auf den Philippinen nutzen kann. Aber ich höre dann nun ein knappes Nein und dann wird der Hörer aufgelegt.“

In seinem Umfeld gibt es ähnliche Fälle: „Ein Kollege von mir hat 29 Monate auf die Abfertigung gewartet.“

Mitgeteilt wurde ihm lediglich, dass er, sofern er die Abfertigung vor Verstreichen der zwei Jahre erhält, keine Zinsen bekommt. „Welche Frechheit ist das? Sie aber kassieren indes die Zinsen für mein Geld.“

Dellago ist der Verzweiflung nahe: „Es ist mein Geld, das mir zusteht und das ich für meine Tochter brauche. Anderen“, mit Anspielung auf den Rentenskandal, „wird in diesem unserem reichen Land die Rente vorausbezahlt. Und mir wird das mir zustehende Geld verweigert. Von Gerechtigkeit kann hier wohl keine Rede sein.“

Herbert Dellago ist kein Einzelfall, alle öffentlich Bediensteten sind davon betroffen. Die Situation ist komplex, sagt der ASGB-Chef Tony Tschenett: „Mit Monti-Gesetz 2012 wurde eingeführt, dass die öffentlich Bediensteten ihre Abfertigung später ausbezahlt bekommen, je nachdem welche Pension bezogen wird: die Altersrente oder die vorzeitige Altersrente. Die Betroffenen warten unterschiedlich lange, mitunter bis zu vier Jahre“, so der Gewerkschaftler.

Mittlerweile gibt es aber Gerichtsurteile, die besagen, dass die Abfertigung zugleich mit der Pensionierung ausbezahlt werden muss. „Aber der Staat hat diese Urteile nie umgesetzt“, sagt Tschenett.

Seit vergangenem Jahr besteht die Möglichkeit, dass die öffentlich Bediensteten bis zu ihrem Ableben weiterhin monatlichen einen kleinen Beitrag an die Rentenkasse einzahlen. Dann wird die Abfertigung gleich ausbezahlt. „Diese Möglichkeit gibt es aber erst seit letztem Jahr und die Allermeisten warten lieber bis zu vier Jahre auf die Auszahlung“, so Tschenett.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (22)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • criticus

    Zurück zum Fürstentum! Hauptsache die Politikerkaste bekommt immer mehr und das im Voraus.

  • bananajoe

    Wo ist hier die rote Linie?

  • andreas

    Unabhängig davon was der Staat oder Tschenett meinen, sollte es für eine reiche Provinz wie Südtirol keine Problem sein, die Abfertigungen sofort und mit sofort meine ich eine Woche, auszuzahlen.

    Eine Frechheit von der Politik, sich hier hinter dem Staat zu verstecken, bei ihren Rentenvorschüßen und dem Inflationsausgleich, für die alten geldgierigen Geier, waren sie auch zügig.

  • echnaton

    Guten Morgen
    Leider trifft diese Regelung alle öffentlichen Bediensteten (Provinz und Staat und vielleicht noch ein paar andere) und die Regelung ist allen seit langem bekannt. Verstehe nich wieso man sich jetzt aufregt und nicht schon beim Inkrafttreten derselben. Habe auch vier Jahre darauf gewartet …

  • speedfire100

    Das sind die wahren Probleme, Herr Landeshauptmann! Die Bürger mit ein zu beziehen……Ihre famose Aussage. Schon vergessen….

  • opa1950

    Kompatscher sollte mit seiner Landesregierung den Rückzug antreten.Nicht mehr tragbar.

  • murega

    … anscheinend kein Geld vorhanden.
    Aber die Renten vorschüssig bezahlen… auch weiterhin…

  • hallihallo

    es ist unglaublich, was sich das reiche südtirol leistet. wohnbauförderung 2 jahre warten, abfertigung 2 jahre warten,…. und dann behaupten sie, südtirol sei schuldenfrei. wenn man schulden gegenüber seinen angestellten und „kunden“ hat , dann ist man nicht schuldenfrei.
    bin kein freund der öffentlichen angestellten, aber was ihnen zusteht, müssen sie sofort bekommen. wir müssen ja auch die steuern und gebühren termingerecht bezahlen. hier setzt man leute unter täglichen stress. dann ist es doch noch besser, wenn sich südtirol das geld bei den banken leiht. machen wir ja auch, um unsere angestellten zu bezahlen.

  • pachamama

    Der maroden italienischen Post 10 Mio. oder der teilweise illegal gebauten Tierser Seilbahn 11 Mio. zu schenken ist Geld genug vorhanden. Für eine zeitnahe Auszahlung der Abfertigung der eigenen Mitarbeiter fehlt das Geld. Wenn die Abfertigung sofort ausbezahlt wird ändert es für das Land Südtirol gar nichts, denn bezahlt werden muss sie auf jeden Fall, aber für den einzelnen Mitarbeiter ist es ein Unterschied ob er es sofort bekommt oder erst nach sage und schreibe vier Jahren. Mit dem Geld könnte man ja was anfangen

  • tirolersepp

    Zuständig der Gewerkschaft !

    Upps so was kennt der Südtiroler nicht !

  • summer1

    Meine Güte, das wusste er selbstverständlich vor Aufnahme des Kredits.
    Und für seine 16jährige Tochter in seinem Alter ist nicht das Land zuständig, sondern immer noch er als Vater.
    Außerdem lebt man auf den Philippinen mir 1250€ monatlichen Rente aus Italien meines Wissens wie Gott in Frankreich, zumal das BIP 2023 pro Kopf und Jahr 3.850 USDollar beträgt. Das sind vier Monatsrenten des Herrn, die restlichen 9 Renten reichen doch den Kredit zu tilgen.
    Was soll also das Gejammere? Typisch Südtirol!

    • kongo

      Wie immer, ein bescheuerter sinnloser Summer Kommentar.Und sag mal, wie lebt denn so Gott in Frankerich.

      • summer1

        Kongo
        Mit Rassisten diskutiere ich nicht.
        Das BIP liegt auf Philippinen bei 3850 US Dollar. Also mit 4 monatlichen Renten lebt der Typ mit seiner Familie dort. Die restlichen 9 wäre der Kredit abbezahlt, immerhin wartet er ja seit 16 Monaten darauf!
        Also dein Kommentar ist bescheuert!

  • exodus

    @kongo Ganz Unrecht hat @summer1 ja nicht.
    Diese lange Wartezeit der Abfertigungen ist doch schon ewig bekannt. Der Herr hätte sich darauf einstellen und vorbereiten müssen, genau wie alle anderen Provinzangestellten….
    Trotzdem finde ich das eine Zumutung, denn jede private Firma muss innerhalb 1 Monats, nach Arbeitsbeendigung, die Abfertigungen auszahlen. Andernfalls melden sich die Sindakate beim Arbeitsgeber, es werden auch Verzugszinsen reif.

  • sorgenfrei

    Summer1 spricht eimen völlig unquallifizierten kommentar aus… es ist doch völlig egal, ob herrcdekago auf den philippinen lebt oder in südtirol: eine wsrtezeit von 4 jahren ist einfach eine frechheit und ein witz zugleich… ein lebenlang wird der ein drittel des gehalts direkt an den staat überwiesen und umgekehrt warte ich 4 jahre auf die auszahlung? Monti hat danach zudem nich due gehälter eingefroren, somit sind diese 2024 nahezu gleich wia vor 10 jahren… eenn sich unsere landtagsabgeordneten doch nun mal für anpassung der gehälter und auszahlung der abfertigung für andere einsetzen wollten denn für sich….

  • nemesis

    Irgendwann werden sie die Abfertigung überhaupt nicht mehr ausbezahlen.
    Alles hat sich verschlechtert wenn man bedenkt vor 30 Jahren gingen die im Öffentlichen Dienst Arbeiteten im Alter von 50 Jahren in Pension und die Abfertigung wurde innerhalb weniger Monaten ausgezahlt.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen