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„Keine Mitschuld“

Das Strafverfahren zum Tod des 17-jährigen Motorradfahrers Michele Torcaso im Dezember 2020 in Bozen endet mit einer milden Haftstrafe von zwölf Monaten für den Lenker des VW Passat. Der die gesamte Verantwortung für den Unfall übernehmen muss.

von Thomas Vikoler

Die Vorverhandlung vor Richter Ivan Perathoner am Landesgericht zog sich über mehrere Jahre, immer wieder kam es zu Vertagungen wegen der laufenden Schadensersatz-Verhandlungen zwischen den Angehörigen von Michele Torcaso und der Versicherung des beschuldigten Lenkers des VW Passat.

Eine definitive Einigung kam nicht zustande, aber eine Anzahlung an die Eltern und die beiden Schwestern des am 12. Dezember 2020 verstorbenen 17-Jährigen.

Torcaso war mit seiner 125er KTM auf der Nordspur der Eisackuferstraße unterwegs, als er einem VW Passat, der unvermittelt die Spur gewechselt hatte, ausweichen musste. Er prallte daraufhin im Bereich des Einkaufszentrums Twenty gegen einen Pfeiler und verstarb.

Nun hat der Fahrer des VW Passat, ein Südtiroler und Freiwilliger bei einer Rettungsorganisation, vor Richter Perathoner einen gerichtlichen Vergleich zum Vorwurf der Tötung im Straßenverkehr abgeschlossen. Das von seinem Anwalt Martin Fill mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelte Strafmaß fällt äußerst milde aus: Ein Jahr Haft auf Bewährung und Entzug des Führerscheins für sieben Monate.

Der bisher nicht vorbestrafte Autolenker bekam allgemein mildernde Umstände zugesprochen, nicht aber mildernde Umstände wegen Auszahlung der Nebenkläger. Mit dem Urteil wird auch festgehalten, dass der Fahrer des VW Passat die gesamte Verantwortung für den Unfall übernehmen muss. Also keine Mitschuld des Motorradfahrers, wie von der Verteidigung aufgrund der erheblichen Geschwindigkeit der KTM behauptet wurde.

Ein Sachverständiger der Nebenkläger war auch aufgrund eines Videos der Überwachungskamera zum Schluss gekommen, dass plötzliche Ausscheren des PKW die alleinige Ursache für den tödlichen Unfall war.

Dennoch geht Verteidiger Fill davon aus, dass die milde Strafe für seinen Mandanten auch aufgrund des Unfallherganges zustande kam. Der Anwalt ist überzeugt, dass ein derartiger Unfall möglicherweise von jedem Autofahrer verursacht werden könnte. Auch wenn es in diesem Fall besonders traurig und tragisch sei, dass ein 17-Jähriger dabei das Leben verloren hat.

Nach dem Abschluss des Strafverfahrens geht die Causa nun vor einem Zivilrichter weiter, der die Höhe des den Angehörigen von Michele Torcaso zustehenden Schadensersatzes bzw. Schmerzensgeldes festlegen muss.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • andreas

    Weder das Manöver des Autofahrers, noch das des Motorradfahrers entsprachen den Verkehrsregeln, sind aber beide üblich auf der Umfahrungsstraße.
    Das Auto zog nach links, was er nicht durfte und der Motorradfaher anstatt zu beschleunigen oder bremsen, ließ sich abdrängen und fuhr gegen den Pfeiler.
    Ich sehe zwar nicht unbedingt die gesamte Schuld beim Autofahrer, der Richter wird aber wohl wegen der Schadensersatzzahlungen so entschieden haben.

    • hallihallo

      erstens ist nie über die geschwindigkeit des motorradfahrers berichtet worden und vor allem ist in einem kreuzungsbereich das überholen grundsätzlich verboten ( wird mit sofortigem führerscheinentzug bestraft).
      erstaunlicherweise ist diese zufahrt zum twenty aber immer noch offen und immer wieder überschreiten hier autofahrer die durchgehende linie und biegen in diese einfahrt ab. letzte woche mußte der gesamte verkehr auf der eisackuferstraße stark abbremsen, weil ein auto abbiegen wollte, aber noch zwei autos von der galileistraße auf die eisackuferstraße einfuhren. wenn man unfälle und tote vermeiden will, sollte man erst die gefahrenstellen entfernen, anstatt generell niedere geschwindigkeitslimits einzuführen.

  • bananajoe

    Eine Erneuerung des Führerscheins alle 10 Jahre sollte nicht bloß einen Sehtest beinhalten, sondern auch mit ein paar Fahrstunden zum Auffrischen.

    Auf der Straße sieht man immer wieder Fahrer, die nicht wissen was gewisse Verkehrsschilder oder ein durchgezogener Strich bedeuten.

    5 Fahrstunden alle 10 Jahre würden niemanden schaden, und der Allgemeinheit so viel helfen.

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