„Ich möchte mich entschuldigen“
Die SVP wählt am Samstag auf der Landesversammlung in Meran Dieter Steger zum neuen Obmann. Der LIVE-TICKER.
Von Matthias Kofler, aus Meran
Philipp Achammer legt nach zehn Jahren die Obmannschaft der SVP nieder. Auf der Landesversammlung in Meran bewirbt sich der Bozner Bezirksobmann Dieter Steger um seine Nachfolge.
Der Kursaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Auf der illustren Gästeliste finden sich unter anderem Außenminister Antonio Tajani, der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle und Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder.
Der Parteitag steht im Zeichen des Neuanfangs.
Neben der Neuwahl der Parteispitze erhofft sich Herbert Dorfmann auch den notwendigen Rückenwind für die anstehenden Europawahlen.
Beim Einzug in den Kursaal wird wie immer das Südtirol-Lied und „Dem Land Tirol die Treue“ gespielt. Landesrat Luis Walcher und Senatorin Julia Unterberger singen voller Inbrust mit.
Ein besonderes Highlight ist das Solo von Vize-Obfrau Verena Tröger (ZUM ANSCHAUEN HIER ANKLICKEN), die anschließend von Landeshauptmann Arno Kompatscher umarmt wird.
Parteisekretär Martin Pircher erinnert in seiner Eröffnungsrede an die schmerzliche Wahlniederlage der SVP bei den Landtagswahlen 2023, die wohl auch zum Rücktritt von Philipp Achammer geführt hat.
Diese Wahl habe die politische Landschaft in Südtirol nachhaltig verändert, erklärt Pircher. Vielerorts herrsche nach wie vor Ratlosigkeit.
Pircher distanziert sich mit dem Verweis auf das „Remigrations“-Getöse der Identitären auch deutlich vom „Extremismus und Populismus“, der in den Landtag Einzug gehalten habe. Die Politik der SVP des Ausgleichs und der Vernunft sei „alternativlos“.
Antonio Tajani lobt das Wahlabkommen seiner Forza Italia mit der SVP: Es sei nicht die Sprache, sondern es seien die christlich-demokratischen Werte, die die beiden Parteien vereinten.
Tajani betont auch, dass die Regierung in Rom ihre Verpflichtungen in Sachen Autonomie-Ausbau einhalten werde.
Den designierten Parteiobmann Steger bezeichnet Tajani als „exzellenten Parlamentarier“, den er sehr wertschätze.
Herbert Dorfmann fordert in seiner Wahlrede mehr Hausverstand im Umgang mit den großen Beutegreifern.
Dieses Europa habe Südtirol sehr viel gebracht. Ohne Europa wäre Südtirol eine gewöhnliche Grenzregion im Norden Italiens, so der SVP-Spitzenkandidat für die Europawahlen im Juni.
Er habe nicht alles richtig gemacht in den vergangenen 10 Jahren, sagt der scheidende Parteichef Philipp Achammer. Er wolle sich bei allen entschuldigen, die er enttäuscht habe.
„Ich bin immer gerne Obmann gewesen, habe mich nie geschont und nie aus der Verantwortung gestohlen“, so Achammer.
Die Voraussetzung für die Sammelpartei SVP, um wieder dauerhaft erfolgreich zu sein, seien Kompromissfähigkeit und Unabhängigkeit, ist der scheidende Obmann überzeugt. Es dürfe keine Lagerbildungen mehr geben: „Kämpfen wir miteinander und nicht gegeneinander.“
Achammer äußert sich auch kritisch zum Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth Anerlan und dessen Gefolgsleute: Das sei nicht Südtirol. Diese „identitären Herrn“ hätten aus der Geschichte nichts gelernt. Es sei beschämend, wenn dazu auch noch applaudiert werde.
Die Delegierten spenden dem scheidenden Obmann minutenlanges Standing Ovation. Achammer wirkt sichtlich gerührt.
Um die Mittagszeit schreitet die Landesversammlung zur Wahl der neuen Parteispitze.
Dieter Steger ist der einzige Bewerber um die Obmannschaft.
Um die beiden weiblichen Vizeposten kandidieren Waltraud Deeg, Monika Reinthaler und Verena Tröger.
Kommentare (28)
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